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Das Raetsel der Liebe

Das Raetsel der Liebe

Titel: Das Raetsel der Liebe
Autoren: Nina Rowan
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bevor er losfliegt.
    »Also?«
    »Ich fand diese Quittung im Schreibtisch meiner Großmutter.« Sie blätterte suchend in ihrem Notizbuch und nahm schließlich einen kleinen Zettel heraus. »Ich wusste nicht, dass sie überhaupt etwas vom Schmuck meiner Mutter verpfändet hatte.«
    Er nahm den Beleg entgegen. Dabei streifte seine Hand kurz die ihre, und sie konnte trotz der Handschuhe, die sie trug, deutlich die harten Fingerknöchel spüren. Sie riss den Arm zurück, als hätte sie sich verbrüht, ballte ihre Hand zur Faust und ließ sie neben sich auf das Sofa sinken.
    »Ihre Großmutter hatte einen Monat Zeit, um das Pfand wieder einzulösen«, bemerkte Lord Northwood, nachdem er sich den Zettel angesehen hatte.
    »Das ist mir durchaus bewusst. Und ich hätte es sogar an ihrer statt getan, wenn ich von der Transaktion gewusst hätte. Ich dachte, Mr Havers hätte die Kette vielleicht noch nicht zum Verkauf ausgelegt, oder, falls doch, dass sich noch kein Käufer gefunden hätte. Als ich in seinen Laden kam, teilte er mir jedoch mit, er hätte sie letzten Donnerstag verkauft.«
    »Und wie haben Sie den Namen des Käufers herausgefunden?«
    Wieder verfärbten sich ihre Wangen. »Mr Havers lehnte – und dies sicher mit Recht, wie ich vermute – jegliche Auskunft über den Namen des Käufers ab«, erläuterte sie. »Während er mit einem anderen Kunden beschäftigt war, entdeckte ich hinter dem Ladentisch sein Kassenbuch. Es gelang mir … nun ja … ich lieh es mir kurz aus und suchte mir die nötigen Informationen heraus.«
    Ein Lächeln zupfte an seinem Mundwinkel. Leicht fasziniert beobachtete sie, wie sich auf seiner Wange ein Grübchen bildete, was den ernsten, kantigen Gesichtszügen beinahe etwas Jungenhaftes verlieh. »Sie haben Mr Havers’ Kassenbuch entwendet?«
    »Ich habe es nicht entwendet.« Sie sträubte sich ein wenig gegen diesen unerquicklichen Ausdruck. »Ich habe es mit aus dem Laden genommen, das stimmt, aber nur für etwa zehn Minuten. Ich gab einem kleinen Jungen einen halben Schilling dafür, dass er es wieder zurückbringt und an seinen Platz legt, ohne dass Mr Havers etwas bemerkt. In dem Buch waren ganz eindeutig Sie als Käufer des Medaillons eingetragen. Befindet es sich noch in Ihrem Besitz, Mylord?«
    Northwood ließ eine Hand in die Tasche seiner Weste gleiten. Lydia hielt den Atem an, als er die silberne Kette herauszog und das Medaillon auf seinen Handteller gleiten ließ.
    Er betrachtete es eingehend und strich mit dem Daumen über die polierte Oberfläche mit der feinen Gravur.
    »Ist das ein Phönix?«
    »Es ist ein
Fenghuang
, ein Glücksvogel. Er symbolisiert Tugend, Macht und Anmut.«
    Er drehte das Medaillon um und besah sich die Rückseite. »Und der Drache?«
    »Wird der
Fenghuang
zusammen mit dem Drachen dargestellt, symbolisieren die beiden die eheliche Verbindung von … Mann und Frau.«
    Er sah sie aus dunklen Augen an. »Von männlich und weiblich.«
    Lydia schluckte, um die plötzliche Trockenheit aus ihrem Mund loszuwerden. »Der … der
Fenghuang
selbst repräsentiert Yin und Yang.
Feng
ist der männliche Vogel,
huang
der weibliche. Zusammen mit dem Drachen stehen die beiden für eheliche Harmonie.«
    »Und die Frau?«, fragte Northwood.
    »Die Frau ist das Yin, und der Vogel
Huang
 –«
    »Nein.« Er klappte das Medaillon auf, drehte es in ihre Richtung und zeigte ihr das darin enthaltene Miniaturporträt. »Diese Frau.«
    Sie sah nicht auf das Bild. Sie konnte nicht. Stattdessen starrte sie Lord Northwood an. In seinen Augen blitzte etwas Komplexes und seltsam Vertrautes auf, als ob er die Antwort auf seine Frage bereits wüsste, aber doch aus ihrem Munde hören wollte.
    »Diese Frau«, sagte Lydia, »ist meine Mutter.«
    Er klappte das Medaillon wieder zu. »Sie ist sehr schön.«
    »Sie war es.«
    Sinus zweimal Theta ist gleich zweimal Sinus Theta mal Cosinus Theta.
    Lydia wiederholte die trigonometrische Identität so lange, bis die Bedrohung durch verstörende Gefühle vorüber war.
    Dann fragte sie: »Warum haben Sie Mr Havers das Medaillon abgekauft?«
    »Ich hatte so etwas noch nie zuvor gesehen.«
    »Und das werden Sie auch nie wieder. Mein Vater ließ es speziell anfertigen. Es ist aus reinem Silber, obwohl Sie das sicher wissen.«
    »Ich erkenne hervorragende Handwerkskunst, wenn ich sie sehe«, sagte er, wobei er den Blick von dem Medaillon löste und auf sie richtete. »Und diese Kette muss in der Tat sehr kostbar sein, wenn Sie das mitten in der
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