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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth
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einfachen Türen und den Schleusen einen Unterschied zu machen. Schleusen sind diese dicken wasser- und luftdichten Türen, die man mit einem Hebelmechanismus verschließen kann.«
    »Und was für eine Waffe ist das?« würde dann ein Tourist fragen und auf ein langes, röhrenförmiges Gerät aus Duraluminium zeigen, das wie eine Kanone aussah, auf einer Plattform stand und von dicken Plastikschläuchen umgeben war.
    »Das ist ein Dampfmaschinengewehr, Kaliber .80. Es enthält eine komplizierte Maschinerie, die es erlaubt, einen Strom von Plastikkugeln, die ihr durch eine Leitung von unten zugeführt wird, mit großer Schnelligkeit abzuschießen. Kesseldampf sorgt für die nötige Antriebskraft.«
    Einmal hatte jemand, der auch auf der Rex gewesen war, gesagt: »Das Schiff König Johns hat mehrere Maschinengewehre vom Kaliber .75.«
    »Ja. Ich habe sie selbst entworfen. Aber der Hundesohn hat das Schiff gestohlen, und als ich dies hier baute, ließ ich Geschütze anfertigen, die größer sind als seine.«
    Wenn sie dann über den Außengang schritten, zeigte er ihnen die Fensterreihen (»Nicht Bullaugen, sondern Fenster«), »die einige aus meiner Mannschaft in völliger Unkenntnis der Sachlage – oder aus purem Galgenhumor heraus – Korridore oder sogar Salons nennen. Natürlich tun sie das nur hinter meinem Rücken.«
    Er führte sie in eine Kabine, um sie mit deren Geräumigkeit und Luxus zu beeindrucken.
    »Es gibt an Bord einhundertachtundzwanzig Kabinen, von denen jede für zwei Personen ausgerüstet ist. Sehen Sie sich das Klappbett an. Es ist aus Messing. Werfen Sie einen Blick auf die Porzellantoiletten, die mit kaltem und warmem Wasser ausgestattete Dusche, das Waschbecken mit den Messingarmaturen, die messinggefaßten Spiegel, die Eichenmöbel. Sie sind zwar nicht groß, aber dafür schleppen wir auch nicht viele Kleider zum Wechseln mit herum. Sehen Sie sich auch die Waffenständer an, in denen man Pistolen, Flinten, Speere, Schwerter und Bogen unterbringen kann. Die Teppiche bestehen aus Menschenhaar. Passen Sie auf, daß Ihnen die Augen nicht aus dem Kopf fallen, wenn Sie das Gemälde dort an der Wand bewundern. Es handelt sich um ein Original des Japaners Motonobu, der von 1476 bis 1559 gelebt und einen Malstil kreiert hat, den man Kano nennt. In der nächsten Kabine sind einige Gemälde des Zeuxis von Heraklea, insgesamt zehn. Die Kabine gehört Zeuxis selbst. Er ist, wie Sie vielleicht wissen oder auch nicht wissen, der große Maler, der im fünften Jahrhundert vor Christus in Heraklea, einer griechischen Kolonie in Süditalien, geboren wurde. Man sagt ihm nach, daß er Trauben so realistisch malen konnte, daß Raubvögel auf sie herabstießen. Zeuxis selbst hat diese Geschichte weder dementiert noch bestätigt. Was mich persönlich angeht, so bevorzuge ich Fotografien, obwohl ich natürlich auch ein paar Gemälde in meiner Kabine habe. Eins davon ist von einem gewissen Pieter de Hooch, einem holländischen Maler des siebzehnten Jahrhunderts. Daneben hängt eins von einem Italiener namens Giovanni Fattori. Er hat von 1825 bis 1908 gelebt. Armer Bursche. Möglicherweise ist dies sein letztes Werk, da er während einer Party über Bord fiel und von den Schaufelrädern in Stücke gerissen wurde. Selbst wenn er wieder auferstehen würde, was ich kaum glauben kann, würde er außer auf diesem Schiff und der Rex nirgendwo die Pigmente finden, die er brauchte, um noch ein Bild dieser Art anzufertigen.«
    Sam brachte sie auf das Promenadendeck hinaus und führte sie zum Bug. Hier stand eine 88-Millimeter-Kanone. Bis jetzt, führte Sam aus, hatte man sie noch nicht benutzt. Aber bald würde man neues Schießpulver erzeugt haben und die Magazine damit füllen.
    »Aber wenn ich die Rex eingeholt habe, werde ich den verfluchten John damit vom Wasser blasen.«
    Und dann deutete er auf die Raketenbatterien auf der Promenade, auf Wärme reagierende Projektile, die eine Reichweite von drei Kilometern hatten und mit Köpfen versehen waren, die vierzig Pfund Plastiksprengstoff enthielten.
    »Wenn die Kanonen ihn verfehlen, werde ich ihm die Beine unter dem Arsch wegschießen.«
    Eine der weiblichen Touristen war mit Clemens’ Werk und den ihn behandelnden Biografien wohlvertraut. Mit leiser Stimme sagte sie zu ihrem Begleiter: »Ich habe gar nicht gewußt, daß Mark Twain derart blutrünstig war.«
    »Madam«, sagte Sam, der ihre Worte mitbekommen hatte, »ich bin nicht blutrünstig! Ich bin der absolut
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