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Das Netz

Titel: Das Netz
Autoren: Colin Forbes
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nicht vom Kalk angegriffen. Sogar der Kneifer saß ihm noch auf der Nase.«
    »Wie hat Saafeld denn Warners Frau identifiziert?«, fragte Paula.
    »Anhand von zwei Ringen, die Mrs Carson uns beschrieben hatte. Und bei Jasper Buller hatten wir das seltsame Phänomen, dass sein Leichnam sich zwar in einem sehr schlechten Zustand befand, die Brieftasche hingegen noch fast völlig intakt war. Bei Mrs Gobble war es übrigens die blaue Perlenkette, die Saafeld auf die richtige Spur brachte, und bei Pecksniff dessen goldene Uhr, die immer noch an der Kette hing. Martin Hogarth, dessen Leiche man nach seinem Selbstmord ebenfalls in die Grube geworfen hatte, lag noch nicht so lange im Kalk, als dass man ihn nicht hätte erkennen können.«
    »Wie grausig das alles ist«, sagte Paula.
    »Da haben Sie Recht«, sagte Tweed nachdenklich. »Aber lassen Sie uns jetzt den Fall noch einmal resümieren. Ich hatte Victor Warner schon ziemlich früh in Verdacht. Schließlich kannte ich seine Frau Linda als eine resolute Person mit gesundem Menschenverstand. Ich fragte mich, für wen sie wohl auf einer einsamen Straße in den Downs angehalten hätte, und kam zu dem Schluss, dass dafür nur jemand infrage kam, den sie wirklich gut kannte. Und wer passte da besser als der eigene Mann? Natürlich war das zunächst nur eine Hypothese, die ich durch nichts beweisen konnte. Aber dann fing Warner an, mir bei jeder sich bietenden Gelegenheit Knüppel zwischen die Beine zu werfen.«
    »Darunter auch die vielen Täuschungsmanöver, die Jules sofort als solche erkannt hat«, sagte Paula.
    »Ich habe ziemlich schnell bemerkt, dass der Minister Tweeds Untersuchungen eher behindert als unterstützt hat«, sagte Beaurain.
    »Victor Warner war ein religiöser Fanatiker, der seit seinem heimlichen Übertritt zum Islam keine Skrupel mehr kannte«, fuhr Tweed ernst fort. »Gnadenlos hat er jeden beseitigt, der seinen wahnsinnigen Plänen hätte in die Quere kommen können. Ich bin mir sicher, dass er seine Frau ermordet hat, auch wenn ich bezüglich des Motivs auf Vermutungen angewiesen bin. Vielleicht hat sie herausgefunden, was er plante, und ihm damit gedroht, es an die Behörden weiterzugeben. Schließlich war sie eine äußerst patriotisch eingestellte Frau. Warner sah nur eine Lösung: sie zu töten und ihre Leiche in der Kalkgrube zu versenken. Sie sollte nicht die Letzte sein.«
    »Weiß man denn, wie er die Leichen in den Steinbruch geschafft hat?«
    »Vermutlich mit der Lore, auf der Sie aus seinem unterirdischen Verlies entkommen sind. Saafeld hat herausgefunden, dass die Opfer durch Genickschüsse getötet wurden. Wahrscheinlich geschah das in dem Raum, in dem man auch Sie festgehalten hat, Paula.«
    »Und wo mir wohl genau dasselbe Schicksal geblüht hätte«, sagte Paula leise. »Irgendwie finde ich es gerecht, dass Warner in derselben Kalkgrube ums Leben gekommen ist, in der er seine Opfer entsorgt hat. Evas Rache hätte nicht vollkommener sein können.« Sie sah auf ihre Uhr. »Apropos Eva, ich muss jetzt gleich los. Ich bin nämlich mit ihr zum Essen verabredet...«
    »Hätte es die Leichenfunde in der Grube nicht gegeben, wäre es der Regierung vielleicht gelungen, den Skandal um Warner zu vertuschen«, sagte Newman.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Tweed. »Vergessen Sie nicht Palfrys Selbstmord im Gefängnis von Belmarsh. Auch der hätte sich nicht lange unter der Decke halten lassen. Nachdem sein Chef ihn mit seinen fanatischen Ideen infiziert hatte, war er Warners williges Werkzeug. Und schließlich war da auch noch das Material aus der Geheimschublade in Warners Schreibtisch.«
    »Woraus bestand das eigentlich genau?«, wollte Beaurain wissen.
    »Da war zunächst einmal der detaillierte Plan zur Zerstörung von sechs Londoner Brücken, dazu eine genaue Aufstellung der Orte, an denen die Terroristen untergebracht waren. Darüber hinaus enthielt die Schublade aber auch sämtliche Unterlagen, die für die Planung der Anschläge vom 11. September nötig waren. Warner hatte auch diese bis in jede Einzelheit ausgearbeitet. Deshalb ist er wohl auch kurz vor den schrecklichen Attentaten erst nach New York und dann nach Boston geflogen. Ich habe das Material für mich fotokopiert und die Originale dann an meinen alten Freund Cord Dillon geschickt, der ja inzwischen zum Direktor der CIA ernannt wurde.« Er hielt inne. »Unter den Plänen gab es auch welche für bisher noch nicht verübte Attentate in den Vereinigten Staaten, die Dillon nun
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