Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Das Mauerblümchen erringen (German Edition)

Titel: Das Mauerblümchen erringen (German Edition)
Autoren: Eloisa James
Vom Netzwerk:
du um deinen Verlobten kämpfen?“
                  „Ich werde Ravensthorpe küssen“, erklärte Lucy, mit einem Mal wild entschlossen. „Ich könnte mir sogar das Mieder zerreißen. Mutter würde zwar vor Scham vergehen, aber der Zweck heiligt nun einmal die Mittel.“
                  „Ich meine, ein Kuss sollte vollkommen ausreichen.“ Olivia lächelte ihre Freundin spitzbübisch an. „Ich halte die Augen offen und versuche, euch zu erwischen, ja? Ich sage Mutter, dass mir zu heiß ist, und schleppe sie mit, bis wir euch finden. Achte du nur darauf, dass du ihn küsst, sobald du mich siehst. Mutter wird wahrlich entsetzt sein, und so wird aus der Angelegenheit das reinste Drama entstehen.“
                  Lucy legte die Hände auf ihre Wangen. „O Gott ...“
                  „Wenn du um ihn kämpfen willst, dann musst du es noch heute Abend tun, Lucy.“ Olivia erhob sich. „Deine Mutter kann dich erst dann als begehrenswerte Partie anpreisen, sobald die frühere Verlobung formal gelöst ist, du hast also nicht viel Zeit. Übrigens sehe ich gerade Rupert mit einem Glas Limonade in der Menge. Ich werde ihn wohl erlösen müssen, bevor ...“ Sie verstummte abrupt.
                  „Oje! Er hat sie über Miss Eltons Rücken verschüttet“, stellte sie fest. „Zu schade, dass sie ein weißes Kleid trägt! Gelb sticht so deutlich hervor: Es sieht aus, als habe man einen Nachttopf über ihrem Kopf ausgeleert. Ich muss gehen, Lucy.“
                  Lucy blieb hinter den Palmen verborgen und versuchte, Mut zu sammeln. Wie in aller Welt ködert man einen Mann, der nie auch nur das geringste Interesse gezeigt hat, einen zu küssen — und das auch noch vor Publikum?
                  Sie würde vermutlich vor Demütigung sterben.
                  Aber immerhin würde sie vor ihrem letzten Atemzug Mr. Ravensthorpe, den schönsten Mann Londons, geküsst haben. Zumindest ein Mal.
                  Das wäre doch ein fairer Tausch.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

3
     
    Mr. Cyrus Ptolemy Ravensthorpe war kein Mann überschwänglicher Gefühle. Wobei ihm Gefühle durchaus nicht fremd waren.
                  Niemand wusste besser als er, dass sein glühendes Bestreben, sich den Platz in der Londoner Gesellschaft zurückzuerobern, den seine Mutter aus Liebe aufgegeben hatte, nur als übertrieben bezeichnet werden konnte. Leidenschaft war seiner Meinung nach etwas Übertriebenes. Doch Leidenschaft spornte einen Mann auch zu großen Leistungen an.
                  Seinen Ehrgeiz hatte er in Eton geschult. Dorthin war er geschickt worden, weil seine Mutter trotz der Heirat mit einem Bürgerlichen die Tochter eines Herzogs blieb, und Enkel von Herzogen wurden nun einmal nach Eton geschickt. Neun Jahre später hatte Ravensthorpe gewalttätige Auseinandersetzungen mit fast der Hälfte der Jungen seines Jahrgangs bestanden — da diese unweigerlich abfällige Bemerkungen über seinen Vater gemacht hatten.
                  Wenn es dem alten Herrn auch schnurzegal war.
                  „Lass sie doch, Sohn“, pflegte Ravensthorpe der Ältere zu sagen, wenn er von seinem aktenübersäten Schreibtisch aufblickte. „Die armen Kerle werden ihr Leben damit vergeuden, London unsicher zu machen. Ich möchte mir die Langeweile nicht vorstellen, unter der sie in ihren mittleren Jahren zu leiden haben.“ Und damit schaute er,  offenbar entsetzt ob dieser Vorstellung, den Sohn über den Rand seiner Brille an. „Man muss im Leben tätig sein . Übrigens, was glaubst du, welchen Schluss ich aus den Beweisen im Fall Pendle gezogen habe? Denn diese Schreiben von Mrs. Pendle ist offenkundig gefälscht. Es heißt darin ...“
                  Doch Cyrus war fehlende gesellschaftliche Anerkennung beileibe nicht egal. Vielleicht lag es an den vielen Kränkungen, die er in Eton hatte einstecken müssen, nicht zuletzt von seinem Cousin ersten Grades. Oder es lag daran, dass es seine Mutter anscheinend nicht störte, zu den Weihnachtsfesten ihrer Schwestern nicht eingeladen zu werden.
                  Es war nicht egal. Cyrus haderte mit dem Schicksal seiner Familie, und er wusste ganz genau, dass es seine Schwestern noch härter treffen würde als ihn. Sie drückten zwar noch die Schulbank, doch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher