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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange
Autoren: Sophie Oliver
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Schale, eine schwere weiße Damasttischdecke fiel bis auf den Boden und in bequemen Rattansesseln lagen weiche rosafarbene Kissen.
    Ein Butler erschien lautlos mit einem runden Tablett, auf dem ein Champagnerkühler stand. Er öffnete die Flasche und füllte die Gläser.
    „ Danke Simon, wir beginnen dann in etwa zehn Minuten mit dem ersten Gang“, Nicholas nickte dem Bediensteten freundlich zu und drehte sich zu seinen Freunden um.
    „ Auf uns alle“, sagte er mit einem Augenzwinkern, “auf diesen wunderschönen Tag, diese herrliche Zeit in der wir leben, unsere Gesundheit und darauf, dass alles genauso bleibt, wie es ist!“
    `Wie schön wäre das!´, dachte Emmaline und beschloss, die dunklen Wolken der Zukunft einfach zu verdrängen und den Augenblick zu genießen.
    Das Klirren der Gläser und das fröhliche Lachen der jungen Leute erfüllten den Rosengarten.
    Als sich nach dem Essen die Männer mit einer Zigarre in der Hand die Beine vertraten, fragte Emmaline, „Louise, kommst du morgen mit nach London? Ich möchte nach den Renovierungsarbeiten sehen und dachte, wir könnten danach zusammen Tee trinken?“
    „ Gerne. Ich habe ohnehin einige Besorgungen zu machen. Treffen wir uns doch gegen vier im Langham.“
    „ Perfekt! Amelia, Charlotte, was ist mit euch?“
    „ Vier Uhr klingt gut“, Charlotte nickte und auch Louise meinte „Wunderbar, die vier Musketiere in der Stadt! Das haben wir eine halbe Ewigkeit nicht mehr gemacht! Das Landleben ist herrlich, aber ab und an darf es schon ein Ausflug in die große Stadt sein.“
    Emmaline lehnte sich zufrieden zurück und ließ ihren Blick über die Freundinnen gleiten. Amelia, mit ihrem kastanienbraunen Haar und Augen so hell wie zwei Aquamarine, Charlotte, die Englische Rose, blass, honigblond und zierlich, mit einer Haut wie Porzellan und Louise, wie immer gut gelaunt und lächelnd. Ihr glattes karamellfarbenes Haar, hatte sich bereits an einigen Stellen aus dem kunstvoll gesteckten Knoten gelöst und rahmte ihr schmales Gesicht ein. Amelia, Louise und Charlotte wirkten zwar zart und zerbrechlich, aber in ihren Augen leuchteten Kraft und Loyalität und Emmaline freute sich auf einen unbeschwerten Nachmittag mit ihren Freundinnen in London.

3.

    „ Die anderen sind sicher schon da!“ Louise sprang aus der Droschke und zog Emmaline mit sich.
    „ Meinst du? Normalerweise ist Amelia immer derart hoffnungslos zu spät, dass die verabredete Uhrzeit lediglich als eine Art vage Zeitangabe zu sehen ist.“ Emmaline strich sich den cremefarbenen Rock glatt und folgte Louise durch die schwere Glastür, die ein Page für sie auf hielt, ohne die imposante Fassade des Langham Hotels zur Kenntnis zu nehmen. Auch die prächtigen schwarz-weißen Marmorsäulen der Lobby, die die hohe Decke mit den schweren Kristalllüstern stützen, zogen unbeachtet an den jungen Frauen vorbei.
    „ Heute nicht“, rief Louise über die Schulter zurück, als sie in den Palmengarten lief, viel zu schnell für eine Dame, sich dann gerade noch bremste und gemessenen Schrittes zu Charlotte und Amelia an den Tisch trat.
    Die anwesenden Gäste drehten die Köpfe, um die beiden jungen Frauen zu mustern, die zierliche, elfenhafte mit den geröteten Wangen und die schlanke, hochgewachsene, mit weizenblonden Haaren, kühlen Augen und vollen Lippen, die sich zu einem warmen Lächeln verzogen, als sie ihre Freundinnen erblickte.
    „ Die Fahrt von Jacobs Haus hierher hat doch länger gedauert, als ich dachte. Verzeiht, ich hoffe ihr musstet nicht warten.“
    „ Wir sind gerade erst gekommen“, Charlotte deutete auf den freien Stuhl neben sich und Emmaline setzte sich. Louise war bereits in eine angeregte Unterhaltung mit Amelia vertieft.
    „ Und außerdem ist es nicht Jacobs Haus, sondern auch deines, Darling“, fügte sie leise hinzu.
    „ Ich weiß“, Emmalines Augen verdüsterten sich, „Ich weiß.“
    Charlotte sah sie fragend an, aber Emmaline blieb eine Antwort erspart, denn der Ober erschien an ihrem Tisch, sie bestellten und verfielen sofort wieder in ein fröhliches Gespräch.
    „ Wie sieht es denn im Haus aus?“, fragte Amelia, nachdem sie sich zum zweiten Mal Tee in die hauchdünne Porzellantasse gegossen hatte. Sie gab Milch und Zucker hinzu und sah zu Emmaline auf.
    „ Ganz gut, denke ich. Die Arbeiter werden voraussichtlich im vorgegebenen Zeitraum fertig und wir können sicher direkt nach Jacobs Heimkehr einziehen.“ Emmaline schauerte. Louise, der dies nicht entgangen
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