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Das Nest

Titel: Das Nest
Autoren: Val McDermid
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sich Deborah dagegen entschieden. Sie meint, es wäre nicht fair gegenüber Cara. Wahrscheinlich wird sie wegen der Ruhestörung zu ungefähr fünfundzwanzig Pfund verurteilt, wobei es allerdings nicht bleiben wird, weil wir im zweiten Anklagepunkt Freilassung auf Kaution anstreben, die sie auch noch hinblättern muß. Und die Fordhamer Behörden können ganz schön schweinisch sein, wenn’s um die Behandlung der Frauen aus dem Friedenscamp geht. Sie hat mich gebeten, dich zu fragen, ob du ihr das Geld für die Strafzahlung borgen kannst. Das zu Punkt eins.«
    Judith wollte weiterreden, aber Lindsay unterbrach sie. »Klar, selbstverständlich. Das sollte sie doch wirklich wissen. Und was ist Punkt zwei?«
    Judith grinste. »Punkt zwei glauben wir, daß sie die Kaution ziemlich hoch ansetzen werden. Ich brauche jemanden, der für Deborah eine Bürgschaft leistet.«
    Lindsay nickte. »Kein Problem. Was muß ich tun?«
    »Du übergibst dem Gericht das Geld. Ein Scheck geht auch. Kannst du das morgen erledigen?«
    »Schon. Nur, um halb drei muß ich von hier weg. Ich hab’ morgen abend Dienst, wißt ihr, aber der fängt schon um vier an.« Sie verabredete sich mit Judith für den kommenden Vormittag beim Bezirksgericht, und die Anwältin stand auf, um zu gehen. Kurz strömte die Nachtluft durch die offene Tür herein und erinnerte sie alle an die Eiseskälte, der die Frauen draußen in diesem Februar ausgesetzt waren.
    »Sie ist echt phantastisch«, begeisterte sich Jane, als sie zusahen, wie Judith wegfuhr. »Eines Tages, kurz nach der ersten gerichtlichen Vorladung wegen Behinderung, ist sie einfach aufgetaucht und hat ihre Hilfe angeboten, wann immer wir rechtlichen Beistand brauchten. Sie hat nie auch nur einen Penny von uns genommen, außer den Beträgen von der Rechtshilfe. Ihre Familie besitzt einen Bauernhof auf der anderen Seite des Ortes, und etwa einmal im Monat kommt ihre Mutter herüber und bringt uns frisches Gemüse. Es ist so aufbauend, von diesen Menschen Unterstützung zu kriegen, also von Leuten, die du immer leicht mißtrauisch als Klassenfeinde eingestuft hast, weißt du?«
    Lindsay nickte. »Genau das ist es, was mir am wenigsten an meinem Beruf gefällt: Menschen in Schubladen stecken zu müssen. Aber jetzt muß ich Cordelia anrufen gehen. Hältst du zehn Minuten die Stellung?«
    Lindsay sprang ins Auto und fuhr zu der Telefonzelle, wo sich der Vorfall zwischen Deborah und Crabtree ereignet hatte. Es war zu finster, um irgendwelche Spuren der Auseinandersetzung festzustellen. Eine Windböe trommelte den Regen gegen die Wände der Kabine, während sie die Londoner Nummer wählte und eine schläfrige Stimme antwortete: »Cordelia Brown.«
    »Cordelia? Ich bin’s. Bin hier in Brownlow Common, mitten in einer ziemlich komplizierten Geschichte. Ich bleib’ die Nacht da, in Ordnung?«
    »Absolut widerlich! Kannst du mir sagen, warum es immer dich bei den öden Jobs in den entlegensten Gegenden erwischt?«
    »Eigentlich hat meine Arbeit mit dem Problem gar nicht so viel zu tun«, erläuterte Lindsay nervös. »Hör zu, es hat da etwas Ärger gegeben zwischen einer Frau aus dem Camp und einem Einheimischen. Sie haben jemanden verhaftet. Tja, und diese Jemand ist zufällig Deborah Patterson.«
    Cordelias Stimme war die Überraschung anzuhören. »Deborah aus Yorkshire? Nein, wie klein doch die Welt ist! Aber was ist denn passiert?«
    »Sie sitzt im Gefängnis, soweit ich weiß.«
    »Stell’ ich mir nicht allzu angenehm für sie vor.«
    »Da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen! Deshalb möchte ich gern auf Cara aufpassen, bis Debs morgen entlassen wird.«
    »Macht auch nichts«, antwortete Cordelia. »Dann komme ich wenigstens dazu, noch etwas länger zu arbeiten. Es läuft ganz gut heute abend, und ich hab’ eigentlich gar keine Lust aufzuhören, bevor mir nicht definitiv die Augen zufallen.«
    Lindsay lächelte müde. »Na, wie fein. Dann schau’ ich morgen vor der Arbeit noch zu Hause vorbei.«
    »Gut. Ich werd’ mich bemühen, rechtzeitig zurück zu sein.«
    »Ah, du bist weg? Ich dachte, du wärst die ganze Woche über zu Hause.«
    »Meine Mutter hat vorhin angerufen. Sie kommt morgen in die Stadt, um einzukaufen, und ich hab’ versprochen, sie zu begleiten. Aber bis um vier bin ich bestimmt wieder da.«
    »Hör mal, meinetwegen brauchst du deine Mutter nicht früher abschütteln. Wir sehen uns dann gegen eins im Bett. Ich liebe dich.«
    Eisiger Wind peitschte ihr ins Gesicht, als sie aus
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