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Das Muster der Liebe (German Edition)

Das Muster der Liebe (German Edition)

Titel: Das Muster der Liebe (German Edition)
Autoren: Debbie Macomber
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Stricken Stress besser abbauen kann als durch Meditation. Und für mich ist die Beschäftigung mit den Nadeln auf jeden Fall interessanter als jede Form sportlicher Betätigung. Ich möchte etwas Greifbares, Handfestes erzeugen. Vielleicht liebe ich es auch deshalb so, weil Stricken mir das Gefühl gibt, etwas zu tun. Obwohl ich oft nicht wusste, was der nächste Tag bringen würde, gaben mir die Nadeln in der Hand und die Wolle in meinem Schoß die Sicherheit, alles, was auf mich zukommen würde, meistern zu können. Jede Masche war ein Erfolg. Es gab Tage, an denen ich nur eine einzige Reihe zustande brachte. Aber auch dieser kleine Erfolg war
mein
Erfolg. Für mich bedeutete das einen Schritt. Einen großen Schritt in die richtige Richtung.
    Über die Jahre brachte ich einigen Menschen bei, zu stricken. Meine ersten Schüler waren andere Krebspatienten, die sich einer Chemotherapie unterzogen. Wir trafen uns im Onkologischen Zentrum von Seattle. Schon kurze Zeit später hatte ich allen – sogar den Männern – beigebracht, Waschlappen zu stricken. Jeder Arzt und jede Schwester im Krankenhaus war nun bis an ihr Lebensende mit genügend Waschlappen versorgt. Danach zeigte ich meinen Schülern, wie man kleine Decken herstellt. Sicherlich musste ich einige Rückschläge einstecken, aber der Erfolg überwog bei Weitem. Meine Geduld wurde belohnt, wenn ich merkte, dass die anderen durch das Stricken dieselbe Heiterkeit und Gelassenheit erlangten wie ich.
    Und nun besaß ich meinen eigenen kleinen Laden.
    Meiner Meinung nach war der einfachste Weg, um Kunden zu werben, Strickkurse anzubieten. Ich würde aber wohl kaum genügend Wolle verkaufen, wenn ich den Schülern nur beibrachte, kleine Waschlappen zu stricken. Deshalb entschloss ich mich, mit einer Babydecke zu beginnen. Das Strickmuster baute auf den Grundlagen auf – rechte und linke Maschen.
    Was ich von meinem Projekt erwartete, wusste ich nicht. Aber ich war voller Zuversicht. Hoffnung ist für einen Menschen, der an Krebs erkrankt ist – oder eine Person, die den Krebs überlebt hat –, der stärkste Antrieb. Wir leben
von
der Hoffnung, und wir leben
für
die Hoffnung. Da viele von uns nicht wissen, ob sie den nächsten Tag überstehen werden, brauchen sie die Hoffnung, um weiterzumachen.
    Ich war gerade dabei, ein Ankündigungsschild für meine Anfängerkurse zu malen, als das Glöckchen über der Ladentür erklang. Ich ging davon aus, dass mein erster Kunde das Geschäft betreten hatte. Deshalb blickte ich mit einem Lächeln im Gesicht zum Eingang. Die Aufregung, die ich verspürte, erstarb jedoch sofort. Margaret stand vor mir.
    “Hi”, sagte ich und bemühte mich, nicht enttäuscht zu klingen. Ich wollte nicht, dass meine Schwester an meinem ersten verkaufsoffenen Morgen in meinen Laden spazierte und mein Selbstbewusstsein attackierte.
    “Mom hat mir erzählt, dass du deine Idee tatsächlich verwirklicht hast.”
    Ich antwortete nicht.
    Stirnrunzelnd fuhr Margaret fort: “Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich sehe mir dein Geschäft mal an.”
    Ich machte eine ausholende Handbewegung. Zu meinem eigenen Ärger fragte ich: “Und? Was denkst du?”
    “Warum hast du es
A Good Yarn
getauft?”
    Tatsächlich hatte ich mir Dutzende von Namen für meinen Laden überlegt. Einige waren ganz nett, andere einfach und durchschnittlich gewesen.
A Good Yarn
schien mir ein freundlicher und einladender Name. Aber all das erklärte ich Margaret nicht.
    “Ich wollte, dass meine Kunden wissen, dass ich Qualitätswolle verkaufe.”
    Margaret zuckte die Schultern. Sie schien zu sagen, dass es unzählige Wollgeschäfte gab, die interessantere Namen hatten.
    “Also”, sagte ich wieder, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte, “was denkst du?”
    Abermals sah Margaret sich um. “Es ist besser, als ich erwartet habe.”
    Das betrachtete ich als ein echtes Lob. “Bisher habe ich noch nicht allzu viel Ware, aber ich plane, den Bestand über das nächste Jahr auszubauen. Außerdem ist noch nicht die gesamte Wolle, die ich bestellt habe, geliefert worden. Es gibt einige wundervolle Importgarne aus Irland und Australien, die ich gern ordern würde. Doch das kostet alles Zeit und Geld.” In meinem Überschwang erzählte ich mehr, als ich eigentlich wollte.
    “Erwartest du von Mutter, dass sie dir hilft?” Sie stellte die Frage geradeheraus.
    Ich schüttelte den Kopf. “Mach dir keine Sorgen. Das hier schaffe ich ganz allein.” Das war also der Grund für
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