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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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sollte nun so sein.
Gunther, edler König · bei aller Tugend dein
Ersetze mir das Herzeleid · das mir von dir geschehn;
Versühn' es, kühner Ritter · so daß ich's mög' dir zugestehn.
    »Ergib dich mir zum Geisel · mit Hagen deinem Mann:
So will ich verhüten · so gut ich immer kann,
Daß euch bei den Heunen · jemand Leides tut.
Ihr sollt an mir erfahren · daß ich getreu bin und gut.«
    »Das verhüte Gott vom Himmel!« · sprach Hagen entgegen,
»Daß sich dir ergeben · sollten zwei Degen,
Die noch in voller Wehre · gewaffnet vor dir stehn
Und noch so frei und ledig · vor ihren Widersachern gehn.«
    »Ihr solltet's nicht verweigern« · so sprach Dietrich,
»Gunther und Hagen · ihr habt so bitterlich
Beide mir bekümmert · das Herz und auch den Mut,
Wollt ihr mir das vergüten · daß ihr es billiglich tut.
    »Ich geb' euch meine Treue · und reich' euch drauf die Hand,
Daß ich mit euch reite · heim in euer Land.
Ich geleit' euch wohl nach Ehren · ich stürbe denn den Tod,
Und will um euch vergessen · all meiner schmerzhaften Not.«
    »Begehrt es nicht weiter« · sprach wieder Hagen:
»Wie ziemt es, wenn die Märe · war' von uns zu sagen,
Daß zwei so kühne Degen · sich ergäben eurer Hand?
Sieht man bei euch doch niemand · als alleine Hildebrand.«
    Da sprach Meister Hildebrand · »Gott weiß, Herr Hagen,
Den Frieden, den Herr Dietrich · euch hat angetragen,
Es kommt noch an die Stunde · ihr möchtet gern ihn nehmen.
Der Sühne meines Herren · könnt ihr mit Fug euch bequemen.«
    »Auch nahm' ich eh' die Sühne« · sprach Hagen entgegen,
»Eh' ich mit Schimpf und Schande · aus dem Saal vor den Degen
Flöhe, Meister Hildebrand · wie ihr hier habt getan:
Ich wähnt' auf meine Treue · ihr stündet besser euren Mann.«
    Drauf antwortet' Hildebrand · »Was verweiset ihr mir das?
Nun wer war's, der auf dem Schilde · vor dem Wasgensteine saß,
Als ihm von Spanien Walther · so viel der Freunde schlug?
Wohl habt ihr an euch selber · noch zu rügen genug.«
    Da sprach der edle Dietrich · »Wie ziemt solchen Degen,
Sich mit Worten schelten · wie alte Weiber pflegen?
Ich verbiet' es, Meister Hildebrand · sprecht hier nicht mehr.
Mich heimatlosen Recken · zwingt so große Beschwer.
    »Laßt hören, Recke Hagen« · sprach da Dieterich,
»Was spracht ihr zusammen · ihr Degen tugendlich,
Als ihr mich gewaffnet · sähet zu euch gehn?
Ihr sagtet, ihr alleine · wolltet mich im Streit bestehn.«
    »Das wird euch niemand leugnen« · sprach Hagen entgegen,
»Wohl will ich's hier versuchen · mit kräftigen Schlägen,
Es sei denn, mir zerbreche · das Nibelungenschwert:
Mich entrüstet, daß zu Geiseln · unser beider ward begehrt.«
    Als Dietrich erhörte · Hagens grimmen Mut,
Den Schild behende zuckte · der schnelle Degen gut.
Wie rasch ihm von der Stiege · entgegen Hagen sprang!
Niblungs Schwert das gute · auf Dietrichen laut erklang.
    Da wußte wohl Herr Dietrich · daß der kühne Mann
Grimmen Mutes fechte · zu schirmen sich begann
Der edle Vogt von Berne · vor ängstlichen Schlägen.
Wohl erkannt' er Hagen · diesen auserwählten Degen.
    Auch scheut' er Balmungen · eine Waffe stark genug.
Nur unterweilen Dietrich · mit Kunst entgegenschlug,
Bis daß er im Streite · Hagen doch bezwang.
Er schlug ihm eine Wunde · die gar tief war und lang.
    Der edle Dietrich dachte · »Dich schwächte lange Not;
Mir brächt' es wenig Ehre · gäb' ich dir den Tod.
So will ich nur versuchen · ob ich dich zwingen kann,
Als Geisel mir zu folgen« · Das ward mit Sorgen getan.
    Den Schild ließ er fallen · seine Stärke, die war groß;
Hagnen von Tronje · mit den Armen er umschloß.
So ward von ihm bezwungen · dieser kühne Mann.
Gunther der edle · darob zu trauern begann.
    Hagen band da Dietrich · und führt' ihn, wo er fand
Kriemhild die edle · und gab in ihre Hand
Den allerkühnsten Recken · der je Gewaffen trug.
Nach ihrem großen Leide · ward sie da fröhlich genug.
    Da neigte sich dem Degen · vor Freuden Etzels Weib:
»Nun sei dir immer selig · das Herz und auch der Leib!
Da hast mich wohl entschädigt · aller meiner Not:
Ich will dir's immer danken · es verwehr' es denn der Tod.«
    Da sprach der edle Dietrich · »Nun laßt ihn am Leben,
Edle Königstochter · ob es sich mag begeben,
Gar wohl er euch vergütet · das Leid, das er euch tat:
Er soll es nicht entgelten · daß ihr ihn gebunden saht.«
    Da ließ sie Hagnen führen · in ein Haftgemach,
Wo niemand ihn erschaute · und
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