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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Elmer Mendoza
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Abend hatte er den Abschluss eines Geschäfts gefeiert, das ihnen Millionen von Dollars und Folgeaufträge einbringen würde.
    Er wählte die nächste Nummer. Ja, bitte. Sinnliche Stimme. Guten Tag, Neuigkeiten? Sie wollen alles im Voraus. Wie misstrauisch. Das ist eben ihr Stil, du weißt ja, wie die Hauptstädter sind, wenn’s ums Geschäft geht, trauen sie nicht mal ihrer Großmutter. Morgen Abend kriegen sie achtzig Prozent, den Rest behalten wir als Garantie, falls die Ware gefakt ist. Darauf werden sie sich nicht einlassen, außerdem liefern sie Originalware. Dann sag ihnen, das sei eben unser Stil. Wir sollten keine Spielchen mit ihnen treiben, und noch mal, damit du’s begreifst: die werden keinen Finger rühren, bevor das Thema Geld nicht geregelt ist. Also kümmer dich drum, ich ruf dich morgen wieder an. Bist du noch in Yucatán? Da war ich nie, in Saltillo dagegen gibt es nach wie vor das beste Agavenbrot. Er legte auf. Auch wenn er nie mit Dulce Arredondo schlafen würde: sie gefiel ihm.
    Señor Olmedo, bitte. Er ist nicht da, soll ich ihm etwas ausrichten? Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern, ich bin Leo McGiver, wir hatten miteinander gesprochen. Ah, ja; ich habe ihm Ihre Grüße ausgerichtet und soll Ihnen sagen, dass er Sie heute Abend um zehn bei sich zu Hause erwartet. Ausgezeichnet, aber ich würde trotzdem gern mit ihm sprechen, wenn das möglich ist. Mmm ... ich fürchte nein, er hat mich aus Altata angerufen, und wenn er von dort aus anruft, ist es unwahrscheinlich, dass er sich noch mal hier blicken lässt. Wie gut Sie das einschätzen können. Nach zwölf Jahren kennt man eben seinen Chef. Richten Sie ihm meine Glückwünsche aus, eine gute Sekretärin ist schon der halbe Erfolg. Können Sie ihm das nicht sagen, vielleicht erhöht er mir dann mein Gehalt. Mache ich, und wenn er es Ihnen nicht erhöht, kommen Sie einfach zu mir. Ich hoffe, es klappt mit der Gehaltserhöhung. Sie verabschiedeten sich.
    Er öffnete die Tür, Frühstücksdüfte wehten ins Zimmer. Wie lange war es her, seit er zum letzten Mal Eier mit Chorizo gefrühstückt hatte? Als der Kellner weg war, hob er den Deckel vom Teller und nahm einen Bissen. Wenn ich nicht rechtzeitig die Fliege gemacht hätte, wäre ich heute eine fette Sau von hundertdreißig Kilo; unmöglich, bei solchen Köstlichkeiten nicht schwach zu werden. Dann rief er Olmedo auf dem Handy an, aber er ging nicht ran.
    Er frühstückte weiter. Meine Mutter, die wusste auch,wie man eine Chorizo richtig brät, Gott hab sie selig. Früher waren Mütter immer auch gute Köchinnen. Heutzutage bringen sie nur noch Schinkensandwich mit Mayonnaise und Pommes frites zustande, und dazu gibt’s Coca-Cola. Widerlich. Was waren das damals noch für Zeiten. Wenn es kalt war, gab’s vor der Schule immer Haferbrei oder heiße Schokolade. Vielleicht hat sich die Welt deshalb so verändert: weil das Essen so ungesund ist und keiner mehr kochen kann. Ring. McGiver erhielt nie Anrufe. Ring, ring. Sein Herz zog sich zusammen. Er hatte kein Handy, und normalerweise wusste niemand, wo er abstieg. Ring, ring, ring. Er nahm ab. Warum gehst du nicht ran, Junge, warst du gerade auf dem Scheißhaus oder was? Mit wem habe ich das Vergnügen? Ich bin’s, dein Vater. Jetzt krampfte sich sein mit Chorizo und Rührei gefüllter Magen endgültig zusammen. Gestern wolltest du nicht auf mich hören, also schicke ich dir in fünf Minuten zwei Boten vorbei, und dass du mir ja spurst, hörst du? Wer sind Sie? Dein Vater, hab ich doch gesagt. Er legte auf. Was war denn das? McGiver war hart ihm Nehmen, alle Schmuggler waren das, aber er achtete strikt auf höfliche Umgangsformen, und das hier gefiel ihm ganz und gar nicht. Sein Vater, was sollte das heißen? Er hatte ein mulmiges Gefühl und beschloss, sich aus dem Staub zu machen, aber kaum war er aufgestanden, klopfte es an der Tür. Verdammt, murmelte er. Machen Sie auf, die Stimme klang fordernd. McGiver, der noch im Hemd war, zog sich das Sakko an, entsicherte seine Smith & Wesson und steckte sie in den Hosenbund. Dann wollen wir mal. Wer ist da? Unser Treffen wurde gerade vereinbart, du Schwachkopf, also mach die Tür auf oder wir treten sie ein.
    Es waren Vanessa, seine Gespielin vom Vorabend, und der Muerto, der höchstens neunzehn war und gerade eine Herstal Five-seven auf ihn richtete, auch bekannt unter dem Namen Bullentöter. Heiliger Bimbam, murmelte der Schmuggler, Alter schützt vor Torheit nicht.
    Mich lässt keiner
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