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Das Orakel der Seherin

Das Orakel der Seherin

Titel: Das Orakel der Seherin
Autoren: Christopher Pike
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Während der letzten Jahre, erklärt James, habe sein Vater sich mit Suzamas Schrift beschäftigt und damit, das Wissen, das in ihr enthalten sei, der Welt nahezubringen. James läßt unerwähnt, wie sein Vater in den Besitz dieser Schrift gekommen ist – vermutlich, weil Dr. Seter selbst darüber sprechen wird.
    James hält die Einführung kurz, und so steht sein Vater schon wenig später darauf auf dem Podium. Seine Stimme klingt etwas nasal, aber angenehm. Er begrüßt die Zuhörer zuerst und bedankt sich für ihr Kommen. Dann zögert er und lächelt schüchtern in die Runde.
    »Es ist eine ungewöhnliche Behauptung«, beginnt er, »zu sagen, der Messias sei in die Welt zurückgekommen. Zu erklären, daß er an diesem Tag und in jenem Land geboren worden sei. Hätte ich selbst vor zehn Jahren einer Veranstaltung wie dieser als Zuhörer beigewohnt, wäre ich vermutlich spätestens nach der Einführung gegangen. Denn, wie mein Sohn James schon angedeutet hat, mein Hintergrund ist solider akademischer Art. Bis vor zehn Jahren habe ich niemals an die Wiederkehr Christi gedacht – und kaum an ihn selbst. Vielleicht überrascht Sie das; schließlich bin ich Doktor der Theologie.
    Aber die Wahrheit ist, daß ich Religion sozusagen als reine Wissenschaft studiert habe. Ich war ein Agnostiker. Ich war weder ein Gläubiger noch ein Ungläubiger, was die Religionen der Welt anging, und trotzdem fand ich sie in höchstem Grade faszinierend.
    Möglicherweise habe ich damit die Hälfte von Ihnen als Zuhörer verloren.
    Tatsächlich war es so, daß etwa ein Viertel meiner Zuhörerschaft an dieser Stelle die Veranstaltung verließ, als ich vor Jahren begann, über die Schrift der Suzama zu referieren. Ein Viertel kam über die Einleitung nicht hinaus. Seit dieser Zeit ist es mir gelungen, die Zahl der ›Flüchtlinge‹ zu dezimieren, indem ich meine Zuhörer bitte, während der folgenden Minuten ihre Zweifel beiseite zu schieben und einfach zuzuhören. Sie können sich Ihr Urteil später bilden. Sie werden genügend Zeit dazu haben, glauben Sie mir!«
    Dr. Seter unterbrach kurz seine Rede, um einen Schluck Wasser zu trinken.
    Dann räusperte er sich und fuhr fort.
    »Die Schrift der Suzama kommt aus dem alten Ägypten. Untersuchungen des Materials und eine Analyse des speziellen Stils der Hieroglyphen legen nahe, daß sie vor etwa fünftausend Jahren entstanden ist, im sogenannten prädynastischen Ägypten. Doch ich habe diese Schrift nicht in Ägypten, sondern in einem westeuropäischen Land entdeckt, dessen Namen ich Ihnen zur Zeit nicht nennen kann. Der Grund dafür mag einigen von Ihnen klar sein, und manche mögen mich dafür verachten.« Er zögert, bevor er fortfährt: »Ich habe Suzamas Schrift mit nach Amerika genommen, um sie dort zu studieren, ohne die Erlaubnis des betreffenden Landes einzuholen, in dem ich sie gefunden habe. Damit habe ich sie gewissermaßen gestohlen, wofür ich keine Entschuldigungen finden will. Solange ich aber den Namen des Landes nicht nenne, um das es hier geht, ist eine rechtliche Verfolgung nicht möglich. Es mag eitel klingen, aber ich habe die Schrift mit mir genommen, weil ich glaubte, daß ich von der Ausbildung her am ehesten derjenige sei, der die Schrift auswerten könne.
    Viele von Ihnen werden das als einen ungeheuerlichen Akt von Egoismus halten. Indem ich die Originalschrift der Öffentlichkeit vorenthalte, stellt sich unverzüglich die Frage nach deren Echtheit. Welcher ehrbare Wissenschaftler würde sich schon so verhalten wie ich, nicht wahr? Wenn Sie mir vor zehn Jahren gesagt hätten, daß ich mich eines Tages so verhalten würde, hätte ich es empört abgestritten. Ich hätte gesagt, daß jedes alte Kunstwerk, jedes Fundstück der ganzen Welt gehöre und ihr zugänglich gemacht werden müsse. Nichts dürfe versteckt und geheimgehalten werden. Dies gehört schließlich zum Glaubensbekenntnis eines jeden Wissenschaftlers. Und trotzdem halte ich dieses Dokument verborgen. Warum?
    Weil ich glaube, daß die Schrift der Suzama Informationen enthält, die gefährlich werden könnten, wenn man sie an die Öffentlichkeit bringt.
    Gefährlich für wen, mögen Sie an dieser Stelle fragen. Für Christus selbst, der noch ein Kind ist, und für die Öffentlichkeit allgemein. Denn Suzama, die bedeutendste Hellseherin ihrer Zeit, hat hier Informationen niedergeschrieben, die es ermöglichen könnten, Christus zu finden, bevor die Zeit dafür reif ist.
    Außerdem enthält die Schrift
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