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Das Netz

Titel: Das Netz
Autoren: Colin Forbes
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drehte sich halb zu Eva um, hielt dabei aber seinen Colt noch immer auf Paula gerichtet, sodass niemand im Raum sich zu bewegen wagte. Mit der linken Hand griff Eva in die Brusttasche ihres Hosenanzugs und zog einen Zeitungsausschnitt hervor, den sie auf Warners Schreibtisch fallen ließ. Tweed erkannte sofort, dass es der um zwei Jahre verspätete Nachruf in der Daily Nation war, auf den Newman ihn erst kürzlich aufmerksam gemacht hatte.
    »Was ist das?«, fragte Warner mit deutlich schwächerer Stimme als zuvor. Weil er Paula im Auge behalten musste, konnte er sich den Zeitungsausschnitt nicht ansehen.
    »Ein Nachruf auf einen Offizier, der vor zwei Jahren im Jemen getötet wurde. Er hieß Captain Charles Hobart. Erinnern Sie sich an ihn? Wagen Sie nicht, es abzustreiten, andernfalls jage ich Ihnen nämlich auf der Stelle eine Kugel in den Kopf.«
    »Ich erinnere mich dunkel«, sagte Warner. »Halt, warten Sie... Jetzt fällt es mir wieder ein. Der Mann ist im Kampf gefallen... War bei einer Spezialeinheit...«
    »Im Jemen«, wiederholte Eva in demselben beängstigend monotonen Ton wie zuvor. »Der Offizier hatte sich freiwillig dafür gemeldet, ganz allein eine in der Wüste operierende Einheit der El Kaida auszuschalten. Er hätte es geschafft, wenn er nicht verraten worden wäre. Und zwar von Ihnen. Sie waren damals gerade zum Sicherheitsminister ernannt worden. Als sie von dem Geheimauftrag meines Vaters erfuhren, haben Sie der El Kaida eine Warnung zukommen lassen, die ihn daraufhin in einen Hinterhalt lockte und tötete.«
    »Ihren Vater?«, stammelte Warner. »Aber der Mann hieß doch Hobart, und Sie heißen Brand...«
    »Nein, mein wirklicher Name ist Eva Hobart. Ich habe ihn geändert, bevor ich meinen Job bei Medfords antrat, um meinen Vater nicht zu kompromittieren. Zum Glück. Als Eva Hobart hätten Sie mich wohl nie zu Ihrer Mitarbeiterin gemacht. Aber das wollte ich unbedingt werden, weil ich Sie schon länger in Verdacht hatte, der Kopf hinter diesen entsetzlichen Terroranschlägen zu sein. Und jetzt kann ich es endlich beweisen.«
    »Aber das ist doch... unmöglich«, stieß Warner hervor.
    Abermals griff Eva mit der linken Hand in die Innentasche ihres Jacketts. Sie holte ein gefaltetes Blatt Papier heraus, das sie ebenfalls auf den Schreibtisch warf. Auch diesmal wagte Warner nicht, es sich anzusehen.
    »Das ist die erste Nachricht, die ich für Sie dekodiert habe. Ich habe sie nie an Sie weitergeleitet, sondern Ihnen stattdessen etwas Belangloses zugespielt. Die Nachricht war auf Arabisch, aber sie kam nicht von unserer Botschaft, sondern von einer Privatadresse in Kairo. Soll ich Ihnen sagen, was drinstand?«
    »Das durften Sie nicht tun...«
    »Halten Sie den Mund, Sie Verräter, und hören Sie mir zu: ›Freut mich, dass der nächste Anschlag in London erfolgen soll. Er wird den elften September in den Schatten stellen.‹«
    »Das muss sich um eine Verwechslung handeln.«
    »Nein, eine Verwechslung ist ausgeschlossen. Die Nachricht war eindeutig an Sie gerichtet und streng vertraulich.«
    »Dann haben Sie sie falsch entschlüsselt.«
    »Victor, mein Vater hat mir sehr viel bedeutet. Deshalb bin ich zusammen mit Drew Franklin nach Kairo geflogen und habe mit Sergeant Langford gesprochen, der damals bei der Einheit meines Vaters im Jemen gedient hat. Er hat Sie belauscht, wie Sie auf Arabisch am Telefon sagten, dass den Einsatz gegen die El-Kaida-Gruppe nur ein einzelner Mann führen würde, ein Captain Charles Hobart. Am nächsten Tag war mein Vater tot. Langford konnte Sie damals nicht melden, wer hätte ihm schon geglaubt? Jetzt aber kommt er nach London und gibt vor Drew eine eidesstattliche Erklärung ab, die Drew dann in der Daily Nation veröffentlichen wird. Damit sind Sie geliefert.«
    »Elende Verräterin!«
    »Mr Tweed, könnten Sie bitte zu mir kommen?«, fragte Eva, ohne den Blick von Warner zu wenden. »Ich möchte Ihnen etwas geben.«
    Als Tweed sich ihr mit langsamen Schritten genähert hatte, bat sie ihn, die Hand aufzuhalten. Sie legte ihm einen kleinen Schlüssel hinein, den sie ebenfalls aus einer ihrer Jacketttaschen geholt hatte.
    »Victor Warner ist ein hervorragender Stratege, das muss selbst ich ihm zugestehen. Er war es, der die Anschläge des 11. September in den USA geplant hat. Der Schlüssel, den ich Ihnen gegeben habe, öffnet ein Geheimfach auf der linken Seite seines Schreibtischs. Ich habe es entdeckt und heimlich geöffnet, als er auf einer Kabinettssitzung
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