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Das Netz

Titel: Das Netz
Autoren: Colin Forbes
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nichts.«
    Paula öffnete die Fahrertür und setzte sich hinter das Lenkrad. Dabei musste sie daran denken, wie oft Linda Warner wohl in diesem Wagen gesessen hatte. Sie schaute hinaus zu Buchanan, Tweed und Abbott.
    »Das Fenster auf der Fahrerseite ist heruntergekurbelt«, sagte sie. »War das auch so, als der Wagen gefunden wurde?«
    »Ja, Madam«, antwortete Abbott.
    »Ich frage mich, warum sie wohl auf der falschen Straßenseite angehalten hat«, sagte Paula. »Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, dass ihr ein anderes Fahrzeug entgegenkam und die Straße versperrte?«
    »Nein, keine«, sagte Abbott.
    Paula wandte sich an Buchanan. »Könnte ich den Wagen vielleicht ein kurzes Stück zurücksetzen? Ich würde gern selbst um die Kurve fahren.«
    »Kein Problem. Ich stelle mich an die Straße und passe auf, dass Ihnen kein anderes Fahrzeug entgegenkommt. Heutzutage sind ja überall die verrücktesten Typen unterwegs.«
    Vorsichtig fuhr Paula im Rückwärtsgang um die Biegung und hielt an. Sie blieb einen Moment stehen und stellte sich vor, sie wäre Mrs Warner, die die Straße bestimmt in- und auswendig kannte, weil sie häufig in Carpford war. Als sie dann den Wagen wieder in Bewegung setzte, erkannte sie auch, warum Mrs Warner auf die falsche Straßenseite gefahren war: Nur so war es möglich zu sehen, ob einem jemand entgegenkam. Paula hielt den Porsche genau dort an, wo man ihn gefunden hatte, stellte den Motor ab und dachte nach.
    »Irgendjemand oder irgendetwas muss sie zum Anhalten gezwungen haben«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu den anderen. »Das Fenster hat sie bestimmt heruntergekurbelt, um besser hören zu können.«
    »Und dann hat ein Mann ihr eine Waffe vor die Nase gehalten und sie gezwungen, den Wagen an den Straßenrand zu fahren und auszusteigen«, mutmaßte Buchanan. »Das wäre zumindest eine mögliche Erklärung.«
    »Wieso unbedingt ein Mann?«, sagte Paula. »Es hätte doch auch eine Frau gewesen sein können.«
    »Abbott«, rief Buchanan, während Paula aus dem Porsche stieg. »Sie können den Wagen wieder fortschaffen. Wir fahren jetzt weiter nach Carpford.«
     
    »Die Sache mit dem Wagen gefällt mir nicht«, sagte Paula, als sie wieder in Buchanans Saab saßen.
    Oben auf dem Berg fuhr Buchanan an den Straßenrand. Vor sich sahen sie eine ausgedehnte Hochfläche mit einem See, wo an einem Landungssteg ein abgetakeltes Segelboot vertäut lag. Aus dem Wasser stiegen blasse Nebelschwaden auf.
    »Ist das Carpford?«, fragte Paula. »Sieht ganz schön unheimlich aus.«
    »Sie sagen es«, erwiderte Buchanan. »Sehen Sie sich doch bloß mal die Häuser an.«
    Am Ufer des stillen Sees standen die seltsamsten Gebäude, die Paula je auf einem Fleck gesehen hatte. Das erste thronte etwas zurückgesetzt vom See auf einem kleinen Hügel und ähnelte mit seinem mächtigen Turm und mehreren kleinen Türmchen einer romantischen Ritterburg.
    »Was ist denn das?«, fragte Paula erstaunt. »Sieht ja fast wie das Märchenschloss von diesem verrückten König aus Bayern aus.«
    »Meinen Sie Neuschwanstein?«, fragte Tweed.
    »Genau.«
    »Das ist Victor Warners Refugium«, erklärte Buchanan. »Er hat es nach eigenen Plänen erbauen lassen. Die anderen Gebäude gehören alle einer Firma mit dem Namen New Age Development. Die Miete dafür wird an einen Winkeladvokaten in London überwiesen, der das Geld dann an ein kleines belgisches Geldinstitut weiterschickt, die Banque de Bruxelles et Liège.«
    »Und da bleibt es dann?«
    »Vermutlich nicht, aber Sie wissen ja, wie schwierig es ist, von einer belgischen Bank Auskünfte zu erhalten. Die nehmen es mit dem Bankgeheimnis noch genauer als die Schweizer.«
    »Ich kenne jemanden, der uns möglicherweise sagen kann, wohin das Geld geflossen ist«, sagte Tweed, während er hinaus auf den See blickte.
    Nahe am Ufer stand ein aus mächtigen Betonquadern erbautes Gebäude mit kleinen, runden Fenstern, das Paula irgendwie an einen Bunker erinnerte.
    »Wer wohnt denn in diesem hässlichen Kasten?«, sagte Tweed und deutete auf das Haus.
    »Drew Franklin, einer der bestbezahlten Journalisten von ganz England. Ein unangenehmer Zeitgenosse. Als ich ihn befragen wollte, hat er nur gemeint, dass er ohne seinen Anwalt überhaupt nichts sagt. Wir von der Polizei würden ihm ja ohnehin nur das Wort im Mund herumdrehen.«
    »Wie sieht es mit diesem auf alt gemachten Cottage dahinter aus? Wer wohnt da?«
    »Eine gewisse Mrs Agatha Gobble. Im Erdgeschoss hat sie einen
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