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Das Muster der Liebe (German Edition)

Das Muster der Liebe (German Edition)

Titel: Das Muster der Liebe (German Edition)
Autoren: Debbie Macomber
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ihren unangekündigten Besuch. Margaret fürchtete, ich würde Mutters Hilfe ausnutzen. Das hatte ich natürlich nicht vor, und die bloße Frage verletzte mich. Doch ich unterdrückte den Drang, ihr diese Kränkung mit einer passenden Erwiderung heimzuzahlen.
    Margaret sah mich derweil an, als würde sie mir nicht glauben.
    “Ich habe meine Aktien verkauft”, gab ich zu.
    Margaret riss ihre dunklen Augen weit auf. Sie waren den meinen so ähnlich. “Das hast du nicht …”, stieß sie fassungslos hervor.
    Was dachte meine Schwester denn? Dass ich das nötige Kleingeld für einen Laden in einer Zuckerdose herumliegen hatte? “Ich
musste
es tun.” Aufgrund meiner Krankheitsgeschichte hätte keine Bank der Welt mir einen Kredit bewilligt. Obwohl ich seit vier Jahren keinen Rückfall hatte, galt ich immer noch als Risikofall.
    “Es ist dein Geld”, sagte Margaret schließlich und ließ keinen Zweifel daran, dass sie diese Entscheidung für verantwortungslos hielt. “Ich kann mir nicht vorstellen, dass Daddy das gefallen hätte.”
    “Er wäre der Erste gewesen, der mich unterstützt hätte”, platzte ich heraus. Ich hätte meinen Mund halten sollen, aber ich hatte es einfach nicht geschafft.
    “Vielleicht hast du recht”, sagte Margaret mit diesem sarkastischen Unterton in ihrer Stimme, der jede unserer Unterhaltungen begleitete. “Dad konnte dir ja nie einen Wunsch abschlagen.”
    “Das Geld habe ich geerbt. Genauso, wie du welches bekommen hast”, erklärte ich. Ihr Erbteil warf wahrscheinlich immer noch satte Gewinne ab.
    Meine Schwester schritt durch meinen Laden und ließ ihren Blick schweifen. Wenn ich mir Margarets offensichtliche Abneigung vor Augen führte, wusste ich nicht, warum mir die Beziehung zu ihr immer noch so wichtig war. Doch Tatsache war, dass sie mir wirklich etwas bedeutete. Die Gesundheit unserer Mutter war angeschlagen, und ihr fiel es noch immer schwer, sich an ein Leben ohne ihren Mann zu gewöhnen. Also, fürchtete ich, würden über kurz oder lang nur noch Margaret und ich übrig sein. Und der Gedanke, überhaupt keine Familie mehr zu haben, ängstigte mich.
    “Wie sieht dein Geschäftsplan aus?”, fragte Margaret.
    “Ich … ich fange klein an.”
    “Und was ist mit Kunden?”
    “Ich habe eine Anzeige in den Gelben Seiten geschaltet.” Ich erwähnte nicht, dass das neue Telefonbuch erst in zwei Monaten erscheinen würde. Es gab keinen Grund, Margaret das unter die Nase zu reiben. Außerdem hatte ich in der Nachbarschaft Flyer verteilt, konnte aber nicht einschätzen, ob diese Aktion etwas bringen würde. Ich zählte auf Mundpropaganda. Doch auch das behielt ich lieber für mich.
    Meine ältere Schwester stieß ein wieherndes Lachen aus – ich hatte ihr spöttisches Gelächter schon immer gehasst und musste die Zähne zusammenbeißen, um meine Wut zu unterdrücken.
    “Ich bin gerade dabei, einen Aushang zu machen, der meinen ersten Strickkurs ankündigen soll.”
    “Glaubst du wirklich, ein handgeschriebener Zettel im Schaufenster lockt Kundschaft zu dir in den Laden?”, fragte Margaret. “Hier zu parken ist der reinste Albtraum. Und selbst wenn die Sperrung der Straße wieder aufgehoben wird, kannst du wegen der Baustellen nicht davon ausgehen, dass viel Verkehr herrschen wird.”
    “Nein, aber …”
    “Ich wünsche dir wirklich alles Gute, bloß …”
    “Tust du das wirklich?”, unterbrach ich sie. Meine Hände zitterten, als ich zum Schaufenster ging, um meinen Aushang zu befestigen.
    “Was meinst du damit?”
    Ich drehte mich um und sah meiner Schwester ins Gesicht. Mit ihren eins siebzig war sie fast acht Zentimeter größer als ich und brachte knapp zwanzig Pfund mehr auf die Waage. Als wir noch Kinder waren, ähnelten wir uns mehr.
    “Ich denke, du willst, dass ich auf die Nase falle!”, sagte ich ehrlich.
    “Das ist nicht wahr! Ich bin vorbeigekommen, weil … weil ich daran interessiert bin, weil ich wissen will, was du tust.” Sie reckte ihr Kinn vor, als ob sie mich herausfordern wollte, sie noch einmal zu provozieren. “Wie alt bist du? Neunundzwanzig? Dreißig?”
    “Dreißig.”
    “Ist es nicht langsam an der Zeit, die Nabelschnur zu durchtrennen?”
    Ihre Worte waren eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. “Aber genau das mache ich doch gerade. Ich habe unser Elternhaus verlassen und bin in das Apartment über meinem Laden eingezogen. Ich habe ein eigenes kleines Geschäft eröffnet. Und ich würde mich freuen, wenn ich mit deiner
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