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Das Orakel des Todes

Das Orakel des Todes

Titel: Das Orakel des Todes
Autoren: John Maddox Roberts
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auf wessen Seite sie sich wohl schlagen, wenn es zu einem Bruch zwischen Caesar und dem Senat kommt.“
    „Zur Zeit werden gerade neue Truppen für einen Krieg in Syrien gedrillt“, entgegnete Hermes. „Sie sind in ihrer Loyalität nicht festgelegt. Ich denke, sie folgen jedem, den der Senat zu ihrem Anführer bestimmt. Dass sie allerdings für Caesar eine ernsthafte Bedrohung darstellen, kann ich mir nicht vorstellen.“ Wir hatten beide lange Zeit mit Caesars Armee in Gallien verbracht und wussten daher nur zu gut, was für eine brutale Bande seine Soldaten waren. Caesar hatte sie acht Jahre lang angeführt, und sie hatten sich ihm mit Leib und Seele verschrieben. Er war ihr Patron, und sie waren seine Klienten.
    Als der Tag zu Ende ging, kehrte Julia zurück und berichtete, was sie herausgefunden hatte. „Ich war den ganzen Tag bei Iola und den verbliebenen Bediensteten des Orakels.“
    „Vermutlich haben sie nicht gestanden, Beihilfe zu dem Mord geleistet zu haben.“
    „So ist es.“
    „Schade. Es hätte die Sache enorm erleichtert.“
    „Ja, wenn das Leben doch so einfach wäre, wie du es dir wünschst! Aber ich habe eine Menge über den Hekate-Kult gelernt, über seinen Ursprung und seine Geschichte. Ziemlich faszinierend, das muss ich sagen.“
    „Das glaube ich dir gerne. Hast du zufällig auch irgendetwas über eine tödliche Feindschaft zwischen den Hekate-Anhängern und den Priestern des Apollo in Erfahrung gebracht?“
    Julia seufzte. „Du bist immer so stur, wenn du in einem Fall ermittelst. Ich wünschte, du würdest auch der Kultur und dem Studium ein wenig Zeit widmen.“
    „Alles zu seiner Zeit, meine Liebe. Sobald ich mich zur Ruhe setze, werde ich viele dicke, langweilige Bücher schreiben, vielleicht widme ich mich sogar der Philosophie. Brutus und Cicero und einige weitere Bekannte von mir scheinen ihr große Bedeutung beizumessen.“
    „Ach, übrigens - wir sind bei Marcus Duronius zum Abendessen eingeladen.“
    „Hervorragend“, entgegnete ich. „Wie ich gehört habe, wird man dort exzellent bewirtet.“
    Sie verpasste mir einen kräftigen Stoß in meine expandierende Taille. „ Du solltest weniger Zeit bei Tisch verbringen und häufiger ins Gymnasium gehen. Das bequeme Leben bekommt dir nicht. Du wirst schlaff.“
    „Die Anforderungen meines Amtes lassen mir nicht viel Zeit fürs Gymnasium.“ Das hämische Schnauben, mit dem sie meinen Einwurf kommentierte, sagte alles.
    „Ich gehe jetzt und rede noch mit ein paar Priesterinnen der Umgebung. Wir sehen uns dann beim Abendessen im Hause des Marcus Duronius. Es wäre schön, wenn du nüchtern erschienst.“

    Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Julia mir nicht traute. Ich wusste auch, warum sie sich plötzlich Sorgen um meine körperliche Verfassung machte. Sie erwartete, dass ich sofort zu den Waffen eilte und mich Caesars Armee anschloss, sobald er rief. Aber ich hatte bereits unter Caesar gedient und wollte nichts mehr damit zu tun haben. Sie hielt Pompeius für einen ausgemachten Schurken und glaubte, dass der Senat Onkel Caius Julius nicht genügend Ehre erwies. Ich persönlich sah nicht den geringsten Unterschied zwischen Caesar und Pompeius und war der Meinung, dass der Senat Caesar bereits mehr Ehre erwiesen hatte, als er verdiente. Dass einige seiner Forderungen abgelehnt geworden waren, war einzig und allein dem üblichen Ränkespiel geschuldet, das die römische Politik in jenen Tagen prägte.
    An jenem Abend traf ich, nur in Begleitung von Hermes, stocknüchtern im Haus des Duronius ein. Na ja, sagen wir, einigermaßen nüchtern. Wie die meisten Anwesen in diesem Teil Italias war auch dieses ausgedehnt und weitläufig. Duronius war Weinimporteur und Bankier, ein absolutes Erfolgsrezept zur Anhäufung von Vermögen, wenn es ,denn ein solches Rezept gab. Die Abendgesellschaft erwies sich als amüsantes, bunt zusammengewürfeltes Häuflein, ausgewählt, um einen unterhaltsamen Abend zu garantieren. Meine Wenigkeit hatte man wohl eingeladen, um jemand von Ansehen und Würde dabeizuhaben. Als Vertreter des Wohlstands war unser Gastgeber Duronius zugegen und, für die Schönheit eine faszinierende Dame aus Stabiae namens Sabinilla, die Weisheit vertrat ein in der Gegend hoch angesehener Philosoph namens Gitiadas, für die geistreiche Erbauung sollte der aufstrebende Dramatiker Pedianus sorgen, der sich einer wachsenden Beliebtheit als Komiker erfreute, und der kurzweiligen Belustigung mit niederem Humor diente die
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