Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das mechanische Herz

Das mechanische Herz

Titel: Das mechanische Herz
Autoren: Dru Pagliassotti
Vom Netzwerk:
vergangen. Bei den Razzien in Schlackenseite und in der zerstörten Raffinerie waren fünfzehn Spione verhaftet worden, ein empfindlicher Schlag gegen das Spionagenetzwerk, das Alzana in Ondinium aufgebaut hatte. Bald stellte sich heraus, dass eine Reihe von Bombenanschlägen, für die man die Zerrissenen Karten verantwortlich gemacht hatte, direkt auf das Konto dieser Spione ging, und es bestätigte sich eine Vermutung, die Cristof schon lange gehegt hatte: Der König von Alzana stellte den politischen Randgruppen der Stadt Geld und tatkräftige Unterstützung zur Verfügung, um die Regierung von Ondinium zu destabilisieren. Sämtliche Alzaner, denen man die Beteiligung an einem Mord nachweisen konnte, wurden hingerichtet, die anderen zur Zwangsarbeit in den Bergwerken von Ondinium verurteilt. Ins Bergwerk war auch Emelie verbannt worden.
    Pyke, Victor und Hunderte weiterer Menschen, die die politischen Ansichten der beiden teilten, waren zum Verhör in die Liktorenwachen verschleppt worden und mussten sich einem zweiten, speziellen Loyalitätstest unterziehen. Beide Männer sowie ein Großteil ihrer Freunde hatten die Prüfung mit Bravour bestanden, was zu einer hitzigen Debatte in den Zeitungen geführt hatte, in deren Verlauf die Aktivisten den Rat des Machtmissbrauchs und der ungerechtfertigten Bespitzelung kritischer Bürger beschuldigten.
    Ganz wie von Victor vorausgesehen, hatte die Alister gewährte Strafmilderung einen Sturm der Empörung ausgelöst. Aufgebrachte Menschenmassen fanden sich auf dem Platz ein, auf dem er öffentlich geblendet wurde, und auch zwei Wochen später, als man ihn durch die Tore der Stadt in die Verbannung schickte, war ein Großteil der Bewohner Ondiniums auf den Beinen gewesen, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.
    Auch Cristof, Taya und Viera waren beide Male zugegen gewesen. Keiner der drei hatte das Spektakel der öffentlichen Strafe genossen, noch nicht einmal Viera, deren Rachegelüste sich in Luft aufgelöst hatten, als sie sah, wie man Alister das Augenlicht raubte. Viera hatte sich als große Hilfe erwiesen, als Cristof nach der Verstümmelung und Ächtung seines Bruders in ein schwarzes Loch zu stürzen drohte. Die beiden Frauen hatten ihm gemeinsam über die schlimmste Zeit hinweggeholfen – schwierige Wochen, die sie aber irgendwie hinter sich gebracht hatten, und dann, nachdem Alister von einer bewaffneten Eskorte den Berg hinab begleitet worden war, hatten sie angefangen, Stück für Stück das eigene Leben wieder aufzubauen.
    Taya wusste von dem geheimen und durch und durch illegalen Konto, das Cristof seinem Bruder in Mareaux eingerichtet hatte. Sie hatte auch die Papiere für den Fonds gesehen, den er den Familien der beiden im Turm umgekommenen Liktoren hatte zukommen lassen. Mehr konnten sie nicht tun – keine der beiden Familien hatte Cristof oder sie sehen oder mit ihnen sprechen wollen. Das tat weh, aber Taya verstand diese Menschen, und sie konnte auch Cristof keinen Vorwurf daraus machen, dass er versuchte, seinem Bruder das Leben im Exil ein klein wenig leichter zu gestalten.
    „Dann wäre jetzt wohl alles verpackt, was Euch gehört. Bis auf die Gewänder.“ Tayas Vater trat durch die Ladentür und klopfte sich den Schnee von den Schuhen. Hinter ihnen kamen Katerin und ihr Mann Tomas herein, die neugierig bei der Tür stehenblieben und zusahen, wie Cristof an den Bändern seiner Robe zupfte.
    „Danke!“ Cristof sah auf.
    Im Laden war nichts mehr. Sämtliche Chronometer, sämtliche Werkzeuge waren in Kisten verpackt worden und sollten nach Primus gebracht werden. Taya hatte gehofft, Cristof werde den Laden beibehalten, aber der fand den Weg von Primus nach Tertius zu weit, dafür würde er jetzt keine Zeit mehr haben. Er plante, sich statt dessen in einem der unbenutzten Räume des Anwesens eine Werkstatt einzurichten.
    „Darf ich? Mit Eurer Erlaubnis?“ Katerin trat neben Taya und half, die Bänder aufzuknüpfen. Seufzend gab Cristof es auf, ihnen helfen zu wollen, und ließ die Arme sinken.
    „Pyke nennt so was ‚absichtliche Verstümmelung ‘ “, bemerkte Taya beim Arbeiten.
    „Ist es auch.“ Cristof zuckte die Achseln, als ihm Ann die Perücke vom Haupt nahm und das kurze, hochstehende Haar zum Vorschein kam. „Wenn ich die Dinger anhabe, kann ich mich ja noch nicht einmal mehr kratzen.“
    „Ein, zwei Sekunden müsst Ihr schon noch leiden.“ Taya weigerte sich, Cris zu bemitleiden. „Wir sind fast fertig.“
    „Schaut mal, ich bin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher