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Das Obama-Syndrom - leere Versprechungen, Krisen und Kriege

Das Obama-Syndrom - leere Versprechungen, Krisen und Kriege

Titel: Das Obama-Syndrom - leere Versprechungen, Krisen und Kriege
Autoren: Tariq Ali
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Militärbasis Aden einmal abgesehen – nie kolonisiert wurde.
    Doch vor dem Unabhängigkeitskampf kam es in der Region noch zu zwei Interventionen, die von der Ankunft einer neuen, ungleich stärkeren imperialen Macht kündeten. Erstens erklärte US -Präsident Eisenhower 1943, er betrachte das Öl der Saudis als »vital für die Sicherheitsinteressen der USA «. Und zweitens unternahmen zionistische Kräfte, was Frankreich in Algerien und Italien unter Badoglio in Libyen getan hatten: Sie eroberten mit militärischen Mitteln Land und Siedlungen in Palästina, um dort eigene Siedler unterzubringen. Bis heute sind Öl und Israel die zwei ewigen Konstanten in der amerikanischen Nahostpolitik. Amerikas Strategie war jedoch nicht nur imperialistisch, sondern hegemonial: Sie zielte darauf ab, blockfreie arabische Staaten für den Westen zu gewinnen und den Einfluss der Sowjets zurückzudrängen. Der entscheidende Moment kam im Oktober 1973, dem Höhepunkt arabischer Einheit – und ihrem Ende. Während des Yom-Kippur-Krieges eroberte Ägypten innerhalb weniger Tage von Israel besetzte Gebiete östlich des Suezkanals, Syrien gewann sein verloren gegangenes Land auf den Golanhöhen zurück. Die OPEC unterstützte die Forderung an Israel, aus den seit 1967 besetzten Gebieten Palästinas abzuziehen, mit der Drohung, die Ölförderung zu drosseln. Doch innerhalb einer Woche wendete sich das Kriegsglück, weil die USA massiv Waffen nach Israel einflog. Die dritte Armee Ägyptens fand sich plötzlich in der Wüste eingekesselt. Nur Washington konnte sie noch retten. Kissinger nutzte die Chance, das führende Land Arabiens in die US -Ordnung einzubinden. In den folgenden fünf Jahren machte Sadat ein Zugeständnis nach dem nächsten – er beendete das Ölembargo, öffnete den Markt für amerikanisches Kapital, schloss die PLO von Verhandlungen aus und ließ sich in der Palästinenserfrage immer weiter vertrösten. Die Gegenleistung: Israel zog sich ein paar Kilometer in die Weite der Wüste Sinai zurück. Der 1979 schließlich unterzeichnete Vertrag war weniger ein Friedensvertrag als vielmehr eine einseitige Erlaubnis, Krieg zu führen: Ägypten behielt seine Armee, verzichtete aber darauf, sie einzusetzen. Nun, da die Macht der Araber neutralisiert war, verdoppelte Israel sein Arsenal, marschierte im Libanon ein, schlug die Intifada der Palästinenser nieder und drängte Amerika, gegen den Irak und den Iran vorzugehen.
    Weithin wird angenommen, dass nach 1990 eine dritte Phase begann. Der Kalte Krieg war vorbei, und die USA ließen ihre militärische Macht völlig ungehindert von der Leine. Damit schufen sie ein Konfliktfeld, das vom östlichen Mittelmeer bis an den Hindukusch reicht. Mit der Operation Desert Storm begann eine gewaltige Verlegung amerikanischer Soldaten und Waffen auf die Arabische Halbinsel und eine Ausweitung der Marinestützpunkte im Persischen Golf und im Arabischen Meer. Und diese Waffen wollten eingesetzt werden: erst gegen den Irak, dann nach dem Schock vom 11. September 2001 in Afghanistan, anschließend wieder im Irak. Die Souveränität Pakistans wurde mit Füßen getreten, as-Saleh im Jemen mit Militärhilfe und bewaffneten Drohnen unterstützt. In den 1990ern durften die Diktatoren der arabischen Welt noch einmal durchatmen. Woanders wurden Autokraten verjagt und Parlamente gegründet, doch hier lag alles unter einer dicken Schicht Eis. Prowestliche Regimes wurden mit amerikanischem Geld umgarnt, ihre Spitzelsysteme und Folterkammern in das System von USA und EU eingebunden. »Säkulare« Staaten wie Algerien und Syrien wurden als Bollwerke gegen den Islamismus heimlich unterstützt. Immer mehr setzte sich, von der Führungsspitze der Staaten an abwärts, das Gefühl durch, keinerlei Rechtsverstöße der Machthaber würden bestraft.
    Nach 1990 ging es für die arabische Welt also eindeutig bergab, während in Lateinamerika und Südostasien gewal tige wirtschaftliche und gesellschaftliche Fortschritte ge macht wurden – in Ländern, denen die arabischen Staaten noch in den 1960er- und 1970er-Jahren voraus gewesen waren. Bei Erlangung der Unabhängigkeit waren diese zwar weitgehend landwirtschaftlich geprägt gewesen, mit einem verarmten Subproletariat nur dort (Ägypten, Algerien), wo die Kolonialmächte zur gewerblichen Nutzung im großen Stil Land enteignet hatten. Staatliche Investitionen, industrielles Wachstum und bescheidene Landreformen brachten in den ersten Jahrzehnten der Unabhängigkeit
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