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Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Titel: Das Mauerblümchen erringen (German Edition)
Autoren: Eloisa James
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„Ravensthorpe sieht teuflisch gut aus“, meinte Olivia und reichte Lucy ein Taschentuch, da sie keines in ihrem Réticule zu finden schien. „Er ist größer als du, und ich glaube, dass er dich nicht nur aus Gründen der Ehrbarkeit heiraten will, sondern die lautersten Absichten verfolgt.“
                  Lucy brach in ein dünnes Kichern aus, das sie selbst erstaunte. „Und du irrst dich. Die letzten sechs Wochen waren wie ein lieblicher Traum. Dennoch habe ich ständig gebangt, dass er erkennt, wie viel besser er es treffen könnte, und mich wie eine heiße Kartoffel fallen lässt.“
                  „Nein, das kann er nicht!“, rief Olivia. „Um Himmels willen, Lucy, er hat um deine Hand angehalten. Der Mann ist verliebt!“
                  „Nein. Ist er nicht“, erklärte Lucy rundheraus. „Er hat noch nicht einmal versucht, mich zu küssen, oder mit mir allein zu sein.“
                  Olivia legte die Stirn in Falten. „Aber ihr seid schon seit Wochen verlobt! Willst du etwa behaupten, dass du ihn seit seinem Antrag nicht mehr gesehen hast? Ich hatte mich schon gewundert, dass du ihn immer noch >Ravensthorpe< nennst; das klingt so förmlich.“
                  „Ich denke sogar an ihn als Ravensthorpe, und das sagt eine Menge über unsere Verlobung aus. Gesehen habe ich ihn allerdings — sechs Mal, um genau zu sein. Einen Tag, nachdem Vater eingewilligt hatte, gab er mir einen Brief von seinen Eltern, in dem ich in der Familie willkommen geheißen wurde.“
                  „Das ist doch recht anständig. Seltsam allerdings, dass sie dich nicht besucht haben. Sie leben doch gar nicht so weit von London entfernt, oder?“
                  „Nein, das stimmt, aber sie begeben sich kaum in Gesellschaft. Ich weiß nicht alle Einzelheiten, aber seine Mutter muss wohl einen gewaltigen Skandal verursacht haben, als sie sich in den Familienanwalt verliebte. Ich glaube, sie sind sogar nach Gretna Green gefahren. Mutter findet das ganz furchtbar und beharrt darauf, dass Cyrus ein paar Monate zu früh auf die Welt gekommen ist.“
                  „>Familienanwalt< ist nicht ganz korrekt“, meinte Olivia. „Mr. Ravensthorpe senior ist berühmt. Ich verfolge alle seine Prozesse, wenn auch nur, um Mutter mit Enthüllungen über die Verbrecherwelt zu schockieren. Auf jeden Fall sind seit jenem Skandal Jahre vergangen. Das ist doch alles längst vergessen!“
                  Lucy warf ihrer Freundin einen trüben Blick zu. „Mutter hat ihn jedenfalls nicht vergessen. Sie hat den Brief vor Ravensthorpes Augen ins Feuer geworfen und dann mit schlecht geheuchelter Überzeugung behauptet, er sei ihr aus der Hand gefallen.“
                  „Wirklich?“ Olivia klappte vor Verblüffung der Unterkiefer herunter. Rasch schloss sie den Mund wieder. „Deine Mutter besitzt nun einmal Temperament. Und ich meine das im besten Sinne.“
                  „Keine von uns kann sich ganz davon freisprechen“, sagte Lucy, aber sie sagte es freundlich, denn insgeheim fand sie Olivias Mutter noch unmöglicher als ihre eigene. „Dieser Vorfall mit dem Brief hat natürlich alles überschattet, wie du dir vorstellen kannst.“
                  „Ehrlich gesagt kann ich das nicht. Könnte es vielleicht sein, dass deine Mutter und Ravensthorpes Mutter vor dreißig Jahre erbitterte Rivalinnen gewesen sind? Denn ihre Reaktion war doch unverhältnismäßig heftig!“
                  „Als Tochter eines Earls hätte seine Mutter einen höheren Rang innegehabt als meine, es wäre also möglich. Meine Mutter kann Menschen mit höherem Rang fast ebenso wenig leiden, wie sie Rangniedere verabscheut.“
                  „Während meine Mutter jeden Menschen von Rang förmlich anbetet.“ Olivia zog einen Palmwedel beiseite. „Sieh mal, deine Mutter und deine Tante sind von Junggesellen umringt. Das heißt, dass sich die Nachricht von deiner Erbschaft bereits herumgesprochen hat.“
                  „Sieh nur, wie sie auf Lord Bessleton einredet“, sagte Lucy düster. „Sie sieht aus wie eine Metzgersfrau, die eine prächtige Rinderkeule anbietet.“
                  „Und das Rind bist dann wohl du?“
                  „Muh.“
                  Olivia ließ den Palmwedel zurückschnellen. „Reden wir lieber
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