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Das Mallorca Kartell (German Edition)

Das Mallorca Kartell (German Edition)

Titel: Das Mallorca Kartell (German Edition)
Autoren: Elke Becker
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Ortschaften der Insel, wo aufgestellte Container zu sehen waren.
    »Wegen einer Dose ...«, murrte es aus der Menge.
    »Genau, wegen einer Dose. Wenn jeder von euch pro Tag eine Getränkedose wegwirft, sind das schon hundert; in der Woche siebenhundert und im Jahr mehr als fünfunddreißigtausend Dosen. Also zählt jede Dose und jeder Mensch für sich.« Cristina beobachtete die überraschten Gesichter und verbuchte die Stille im Saal als Erfolg.
    Sie erklärte weiter, wie man Wasser und Strom einsparte, zumal von beidem auf einer Insel nur begrenzte Mengen zur Verfügung standen. Ebenso zeigte sie Fotos von toten Vögeln, die sich im Meer in umhertreibenden Plastiktüten verfangen hatten. Ein Mädchen begann zu schluchzen, als sie das Bild einer ertrunkenen Möwe sah, die sich mit den Krallen in einem Plastiksack verhakt hatte. »Deswegen sollte man keine Plastiktüten benutzen und sie schon gar nicht am Strand liegen lassen, wo sie der Wind ins Meer wehen kann.«
    Im Anschluss daran zeigte sie Aufnahmen der Naturschutzgebiete Mondragó und der Insel Cabrera, die von der Grup Balear d´ Ornitologia i Denfesa de la Naturalesa hart verteidigt wurden, ebenso wie die Finca Sa Trapa. Um die Unterschiede aufzuzeigen, wechselte sie immer zwischen den Bildern der Schutzgebiete zu extrem zugebauten Touristenregionen, die nichts mehr von der ursprünglichen Landschaft erkennen ließen. »Seht ihr, das ist die Finca Sa Trapa , die ihr besuchen werdet.« Der Beamer warf das Bild des ehemaligen Klosters auf die Leinwand. »Genau dort sollte ein riesiges Hotel gebaut werden. Durch zahlreiche Spenden konnte der GOB das Gelände aufkaufen und den Bau verhindern. Seither gilt Sa Trapa als Modellfinca, die vielen Tier- und Pflanzenarten einen geschützten Lebensraum bietet. Die Finca liegt am westlichen Ende der Insel im Tramuntanagebirge und gehört zur Gemeinde Andratx. Gerade in dieser Region wird weitergebaut, ohne Rücksicht auf die Natur zu nehmen. Deswegen war es so wichtig, dieses Gelände zu schützen. Durch unseren Einsatz dient das Gelände jetzt als Modell für die naturverträgliche Nutzung von Fincas auf den Balearen. Nur weil man von dort einen atemberaubenden Blick auf die Insel Dragonera hat, muss dort noch lange kein Hotel gebaut werden.«
    »Was heißt eigentlich Dragonera?«, fragte ein Junge aus der ersten Reihe.
    Cristina suchte eine Luftaufnahme, auf der man die Insel vollständig sehen  konnte. »Siehst du die Form? Wenn man den zerklüfteten, lang gestreckten Kamm betrachtet, erinnert er an einen Drachenrücken, stimmt`s?« Der Junge nickte. »Dragón bedeutet Drachen, daher der Name.« Cristina wartete einen Augenblick, und nachdem keine Frage mehr gestellt wurde, fuhr sie fort. »Wir wollten dieses einmalige Stück Land erhalten. Es ist immerhin 80 Hektar groß. Jeder kann nun dort spazieren gehen und die Sicht auf die Dracheninsel genießen. Auf der Finca pflanzten wir Steineichen, Johannisbrotbäume und Aleppokiefern an, aber auch Mandel- und Olivenbäume. Und wenn ihr bei eurem Besuch leise seid, dann könnt ihr mit viel Glück Wanderfalken und Fischadler beobachten.«
    Zum Schluss des Vortrags verteilte Cristina an die Schüler noch Stofftaschen, die sie mit an den Strand nehmen konnten. Die Fotos der getöteten Tiere hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.
     
    Cristina Díaz ging in Begleitung der Schuldirektorin des Bellver Colleges zu ihrem Wagen. »Das war ein wirklich gelungener Vortra g! Die Kinder waren begeistert. Jetzt werden sie den Schulausflug zur Finca Sa Trapa mit Sicherheit anders empfinden, als wenn wir einfach nur so hingefahren wären«, schwärmte die Direktorin. Cristina freute sich über das Kompliment, zumal es ihre erste größere Schulveranstaltung und sie doch sehr nervös gewesen war.
    »Ihre Arbeit muss sehr interessant und befriedigend sein«, mutmaßte die Direktorin.
    Cristina öffnete die Fahrzeugtür. »Meist ist sie das, aber manchmal kämpft man auch gegen Windmühlen. Im Südwesten der Insel wird trotz Baustopps immer noch weitergebaut. Bis der GOB davon erfährt, ist es in der Regel bereits zu spät. Dann sind alte Bäume längst abgeholzt und die Fundamente schon ausgeschachtet und betoniert. Das ist der frustrierende Teil der Arbeit. Doch manchmal haben wir auch Glück.«
     
    Cristina bog links in die Straße Joan Miró ein, fuhr am Marivent Palast vorbei, wo die spanische Königsfamilie gerade zu Besuch war, und nahm weiter den Passeig Marítim in Richtung Palmas
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