Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
werden möglicherweise folgen, zum Beispiel in Generationen-Raum-16
    schiffen. Allerdings wäre es billiger, wenn die Sonden Menschen in situ erzeugen würden, mittels Zellsynthese und künstlicher Gebärmutter-Technik.« Er ließ den Blick über das Auditorium schweifen. »Sie möchten wissen, ob wir zum Bau solcher Gerätschaften imstande sind. Noch nicht. Obwohl Ihre Kashiwazaki Electric schon einen partiellen Prototypen hat.«
    Die Unternehmensbeauftragten nahmen das selbstzufrieden zur Kenntnis, und ihr Interesse war geweckt.
    Während die virtuelle Lichtershow ihre eigene Geschichte erzähl-te, warf er einen Blick auf die umgebenden Wände und die Lichtreflexe auf dem Holz. Dies war ein bemerkenswerter Ort. Es war die größte Struktur in Edo und diente zugleich als Gemeinschafts-zentrum, Rathaus und Prunkbau von der Größe eines zehnstöckigen Gebäudes.
    Eigentlich handelte es sich aber um einen Baum, eine Eichenart.
    Die Eichen vermochten in der geringen Gravitation des Mondes eine Höhe von zweihundert Metern zu erreichen, doch diese hier war auf Breite gezüchtet und ausgehöhlt worden, sodass ein ›Wabenkern‹ entstanden war. Die Wände dieses Raums bestanden aus poliertem Holz und wurden nur von dezent integrierter Technik durchbrochen – Lampen, Belüftungsgittern und Bildschirmen.
    Die Luft hier war frisch, feucht und belebend.
    Im Kontrast zu den älteren Teilen von Edo – all diesen grob behauenen Tunnels – war dies die Zukunft des Monds, wie die Japaner implizit sagten. Der lebendige Mond. Und da kam ein Amerikaner auf den Mond und wollte diesen geduldigen Japanern einen Vortrag über die Kolonisierung des Weltraums halten? Die Japaner taten es, mit emsiger und schrittweiser Arbeit.
    Genau – schrittweise: Das war das richtige Wort. Denn nicht einmal diese Mondkolonisten waren imstande, über die aktuellen Projekte, die nächsten paar Jahre, ihre eigene Lebensspanne hinaus-zublicken. Sie vermochten das Potenzial nicht zu erkennen, das in 17
    dieser Entwicklung steckte. Für Malenfant war diese ultimative Bestimmung aber alles.
    Und vielleicht würde Nemoto mit ihrer seltsamen Wissenschaft ein Wegbereiter sein.
    Die kleinen Sonden-Bilder hatten die Zielsterne erreicht.
    »Und dies ist der Kern der Strategie«, sagte er. »Wir unterstellen, dass ein Zielsystem unbewohnt ist. Daher sind wir imstande, die Sonden ohne Rücksicht auf Verluste auf eine massive und zerstö-
    rerische Ausbeutung der Ressourcen des Systems zu programmie-ren. Solche Ressourcen sind für keinen anderen Zweck nutzbar und stehen uns deshalb zur freien Verfügung. Und so kolonisieren und bauen wir stetig auf.«
    Nun schwärmten weitere Sonden von der ersten Front der Zielsterne aus, diesmal jedoch mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit.
    Die Sonden erreichten neue Ziele, und dann wurden wieder neue Sonden produziert und losgeschickt. Das von den Sonden ausgefüllte Volumen wuchs schnell an; es war, als ob man die Ausdehnung von Gas im Vakuum beobachtet hätte.
    »Nachdem der Prozess einmal angestoßen wurde«, sagte er, »ist er selbstlaufend und selbstfinanzierend. Die Zeit, die erforderlich ist, um die Galaxis auf diese Art und Weise zu besiedeln, veran-schlagen wir auf zehn bis hundert Millionen Jahre. Wir brauchen aber nur für die Kosten für die erste Generation der Sonden auf-zukommen. Deshalb werden die effektiven Kosten für die Kolonisierung der Galaxis geringer sein als die für das Apollo-Programm von vor fünfzig Jahren.«
    Die Sonden breiteten sich bereits entlang der Spiralarme der Galaxis aus, sozusagen über sternengepflasterte Straßen. Das japanische Publikum lauschte artig.
    Während er mit geschliffenen Worten den Vortrag hielt, schweiften seine Gedanken zu Nemoto und ihren mysteriösen Hinweisen 18
    ab – ein Mysterium, durch das sein ganzes Konzept vielleicht Ma-kulatur wurde –, und er verlor den Faden.
    Er versuchte sich zu konzentrieren und schloss die Rede zur kosmischen Bestimmung ab. »… Dies ist vielleicht eine Wasserscheide in der Geschichte des Kosmos. Denken Sie darüber nach. Wir wissen, was zu tun ist. Wenn wir nun die richtigen Entscheidungen treffen, wird das Leben sich vielleicht über Erde und Mond hinaus ausbreiten, weit über das Sonnensystem hinaus, und eine grüne Welle wird das Antlitz der Galaxis verändern. Wir dürfen nicht scheitern …« Und so weiter.
    Sie spendeten ihm höflichen Beifall. Aber Fragen stellte kaum jemand.
    Er verließ den Raum und kam sich wie ein Narr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher