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Das Netz

Titel: Das Netz
Autoren: Colin Forbes
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Leute oft Einzelheiten auf, die ich gelegentlich übersehe.«
    »Hier ist die Adresse«, sagte Buchanan, der seine Freude nur schwer verbergen konnte. »Die Haushälterin ist eine Mrs Carson. Ich habe schon mit ihr gesprochen, aber sie war der reinste Stockfisch. Ich habe nicht das Geringste aus ihr herausbekommen. Wollen Sie, dass ich Sie begleite?«
    »Nein!«, sagte Tweed und gab Buchanan einen freundlichen Klaps auf die Schulter. »Offensichtlich haben Sie der Frau nicht die richtigen Fragen gestellt. - Sind Sie fertig, Paula? Ich fahre, und Sie lotsen mich hin.« Er gab Paula den Zettel mit Buchanans Wegbeschreibung.
    »Sollten wir nicht vorher anrufen?«, fragte Paula.
    »Nein. Wir werden Mrs Carson überraschen. Mal sehen, ob wir sie so aus der Reserve locken können...«
     
    Bei Warners Londoner Domizil handelte es sich um eine exklusive Dachterrassenwohnung eines fünfstöckigen Hauses, das mit seiner modernen Bauweise so gar nicht zu den prächtigen alten Gebäuden am Belgrave Square passen wollte. Nachdem Tweed mithilfe seines SIS-Ausweises den übereifrigen Portier zum Schweigen gebracht hatte, stiegen er und Paula in den luxuriösen, mit vergoldeten Spiegeln und einer Sitzbank aus rotem Leder ausgestatteten Aufzug, der sie geräuschlos in den obersten Stock brachte. Dort öffnete sich die Tür und gab den Blick auf einen breiten, mit einem dicken Teppich ausgelegten Korridor frei.
    Vor einer massiven Eichentür, neben der eine Gegensprechanlage an der Wand hing, blieb er stehen. Er drückte auf den Klingelknopf und wartete, bis aus dem Lautsprecher eine schroff klingende Frauenstimme ertönte.
    »Wer ist da?«
    »Mein Name ist Tweed. Ich bin der stellvertretende Direktor des SIS.«
    »Haben Sie einen Ausweis?«
    »Machen Sie auf, dann zeige ich ihn Ihnen.«
    »Die Frau ist ja der reinste Hausdrachen«, flüsterte Paula. »An der kommt so schnell keiner vorbei.«
    Sie hörten, wie drei Sicherheitsschlösser nacheinander geöffnet wurden, und als die Tür schließlich aufging, erblickten sie eine große, gut gekleidete Frau mit grauem Haar.
    »Und wer ist das Fräulein da?«, fragte sie, während sie Paula mit durchdringenden Blicken musterte.
    »Bei dem ›Fräulein‹ handelt es sich um meine Assistentin Paula Grey«, antwortete Tweed mit einem gezwungenen Lächeln.
    »Treten Sie ein. Aber ich sage Ihnen gleich, dass ich nur sehr wenig Zeit habe.«
    »Unsere Unterredung wird so lange dauern, wie es nötig ist«, antwortete Tweed entschlossen.
    Die Haushälterin führte sie in ein weiträumiges Wohnzimmer mit weißen Ledersofas und dazu passenden Sesseln. Tweed und Paula nahmen auf einem der Sofas Platz, während Mrs Carson sich selbst auf einen antiken Holzstuhl aus dem 17. Jahrhundert setzte.
    »Nun, womit kann ich Ihnen dienen?«, fragte sie und schürzte die Lippen in ihrem knochigen Gesicht. »Wie ich bereits sagte, ich habe wenig Zeit.«
    »Sie wirken erstaunlich gelassen, wenn man bedenkt, dass Mrs Warner seit drei Wochen spurlos verschwunden ist«, sagte Tweed.
    »Wieso? Die Polizei kümmert sich doch drum«, antwortete Mrs Carson schnippisch.
    Weil Paula sah, dass Tweed bei der Frau nicht viel ausrichten konnte, setzte sie ihr freundlichstes Lächeln auf und beugte sich vor.
    »Mrs Carson, möglicherweise können gerade Sie als Frau uns einen entscheidenden Hinweis geben«, sagte sie. »Ich habe gehört, dass Mrs Warner eine begeisterte Leserin ist, die immer und überall ein Buch bei sich hat. Wissen Sie, was sie vor ihrem Verschwinden gerade gelesen hat?«
    »Ja, das weiß ich genau. Gibbons Verfall und Untergang des Römischen Reiches .«
    »Wissen Sie, ob das Buch noch hier in der Wohnung ist?«
    »Ja, es liegt auf ihrem Nachttisch. Mit einem Lesezeichen darin.«
    »Dann hatte sie ja wohl nicht vor, länger in Carpford zu bleiben, sonst hätte sie das Buch bestimmt mitgenommen. Würden Sie mir da zustimmen?«
    »Ja«, antwortete Mrs Carson, die jetzt etwas entspannter wirkte. Sie widmete ihre ganze Aufmerksamkeit nun Paula und würdigte Tweed keines Blickes mehr. »Eigentlich wollte sie schon am Abend wieder zurück sein.«
    »Hat sie denn Kleidung zum Wechseln mitgenommen?«
    »Nein. Ich habe ihre Sachen alle durchgesehen. Nur ihr Pelzmantel fehlt, aber das ist normal. In Carpford ist es doch immer so kalt. Die Trottel von der Special Branch sind übrigens nicht einmal auf die Idee gekommen, mich nach so was zu fragen.«
    »Hat Mrs Warner kurz vor ihrer Abreise telefoniert? Oder wurde sie
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