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Das muss Liebe sein

Das muss Liebe sein

Titel: Das muss Liebe sein
Autoren: Rachel Gibson
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gegeben, bevor sie zu dem Schluss kam, dass er ein Spanner war, in denen seine düsterbrütende Erscheinung auf verrückte Art ihre sinnliche Begierde weckte und sie, wenn er sie unter seinen schwarzen Wimpern hervor ansah, unter seinem Blick regelrecht dahinschmolz. Seine Größe und sein Auftreten ließen Stärke und Selbstvertrauen erahnen, und ganz gleich, wie oft in ihrem Leben sie versucht hatte, große, muskelbepackte Macho-Männer zu ignorieren, es gelang ihr nicht immer.
    Es lag an ihrer Größe. Aufgrund ihrer Größe schweiften ihre Blicke stets unversehens zum größten Mann weit und breit. Sie war einsachtzig groß, hätte aber niemals zugegeben, die Einssiebzig-Marke zu übersteigen. So lange sie denken konnte, schlug sie sich mit Problemen wegen ihrer Größe herum. In der Schule war sie immer die Klassengrößte gewesen. Sie war unbeholfen und knochig gewesen und von Tag zu Tag größer geworden.
    Sie hatte jeden Gott, der ihr einfiel, um sein Einschreiten angefleht. Sie hatte sich gewünscht, eines Morgens aufzuwachen und zierlich zu sein, mit kleinen Brüsten und zartgliedrigen Füßen. Das war natürlich nie eingetroffen, aber bis zum letzten Schuljahr hatten die Jungen sie eingeholt, und ein paar von ihnen überragten sie gerade um so viel, dass sie es wagten, mit ihr auszugehen. Ihr erster Freund war der Kapitän der Basketball-Mannschaft gewesen. Doch nach drei Monaten tauschte er sie gegen die Leiterin der Cheerleader-Truppe ein. Gegen die einsfünfundsechzig große Mindy Crenshaw.
    Gabrielle musste sich stets ermahnen, keine krumme Haltung einzunehmen, wenn sie neben kleinen Frauen stand.
    Sie gab die Suche nach ihrer inneren Balance auf und ließ sich stattdessen ein warmes Bad einlaufen. Sie setzte dem Wasser eine besondere Ölkombination aus Lavendel, Ylang-Ylang und Rose absolute zu. Diese ätherische Mischung sollte entspannend wirken. Gabrielle wusste nicht, ob es funktionierte, aber zumindest duftete es hinreißend. Sie ließ sich ins Wasser gleiten und legte den Hinterkopf auf den Wannenrand. Wärme umfing sie, und sie schloss die Augen. Die Ereignisse des Tages rasten ihr durch den Kopf, und allein die Erinnerung an Joe Shanahan, der atemlos und mit verklebten Wimpern zu ihren Füßen am Boden lag, brachte ein Lächeln auf ihre Lippen. Diese Erinnerung gewährte ihr endlich die Entspannung, die eine Stunde der Meditation ihr versagt hatte.
    An dieser Erinnerung hielt sie sich fest, und an der Hoffnung, dass sie vielleicht eines Tages, falls sie ein wirklich guter Mensch wurde und ihr Karma beschließen sollte, sie zu belohnen, die Chance bekäme, ihn noch einmal mit einer Dose Haarspray extra stark zu traktieren.
    Joe betrat das Haus seiner Eltern ohne anzuklopfen durch die Hintertür und stellte den Vogelkäfig auf den Küchentresen. Aus der Richtung des Wohnzimmers zu seiner Rechten hörte er den Fernseher. Eine Schranktür stand an den Herd gelehnt, neben der Spüle lag ein Bohrer. Noch so ein Projekt, das vor seiner Fertigstellung in Vergessenheit geraten war. Joes Vater, Dewey, hatte seiner Frau und seinen fünf Kindern mit seinem Einkommen als Bauunternehmer ein angenehmes Leben beschert, doch in seinem eigenen Haus schien er nie etwas zu Ende zu bringen. Aus jahrelanger Erfahrung wusste Joe, dass seine Mutter erst damit drohen musste, einen Handwerker zu bestellen, bevor die Arbeit dann plötzlich erledigt war.
    »Ist jemand zu Hause?«, rief Joe, obwohl er beide Autos seiner Eltern schon in der Garage gesehen hatte.
    »Bist du das, Joey?« Über den Lärm von Tenderlokomotive und Gewehrfeuer hinweg war Joyce Shanahans Stimme kaum zu vernehmen. Joe platzte mitten in eine der liebsten Freizeitbeschäftigungen seines Vaters hinein: John-Wayne-Filme.
    »Ja, ich bin's.« Er griff in den Käfig, und Sam kletterte seinen Arm hoch. Joyce kam in die Küche. Ihr schwarzes, weiß gesträhntes Haar wurde von einem elastischen roten Haarband aus dem Gesicht gehalten. Sie warf einen Blick auf den dreißig Zentimeter großen Afrikanischen Papagei auf Joes Schulter und blieb wie angewurzelt stehen. Sie kniff den Mund zusammen und runzelte verstimmt die Brauen.
    »Ich konnte ihn nicht zu Hause lassen«, begann Joe, bevor sie ihren Ärger zum Ausdruck bringen konnte. »Du weißt doch, wie er sich aufführt, wenn er nicht genug Aufmerksamkeit bekommt. Ich habe ihm das Versprechen abgenommen, dass er sich dieses Mal benimmt.« Er zuckte mit den Achseln und warf seinem Vogel einen schnellen Blick
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