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Das Multiversum 2 Raum

Das Multiversum 2 Raum

Titel: Das Multiversum 2 Raum
Autoren: Stephen Baxter
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Lebens gewesen, den Fuß auf eine fremde Welt zu setzen.
    Auch wenn er es nur als Gast einer Japanerin tat.
    Und selbst wenn er, verdammt noch mal, schon zu alt war, um es zu genießen.
    Sie gingen durch einen Verbindungstunnel und von dort aus direkt in eine kleine Zugmaschine, eine Linse aus getöntem Glas.
    Die Zugmaschine entfernte sich vom Landeplatz. Die großen Ballonräder schluckten die Unebenheiten des Bodens, sodass Malenfant glaubte, in einer Seifenblase über den Mond zu schweben.
    Jede Oberfläche in der Kabine war von feinem grauem Mondstaub überzogen. Er roch den Staub sogar; er roch, wie man ihm gesagt hatte, nach Holzasche oder Schießpulver.
    Hinter dem Fenster erstreckte das geröllübersäte Mare Ingenii – das Meer der Sehnsucht – sich bis zum gekrümmten Horizont. Es war Spätnachmittag auf dem Mond; das flach einfallende Sonnenlicht warf lange und scharfe Schatten auf die Oberfläche. Die Landschaft leuchtete in einem kräftigen Beige, wenn er den Blick von der Sonne abwandte, doch sonst war sie eher grau. Die Erde war natürlich hinterm Horizont verborgen, aber Malenfant sah einen Kommunikationssatelliten über den schwarzen Himmel ziehen.
    Am liebsten hätte er das Glas durchbrochen und den uralten Boden berührt.
    9
    Nemoto aktivierte den Autopiloten und ging in die kleine Bord-küche. Sie kam mit grünem Tee, Reiscrackern und gedörrtem ika -
    Tintenfisch zurück. Malenfant war zwar nicht hungrig, griff aber trotzdem zu. Er wusste, dass der Fisch hier ein echter Luxus war; Nemoto wollte ihm damit eine Ehre erweisen.
    Der Tee zeigt ein ebenso komplexes wie interessantes Fließverhalten, als sie ihn in der Gravitation einschenkte, die nur ein Sechstel der Erdenschwere betrug.
    »Ich fühle mich geehrt, dass Sie meine Einladung, nach Edo zu reisen, angenommen haben«, sagte Nemoto. »Sie dürfen sich na-türlich frei in der Stadt bewegen. Es gibt hier sogar einen Makudo-narudo. Einen McDonald's. Sie können sich einen bifubaaga geneh-migen … aus Soja natürlich.«
    Er stellte den Teller ab und suchte direkten Blickkontakt zu ihr.
    »Sagen Sie mir, weshalb ich hierher gebracht werde. Ich wüsste nicht, von welchem Interesse meine Arbeit, die langfristige Nutzbarmachung des Alls, für Ihren Arbeitgeber sein sollte.«
    Sie musterte ihn. »Um den Vortrag werden Sie leider nicht her-umkommen. Aber – nein, Ihre Arbeit ist nicht von Belang für Nishizaki.«
    »Dann verstehe ich es wirklich nicht.«
    »Ich bin es, der Sie eingeladen und auch das Finanzielle geregelt hat. Sie fragen wieso. Ich bin ein Forscher, genau wie Sie.«
    »Forscher trifft es nicht ganz«, sagte er. »Ich bezeichne mich nun als Berater. Ich habe keinen Forschungsauftrag an einer Hoch-schule.«
    »Ich auch nicht. Nishizaki Heavy Industries bezahlt mein Gehalt; meine Forschungen müssen den Unternehmenszielen dienen.« Sie musterte ihn und nahm sich noch etwas Fisch. »Ich bin eine Angestellte. Ein guter Mitarbeiter, wie Sie sagen. Doch im Herzen bin ich eine Wissenschaftlerin. Und ich habe ein paar Beobachtungen gemacht, die ich nicht mit dem akzeptierten Paradig-10
    ma in Einklang zu bringen vermag. Ich habe nach neueren wissenschaftlichen Veröffentlichungen gesucht, die das Fachgebiet meiner – Hypothese betreffen. Aber ich habe nur Ihre gefunden.
    Mein Fachgebiet ist die Infrarot-Astronomie. In unsrer Forschungsstation außerhalb von Edo betreibt die Firma Radiometer, Fotometer, Fotopolarimeter und Kameras. Ich arbeite mit Wellenlängen im Bereich von zwanzig bis hundert Mikron. Eine raumgestützte Plattform wäre natürlich besser: Die Aktivitäten der Menschen verdichten die Mondatmosphäre mit jedem Tag und blo-ckieren das unsichtbare Licht, das ich auffange. Aber der Mondstützpunkt ist günstig im Unterhalt und genügt den Zwecken des Unternehmens. Wir ziehen die zukünftige Ausbeutung der Asteroiden in Betracht, müssen Sie wissen. Infrarot-Astronomie ist ein mächtiges Werkzeug beim Studium dieser entfernten Felsen. Mit ihrer Hilfe sind wir imstande, viele Informationen über Oberflä-
    chenstrukturen, Zusammensetzung, Temperatur, Rotationseigen-schaften und so weiter zu gewinnen.«
    »Erzählen Sie mir von Ihrer umwälzenden Hypothese.«
    »Ja.« Sie trank einen Schluck grünen Tee. »Ich glaube, Beweise für die Aktivität extraterrestrischer Intelligenzen im Sonnensystem gefunden zu haben«, sagte sie ruhig.
    ■
    Das Schweigen zwischen ihnen zog sich in die Länge. Die Luft knisterte förmlich. Diese
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