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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell
Autoren: Christina Czarnowske
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Tür mit einem Krach hinter sich zu. Eine andere Frage ist, dass sie nach ein paar Jahren wieder ankommen und an diese selbe Tür klopfen.
    Dennoch habe ich eine letzte Hoffnung: Er hat unter falschem Namen ein Ticket gekauft, ist in einen Flieger oder auf ein Schiff gestiegen und auf und davon. Es gibt nicht wenige Gründe, die es einem Menschen ratsam erscheinen lassen, sich zu verbergen!
    Eine vergebliche Hoffnung, sie ist unbegründet. Ich weiß, was dabei herauskommen wird. Morgen werde ich mich mit den Leuten vom Polizeidepartement treffen und die Unterlagen von sämtlichen Grenzkontrollpunkten bekommen – Häfen, Flugplätzen, Grenzübergängen. Eine elektronische Maschine wird die Mikrofilme von den Pässen bearbeitet haben. Falsche Pässe wird es nicht geben, und wenn doch, wird man mir sofort sagen, um wen es sich handelt.
    Verschwunden. Wenn ein Mensch verschwindet, müssen Motive vorhanden sein.
    Ich ertappe mich dabei, dass ich diesen Satz ständig wiederhole. Als wir bei der Beratung in Paris beim Minister die Varianten erörterten, kreiste unser Gespräch immer darum. Der Minister schob die halb volle Tasse Kaffee auf dem Schreibtisch hin und her und vermerkte etwas auf dem Bogen Papier, der vor ihm lag. Er notierte wohl kaum unsere theoretischen Konstruktionen, da war eine unsicherer als die andere.
    Ich legte die Ausgangsfakten dar, analysierte sie, schlug, wie das üblich ist, Varianten für Operationspläne vor. Und immer in dem fatalen Gefühl, dass ich mich in einem Zauberkreis bewegte, es gab keine Motive. Die ich mir zurechtgebastelt hatte, hingen in der Luft. Und alle bemitleiden mich ein bisschen, weil ihnen klar war, dass sie in der Luft hingen.
    Dann gingen die anderen in ihre Büros zurück, nahmen ihre Bedenken mit, ich blieb mit Sophie allein. Der Minister schwieg länger, als ich erwartet hatte, und sagte dann genau das, was ich vermutet hatte.
    „Sieht so aus, Bouché, als tappten wir im dunkeln.“
    Das ist sein Lieblingsausspruch, wenn ihm die Pläne für die Ermittlungen nicht gefallen. Als ob sie mir gefielen! Vermisstenmeldungen sind unsere ärgerlichsten Fälle. Sie werden bis zum Beweis des Gegenteils wie Mord behandelt. Aber Morde ohne Ermordeten, wo man nicht einmal von der gesicherten Tatsache des Mordes ausgehen kann. Und wo die Regeln der Kriminalistik sich mit nebelhaften Ratschlägen aus der Affäre ziehen.
    Was soll mir gefallen? Dass ich in einem fremden Land in einer fremden Umgebung einen klugen Spezialisten von borstigem Charakter suchen muss? Noch dazu einen Mann in einer Position, die wahrscheinlich für die Industriespionage von wenigstens zwei, drei Ländern von Interesse ist. Uns lagen keine Angaben vor über die Tätigkeit eines fremden Spionagedienstes, wir konnten uns dies aber vorstellen, da wir eine Firma für Antibiotika montierten. Arzneimittel sind eine strategische Ware, besonders in diesem Gebiet. Ein gerade freigewordenes Land ist nie richtig befreit, wenn es keine Arzneimittel für sein Volk und seine Armee hat, die dieses Volk schützen soll. Und der Verlust des Marktes und der Dividenden?
    Nein, unser Werk wird vielen ein Dorn im Auge sein, das ist klar. Aber hängt das mit dem Verschwinden von Doktor Larchey zusammen? Dieses Verschwinden kann sogar ein Schachzug sein, um die Aufmerksamkeit von etwas viel Wichtigerem abzulenken.
    Wo ist Enzo Larchey? Wer hat ihn in den letzten Tagen und als letzter gesehen? Mit wem hat er sich getroffen? Wer ist mit hineinverwickelt, ist noch jemand verschwunden? Wer hat seine Absichten gekannt, falls er welche gehabt hat? Wer hat es zur Hälfte, zu einem Viertel gewusst? Wer schweigt?
     
    Ich stoße einen ärgerlichen Seufzer aus und lege die Mappe wieder an ihren Platz. Jetzt muss ich mich daranmachen, Fingerabdrücke zu sammeln. Wenigstens die, die noch da sind. So eine Kollektion kann sich gerade dann als nützlich erweisen, wenn man es nicht erwartet.
    Als ich das Schubfach zuschieben will, spüre ich, dass da noch etwas ist. So ist das immer, das Gefühl ist zuerst da. Daran bin ich gewöhnt, und ich kenne es; wenn ich es nicht beachtet habe, war es immer ein Fehler. Deshalb stehe ich da und versuche zu analysieren, was mich irritiert. Offensichtlich ist es in dem Schubfach.
    Bleistifte, Kugelschreiber, Spitzer, Lineale, ein ganzes Sortiment Radierer.
    Nein, das ist es nicht.
    Das Feuerzeug! Ein schweres, massives Feuerzeug in Larcheys nüchternem Einsiedlerstil. Wieso ein Feuerzeug? Er raucht doch
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