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Das Multiversum 1 Zeit

Das Multiversum 1 Zeit

Titel: Das Multiversum 1 Zeit
Autoren: Stephen Baxter
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veränderte oder neu entstand. Die Bestimmung der Menschheit – der allerersten Intelligenz – hatte darin bestanden, das Universum neu zu gestalten, um andere Universen zu erschaffen und einen Sturm des Bewusstseins zu entfachen.
    Wir haben es falsch gemacht, sagte er sich. Durchs Streben nach einer bedeutungslosen Ewigkeit haben die Menschen die wahre Unendlichkeit blockiert. Doch wir sind zurückgegangen, zurück in der Zeit, zurück zum Ursprung und haben mit unsren letzten Kindern gesprochen – den geschmähten Blauen. Und wir haben es be-richtigt.
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    Das hatte es also bedeutet, allein im Universum zu sein, die Ersten zu sein. Wir hielten alle Zeit und allen Raum der Unendlichkeit in Händen. Wir allein trugen die Verantwortung. Und wir sind ihr nicht gerecht geworden.
    Wir waren die Eltern des Universums, nicht seine Kinder.
    Bist du nicht deshalb zu Cruithne geflogen, Malenfant?, sagte Michael leise. Um die Bestimmung zu entdecken?
    »Ich habe es nie verstanden. Erst jetzt.«
    Trotzdem warst du ein Katalysator.
    Malenfant verspürte ein seltsames Hochgefühl. »Leben ist kein Zufall«, sagte er. »Kein Effekt zweiter Ordnung, keine Rander-scheinung. Wir – kleine, unbedeutende Kreaturen, die sich auf einem zerbrechlichen, in der Galaxis verlorenen Planeten tummelten –, wir waren der Nabel des Universums.« Das war in gewisser Weise eine Bestätigung all dessen, woran er immer geglaubt hatte.
    »Ha«, rief er. »Kopernikus, du hast Unrecht gehabt!«
    … Malenfant? Ich habe Angst.
    Malenfant drückte den Jungen an sich und legte die Arme um dieses komplexe Geschöpf, den zehnjährigen Jungen, das Superwesen, das aus einer verschwundenen Zukunft hier gestrandet war.
    »Ob sie sich an uns erinnern werden? Die Kinder in den neuen Universen.«
    O ja, sagte Michael und lächelte. Er wies auf die Sphäre. Das wäre ohne Bewusstsein überhaupt nicht möglich gewesen. Ohne Intelligenz.
    Wer weiß? Vielleicht wird ihnen sogar die Rekonstruktion gelingen, wer wir waren und welches Leben wir geführt haben.
    »Ich hoffe, sie vergeben uns«, flüsterte Malenfant.
671
Sheena 47:
    Die Stunde war gekommen.
    Sheena 47 schwamm durchs Herz des Linsen-Schiffs. Auf jeder hierarchischen Ebene entstanden Bewusstseins-Schulen, die in stän-digem Wechsel sich vereinigten, auflösten und neu formierten. Sie schimmerten im Kollektivbewusstsein, das durch die nach Trillionen zählende Cephalopoden-Gemeinschaft pulsierte, wie Wasser im Sonnenlicht schimmert. Die großen Schulen hatten die Lied-Träume von der Erde, der tiefen Vergangenheit aufgegeben und sangen stattdessen von der unendlichen Zukunft, die vor ihnen lag.
    Die Diamant-Maschinen – umgeformte Asteroiden – hatten zuverlässig funktioniert. Nun wölbte der fertig gestellte Regenbogen sich in seiner ganzen Schönheit über dem Linsen-Schiff. Das Universum war zu einem Regenbogen relativitätsverdichtet worden, der im Wasser sich spiegelte.
    Der Helium-3-Vorrat, den sie aus dem großen Wolkenmeer des Jupiter gewonnen hatten, war erschöpft. Sheena 47 entbot den wackeren Gemeinschaften, die diese rosigen Meere kolonisiert und den Brennstoff für den Exodus geliefert hatten, einen letzten Ab-schiedsgruß. Die Verwandten waren zurückgeblieben und würden bald von der Anomalie überrollt werden, aber sie waren mit Stolz in die Nicht-Existenz übergewechselt.
    Nun war die Zeit gekommen. Erregung lief in Wellen durch die großen Cephalopoden-Gemeinschaften, und sie drängten sich an den Wänden der mächtigen Linse, um etwas zu sehen.
    Und genau nach Plan öffneten sich die magnetischen Arme des Ansaugstutzens wie die Arme eines riesigen Cephalopoden. Die unsichtbaren Glieder funkelten, als sie dünne Materie ins Maul schaufelten, die verdichtet, aufgebrochen und verbrannt wurde.
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    Es funktionierte. Das Linsen-Schiff nabelte sich vom System ab, in dem es geboren wurde. Nun war sein Meer das nährstoffreiche interstellare Medium, das zwischen den Sternen schwebte. Brennstoff war unbegrenzt vorhanden, und die Cephalopoden vermochten bis in alle Ewigkeit zu reisen …
    Nein, nicht ganz, wie Sheena 47 wusste. Das große Schiff vermochte sich der Lichtgeschwindigkeit zwar anzunähern, sie aber nicht zu überschreiten; die Unwirklichkeits-Flut würde die Linse irgendwann einholen und über ihr zusammenschlagen. Das war unausweichlich.
    Aber die Zeit wurde durch die hohe Geschwindigkeit so sehr gedehnt, dass dieser Moment noch viele, viele Generationen entfernt war.
    Sie
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