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Das Orakel von Port-nicolas

Das Orakel von Port-nicolas

Titel: Das Orakel von Port-nicolas
Autoren: Fred Vargas
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usw.
    Marc«
     
    Louis ging an der Maschine vorbei. Vor Mathias’ unerschütterlichem Blick lief Marc von der Kurbel zum Hebel und übergab ihm die Botschaften. Marc sah Louis und kam auf ihn zu. Mathias blieb neben dem Sockel der Maschine stehen, den Blick starr zu Boden gerichtet.
    »Ich fahre auf einen Sprung nach Rennes«, sagte Louis. »Ich muß in ein paar Büchern was nachsehen. Ich komme heute abend zurück. Wenn ihr mit den Weissagungen fertig seid, behaltet den ganzen Tag das Haus Sevran und das Haus Darnas im Blick, ist das möglich?«
    »Darnas?« fragte Marc.
    »Ich habe keine Zeit, es dir zu erklären. Es geht durcheinander. Jedenfalls haben sowohl Darnas als auch Pauline das Café nach Kugel 7 verlassen und sind zurückgekommen, bevor ich gegangen bin. Es geht durcheinander, sag ich dir. Denk an Gaèl, überwacht sie alle. Was macht Mathias da? Hält er nach einem Maulwurf Ausschau?«
    Marc drehte sich um und beobachtete Mathias, der jetzt in die Hocke gegangen war und reglos das Gras musterte.
    »Oh … so was macht er ständig, mach dir keine Sorgen, bei ihm ist das normal. Ich hab’s dir ja gesagt, der Typ ist sehr fixiert, Archäologen sind so. Ein schiefstehender Löwenzahn und schwupps, das geht ihm gegen den Strich, er denkt, da liegt ein Feuerstein drunter.«
    Um drei stieg Louis in Rennes aus, es mußte schnell gehen, er machte sich Sorgen. Er hoffte, daß Marc es geschafft hatte, die Weissagungen der Maschine sein zu lassen, und Mathias sich von seinem archäologischen Verdacht hatte losreißen können. Er wollte, daß sie wachten.

28
    Louis verbrachte die Rückfahrt damit, Bufo auf der Zugtoilette zu befeuchten – der Wagen war trocken, überheizt und Amphibien abträglich –, den Sitzplatz zu wechseln, den Blick zu heben und zu beobachten, was sich in der verglasten Gepäckablage spiegelte, die unter der Wagendecke verlief, sowie Gedanken wiederaufzunehmen, die sein Besuch in der Stadtbibliothek von Rennes in eine andere Richtung gelenkt hatte. Ohne auch nur den Anflug eines Beweises konnte er nicht direkt aufs Ziel anlegen. Er würde das über Bande machen müssen, eine wirklich heikle Billardpartie mit drei Kugeln. Was hatte der Typ im Café de la Halle gesagt? »Karambolage ist ehrlicher, da weißt du gleich, daß du dumm bist«, irgendwas in der Art. Natürlich. Alles liegt darin, das Manöver nicht zu verpatzen. Eine Stunde vor Quimper schlief er tief und fest ein.
    In der Dunkelheit des Bahnhofsvorplatzes entdeckte er Marc, wie immer ganz in Schwarz, erst im letzten Augenblick. Dieser Typ hatte die Gabe, zu jedem beliebigen Zeitpunkt vor einem aufzutauchen und seine Erregtheit auf einen zu übertragen, wenn man nicht aufpaßte.
    »Was machst du denn hier?« fragte Louis. »Überwachst du nicht?«
    »Mathias liegt vor den Sevrans auf der Lauer, und die Darnas essen mit dem Bürgermeister zu Abend. Ich bin gekommen, um dich abzuholen, ist doch nett, oder?«
    »Gut, sag mir, was los ist, aber bitte faß dich kurz.«
    »Lina Sevran beginnt heimlich ihre Koffer zu packen.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich bin auf das Dach des Hauses gegenüber geklettert und habe beobachtet. Ein kleiner Koffer, ein Rucksack, sie nimmt nur das Allernötigste mit. Als Sevran das Haus verlassen hat, ist sie los, um sich für morgen früh um sechs ein Taxi zu bestellen. Kann ich ausführlich werden, oder mach ich weiter mit der Kurzfassung?«
    »Besorg uns ein Taxi«, sagte Louis. »Wir müssen uns beeilen. Wo ist Guerrec?«
    »Er hat Jean in Polizeigewahrsam genommen, und der Pfarrer ist eingeschnappt. Heute nachmittag war Guerrec bei Gaèl, immer noch das gleiche. Mathias hat gut auf seiner archäologischen Fundstätte gearbeitet …«
    »Schnell, besorg uns ein Taxi.«
    »Ich habe dir gerade von Mathias’ archäologischer Fundstätte erzählt, verdammt.«
    »Verflucht noch mal!« rief Louis, der sich nun seinerseits aufregte. »Kannst du denn nicht auseinanderhalten, was wichtiger ist? Was soll ich mit der archäologischen Fundstätte von Mathias anfangen? Was soll ich damit anfangen, daß ihr beide völlig bescheuert seid?«
    »Du hast Glück, daß ich der gute Mann bin, der dir sein Bein leiht und seine Geduld, aber es bleibt dabei, daß Mathias’ Fundstätte ein Grab ist. Und wenn du willst, daß ich mich kurz fasse, daß ich die Informationen verdichte, dann ist es das in geringer Tiefe ausgehobene Grab von Diego, die Leiche von einer Schicht Kies bedeckt und das Ganze zugemauert mit zwei Stützen
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