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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Elmer Mendoza
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vor der Tür warten, schon gar nicht ein Wichser wie Sie, blaffte der Muerto mit der Pistole in der Hand, ohne die Tür ganz zu schließen. McGiver hatte nur Augen für Vanessa, die eine enge Jeans und eine rote Bluse trug. Was für ein schönes Mädchen, dachte er und sagte: Dann haben Sie also eine Nachricht für mich? Maul halten, jetzt rede ich, wissen Sie, welche meiner Freundinnen das AK-47 erfunden hat? Einen Scheiß weiß der, sagte der Killer, der kann ja nicht mal eine blöde Tür aufmachen. Der Schmuggler lächelte. Schnauze, drohte das Mädchen, das bei Tag hübscher war als bei Nacht. McGiver hob scherzhaft die Arme, um anzuzeigen, dass er von jetzt an schweigen würde. Sollte es Ihnen noch nie jemand gesagt haben, Sie sind ein echter Kotzbrocken. Soll ich dem Wichser eine Kugel verpassen?, der Junge war jetzt richtig in Fahrt, wollte Eindruck schinden bei der dunklen Schönheit mit den funkelnden Augen. Noch ein paar Minuten Geduld, dann gehört er dir. Vanessa drehte sich leicht in seine Richtung, und der Killer deutete ein Lächeln an. Ein eisiges Lächeln. Ablenkung genug, damit der Schmuggler zwei Schüsse auf ihn abfeuern und das Mädchen ins Visier nehmen konnte. Langsam sackte der Muerto zusammen, überrascht, ohne die Pistole loszulassen, beseelt von dem Wunsch, zu erzählen, was er auf dem Weg ins Jenseits sah. McGiver steckte sich den Bullentöter in den Gürtel und wandte sich der blassen Vanessa mit Doppel-S zu, sieht so aus, als wären wir zumAlleinsein verdammt; der Typ, der bei mir angerufen hat, ist das dein Chef? Sie nickte. Ein Geschäftsmann? Ja. Was will er von mir? Das wird er Ihnen selber sagen, aber es geht um Waffen. Das Mädchen war wie gelähmt vor Entsetzen, leichenblass, trockene Lippen. Bist du mit dem Auto hier? Ja, stammelte sie. Du kannst ruhig den Mund aufmachen, wir sind ja nicht in einem dieser Schuppen, in denen man sein eigenes Wort nicht versteht. McGiver tätschelte sich Aftershave ins Gesicht, packte rasch seine Sachen zusammen, darunter ein blauer Monteuranzug, legte die Pistole und den Schatz seines Freundes in den Koffer; gemeinsam verließen sie das Zimmer.
    Während der Fahrt erkannte er die Hidalgo-Brücke, das mythische Viertel Tierra Blanca, berühmt geworden durch die Gomeros, die Narcos in den Sechzigern, die gepflasterten Straßen, über die er mehr als einmal hatte flüchten müssen. Dann nahm er Vanessa in Augenschein. Sie war hübsch, kräftig gebaut, hatte weiche Haut und schwarze, schulterlange Haare; er wusste, dass die organisierten Banden immer mehr Frauen aufnahmen, also würde er ihr keine Fragen stellen, er machte sich auch keinen Kopf darüber, dass durch den Auszug aus dem Hotel seine Pläne durcheinandergeraten waren: das würde er schon irgendwie regeln. Das Mädchen drückte auf eine Fernbedienung, eine Garagentür glitt leise auf. Sie kamen auf einen großen Hof, auf dem vier Cheyennes und ein BMW standen. Zwei Männer, die deutlich sichtbar Waffen trugen, näherten sich. Wo ist Señor de la Vega? In seinem Büro, er kocht vor Wut. Warum? Wissen wir nicht. Vanessa gab McGiver zu verstehen, dass er ihr folgen sollte. Ein paar schlecht gepflegte Pflanzen. In der Eingangshalle wurde McGiver gefilzt, man nahm ihm dieSmith & Wesson und den Bullentöter ab. Die bewahre ich für Sie auf, Kollege. Dann durchquerten sie ein Zimmer mit schwarzen Ledersesseln, überall stand Krimskrams herum, die Wände waren übersät mit Familienfotos; die könnten ruhig ein paar Kunstwerke aufhängen, dachte der Schmuggler, gleich neben den Fotos der Großmutter oder der Erstkommunion der Kinder. Ganz ähnlich hatte es auch bei seinen Eltern ausgesehen; durch die dünnen Vorhänge fiel das Morgenlicht herein, dahinter sah man das Stadion der Dorados. Vor einer weißen Tür blieben sie stehen. Kommt rein, sagte eine Stimme, nachdem Vanessa sie angekündigt hatte.
    Normales Büro: Schreibtisch, Computer, Versammlungsraum. Dioni de la Vega saß bequem zurückgelehnt in einem Ledersessel. Kurioser Fall. Er stammte aus der Oberschicht, um seinen Wandel zum Narco rankten sich Mythen. Es waren mehrere Versionen im Umlauf, über die er selbst nur lachte. Er war um die fünfunddreißig, schlank, kurz getrimmter Bart. Du bist also Leo McGiver. Ihr Haus ist sehr gemütlich, Señor de la Vega, ein, zwei kleine Veränderungen, und schon hätte man einen Palast. Red keinen Blödsinn und setz dich hin, er zeigte auf einen weiteren Ledersessel. Imelda, bring dem Mann was zu
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