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Das Menue

Titel: Das Menue
Autoren: Robert Rankin
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starrten nur so von forensischen Vergrößerungen von Mordopfern, Fahndungsfotos von Sexualstraftätern und Serienkillern und Proben menschlichen Haars in Plastiktüten. Der abgetretene Teppich war unter leeren Burger-Schachteln und zerdrückten Bierdosen kaum noch zu sehen. Der Wassertank dampfte leicht, und Camel-Kippen bildeten beeindruckende ägyptische Pyramiden über unsichtbaren Aschenbechern. Sam seufzte ergeben. Home sweet home.
    »Ich komme wieder«, sagte Sam.
    Das würde er in der Tat. Irgendwann. Aber nicht, bevor die Welt, wie Sam sie kannte, sich in etwas verwandelt hatte, das seine kühnsten Fantasien verblassen ließ.
    Und das ist kein Scherz.
     
    Mittwoch, 2. Juni 1993
    Das Helicar des Senders ging auf fünfhundert und brummte über den stehenden Verkehr hinweg. »… und mein Rat an alle, die auf der M25 zur Arbeit fahren: Tut es nicht. Wir haben einen Giftmüllunfall mit extremer Umweltgefährdung, der in beide Richtungen einen Rückstau von gut fünf Kilometern verursacht. Bleibt zu Hause und liebt euch, ihr guten Leute. Und damit gebe ich wieder zurück ins Studio zu Ramon.«
    »Bei euch sieht’s ja nicht besonders gut aus, wie? Genauso wenig wie gegenwärtig in Rotchina, scheint mir. Uns liegen nämlich Berichte vor, dass die rotchinesische Regierung ihre gesamte Bevölkerung inzwischen jeden Morgen fünf Minuten lang im Gleichtakt auf der Stelle hüpfen lässt. Es hat nicht das Geringste mit der Volksgesundheit dieses zurückgebliebenen Staates zu tun, wie wir gehört haben, sondern stellt eine gemeinsame Anstrengung dar, die Erdachse zu kippen und das immer größer werdende Ozonloch direkt über Washington zu schieben…«
    Eine manikürte Hand drückte einen Schalter auf dem Einbaufernseher des Wagens, und er glitt in das Armaturenbrett zurück. Am Arm dieser Hand glitzerte eine Uhr wie ein goldenes Tattoo. Eine unvergleichliche, nadelgestreifte Manschette führte einen gleichermaßenen Ärmel hinauf und zu einer Schulter, die von rotem Elastik gehalten wurde. Von dort war es nur ein kurzer Sprung zu dem zurückweichenden Kinn, den wohlgenährten Wangen und den sonnengebleichten Strähnen.
    Der Porsche steckte mitten in dem großen Stau. Der Fahrer mitten in einem großen Wutanfall, wie ihn nur jemand haben kann, der 35K für einen schnellen Wagen hingeblättert hat, nur um anschließend festzustellen, dass er damit nicht einen Deut schneller von der Stelle kommt als alle anderen auch.
    John Timothy umklammerte das Sportlenkrad und knirschte mit den kostspieligen Kronen. Er sank in den Schalensitz zurück und om-te nicht wenig. Es half noch weniger. Er betätigte den Schalter für das elektrische Fenster. Nahm einen tiefen Atemzug. Eine lederne Faust schwang herein und traf ihn voll in die Fresse.
    »Jesses!« John spuckte Blut auf sein Designerhemd und drehte sich entsetzt zu seinem Angreifer um. Eine zweite Faust gesellte sich zur ersten, und gemeinsam hämmerten sie auf ihn ein. Die Beifahrertür wurde aufgerissen. Eine kahlköpfige Frau erzwang sich Zutritt zu seinem Wagen. Die Lederfäuste hatten ihn an der Clubkrawatte gepackt und zerrten ihn nach oben. Er schlug mit dem Kopf gegen das Sonnendach. Die kahlköpfige Frau packte das Autotelefon, wickelte John die Schnur um den Hals und begann, ihre Kraft zu applizieren.
    John wehrte sich aus Leibeskräften, wollte aus dem Wagen fliehen. Die kahlköpfige Frau tippte auf den elektrischen Fensterheber, und die Scheibe zischte hoch. Sie trennte drei Finger von Johns rechter Hand ab. Er öffnete den Mund und wollte schreien. Sein Filofax wurde ihm zwischen die Kiefer und tief in den Hals gerammt. Kreditkarten fielen aus dem offenen Ende. Die kahle Frau packte eine davon und zog sie über seinen vollgestopften Hals. Schnitt ihm glatt den Kopf vom Leib…
     
    Jack Dovestons Frau beugte sich über die Schulter ihres Mannes und überflog den Bildschirm der Textverarbeitung. ›Voodoo Yuppie Killers‹ stand dort zu lesen. ›Der neue Bestseller des Autors von ›Armageddon – Das Menü‹.‹ Jack blickte furchterfüllt auf; er hatte seine Frau nicht hereinkommen hören.
    »Autotelefone haben keine Schnur« beobachtete sie kritisch. »Und es wäre physisch ganz und gar unmöglich, jemandem einen Filofax so tief in den Hals zu stecken. Genauso unmöglich, wie jemandem den Kopf mit einer Kreditkarte abzuschneiden…«
    Sie lachte und verließ das Zimmer. Sie gab sich nicht einmal Mühe, es zu verbergen. Jack kaute auf der Unterlippe. Eines
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