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Das Pest-Gewölbe

Das Pest-Gewölbe

Titel: Das Pest-Gewölbe
Autoren: Jason Dark
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nicht, was es bedeutete, bis ihr einfiel, daß sich das Telefon gemeldet hatte.
    Es hing an der Wand.
    Es dauerte eine Weile, bis sich die Frau gefangen hatte. Der Anrufer war hartnäckig, er gab nicht auf, und das Geräusch bohrte sich in ihr Gehirn.
    Endlich hielt Vivian den beigen Apparat fest, schluckte noch einmal und meldete sich mit einem kaum hörbaren »Ja, bitte…«
    »Hi, Vivian! Habe ich dich gestört? Wenn ja, dann tut es mir wirklich leid.«
    »Du, Ronald!« Sie fühlte sich nicht erlöst und schrie die beiden Worte.
    »Ja, Darling, ich bin es. Himmel, was ist denn?« Seine Stimme klang plötzlich besorgt. »Was hast du?«
    »Nichts, gar nichts, ich…«
    »Geht es dir nicht gut? Hast du dich geärgert?«
    Vivian schwieg. Mit dem Apparat in der rechten Hand taumelte sie quer durch das Bad und ließ sich wieder auf dem Hocker nieder, während ihr Mann immer wieder Fragen stellte.
    »Ich bin noch da, Ronald.«
    »Okay, ich freue mich. Aber ich freue mich nicht über deine Reaktion. Was hast du denn? Bist du enttäuscht, Vivian?«
    »Weshalb sollte ich denn enttäuscht sein?«
    »Ich weiß es ja nicht. Aber du hast am Abend die neue Creme ausprobiert. Da kann es passieren, daß du in deinen Erwartungen nicht bestätigt worden bist. Was auch nichts Schlimmes ist, Vivian, wir werden darüber reden, versprochen.«
    »Reden, reden.« Sie lachte wieder schrill. »Glaubst du denn, daß du damit weiterkommst?«
    Ronald war entsetzt. »Himmel, Vivian, was ist passiert? So kenne ich dich gar nicht.«
    »Nichts ist passiert, gar nichts. Verdammt noch mal!« schrie sie. »Steck dir deine Kosmetik in den Hintern!« Sie fluchte noch einmal und schleuderte den Apparat zu Boden.
    Der Kunststoff zersprang. Die kleinen Stücke rutschten und wirbelten über den glatten Boden, während Vivian ihr Gesicht in den Händen vergrub und hemmungslos schluchzte.
    Es war mein Freund Bill Conolly, der mich mit dem Fall in Berührung brachte. Er war in unserem Büro erschienen, hatte Glenda eine Schachtel Pralinen mitgebracht und hatte sich dann auf Sukos Platz gesetzt, denn der Inspektor stand am Fenster und sprach davon, was man mit einem so herrlichen Tag anfangen sollte.
    »Weggegangen – Platz vergangen«, sagte Bill und streckte die Beine aus. Dann grinste er mich an.
    »Guten Morgen mal.«
    »Einen wunderschönen guten Morgen, John. Ich hoffe, es wird auch ein toller Tag.«
    »Bisher schon.«
    »Das dachten wir«, meinte Suko, der auf der Schreibtischkante seinen Platz fand.
    »Und jetzt sind wir uns da nicht mehr so sicher«, übernahm ich wieder das Wort.
    »Ach. Hängt das womöglich mit mir und meinem Erscheinen hier bei euch zusammen?«
    Suko nickte mir zu. »Er ist ein Schnellmerker.«
    »Sogar ein ganz großer«, bestätigte ich.
    Bill nahm es gelassen. »Soll ich wieder gehen?«
    Suko und ich schauten uns an. »Nun ja«, sagte der Inspektor. »Er könnte uns ja zunächst mitteilen, was ihn zu dieser frühen Stunde hergeführt hat.«
    »Könnte er das?« dehnte ich.
    »Frag ihn doch.«
    »Und wenn wir nicht wollen?«
    »Hat er Pech gehabt.«
    Bill Conolly hatte einen starren Blick bekommen. Er schaute einmal mich an, wenn ich sprach, dann Suko, wenn der redete, und tippte sich schließlich mit der Spitze des Zeigefingers einige Male gegen die Stirn.
    »Ich frage mich, wo ich hier gelandet bin. In einem Käfig voller Narren? Oder übt ihr für eine neue Comedy-Show à la Al Bundy?«
    »So ähnlich«, sagte ich. »Suko hat bereits einen Job in einem Schuhgeschäft bekommen.«
    »Ah, er will dort verkaufen.«
    »Nein«, sagte Suko, »nicht verkaufen. Ich bin für den Riechtest verantwortlich. Man hat mich eingestellt, um festzustellen, ob die Kunden Schweißfüße haben oder nicht.«
    »Wie schön. Was ist, wenn sie Schweißfüße haben?«
    »Werde ich sie waschen.«
    Bill schlug beide Hände vor sein Gesicht. »Ich werd nicht mehr«, stöhnte er. »Wie können zwei erwachsene Menschen nur so beknackt sein? Was ist los?« Er ließ die Hände wieder sinken. »Hat dir die Frühlingssonne geschadet?«
    »Nein, wir freuen uns nur.«
    Bill grinste mich an. »Sag aber nicht, daß ihr euch über meinen Besuch freut.«
    »Klar.«
    »Und warum?«
    »Weil du sicherlich etwas vorhast und der Tag durch dich erst richtig schön wird.«
    »Aha, das meinst du?«
    »Ich gehe davon aus.«
    »Sei nicht zu voreilig, John«, warnte Suko. »Du weißt selbst, daß wir bei Bill immer wieder mit bösen Überraschungen rechnen müssen. Oder liege
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