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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Belleville und Le Prêcheur, sondern über die schmalen Plantagenwege, die man nur mit einem Geländewagen befahren konnte, oder eben mit einem Motorrad. Deshalb war Coulbet ihnen auch nicht begegnet, als er zu Birot gefahren war. Es sah so aus, als sei Coulbet nur um einige Minuten zu spät gekommen.
    Er raste zurück zum Haus und traf René und Petra Arm in Arm durch den Garten gehend. Atemlos blieb Coulbet vor ihnen stehen.
    »Josephine ist weg!« keuchte er.
    Birot begriff noch nicht ganz. »Was heißt weg?« fragte er.
    »Für immer!«
    »Nein.«
    »Ja! Sie hat ihre Legba mitgenommen. Sie wird nicht wiederkommen.«
    »Das ist das Beste, was sie tun konnte! Damit ist alles vorbei!« sagte Birot erlöst.
    »Du Idiot!« Coulbet wandte sich Petra zu. »Pardon, Madame, aber er ist einer! Er begreift nicht, daß die Stunde Null angebrochen ist. Jules Totagan hat sein großes Götteropfer geholt, ein Menschenopfer!«
    »Mein Gott!« Petra umklammerte Renés Schulter. »Das … das ist doch nicht wahr.«
    »Es paßt jetzt alles logisch zusammen.« Coulbet wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Ich kenne sogar den Menschen, der geopfert werden soll. Pierre Murat.«
    »O Himmel!« sagte nun auch Birot fassungslos. »Murat?! Der Verschwundene. So tu doch was, Robert! Glotz hier nicht rum!«
    »Murat ist erstochen worden, von einem Mädchen, das er vergewaltigt hat, und Jules Totagan war dabei und hat den Toten mitgenommen zum Opfer für seine Voodoo-Götter. Er hat Josephine abholen lassen mit einem Motorrad, und irgendwo auf dieser paradiesischen Insel wird in den nächsten Stunden der entsetzlichste Voodoo-Zauber beginnen, den man je gesehen hat. Eine Beschwörung mit dem Ziel, Sie, Petra, zu vernichten! Und – verdammt noch mal, auch wenn ich ein guter Christ bin – ich glaube daran, daß Ihnen etwas zustoßen kann, was ewig ein Rätsel bleiben wird!«
    Aus Birots Gesicht war alle Farbe gewichen. Unter der Bräune sah er fahl aus, wie mit kalkiger Erde bestäubt. Er hatte Petra eng an sich gedrückt und legte nun beide Arme schützend um sie.
    »Hier, bei mir, kann ihr nichts passieren«, sagte er heiser vor Erregung. »Stimmt es, daß ein Kreuz der beste Schutz ist?«
    »Man sagt es, die Missionare haben das verkündet. Aber ob es stimmt?«
    »Sofort ins Haus!« schrie René. »Ich lege Petra das Kruzifix aus unserem Schlafzimmer auf die Brust! Ins Haus!«
    Sie rannten aus dem Garten fort, die Terrassentreppe hinauf und in den Salon. Coulbet stürzte zum Telefon, rief seine Dienststelle an und veranlaßte einen Großalarm. Bei allen Polizeistationen schrillten die Telefone, fuhren die Polizeiwagen hinaus. Großfahndung nach Jules Tsologou Totagan. Birot hatte unterdessen aus dem Schlafzimmer das Kruzifix geholt und drückte es Petra in die zitternden Hände. Mehr war nicht zu tun, und die Angst lähmte sie nun alle.
    »Ich fahre zurück nach Fort de France«, sagte Coulbet, hastig atmend. »Hier stehe ich nur herum. Wenn man Jules entdeckt, muß ich dort sein, wo er ist! Nur ich kann den Wahnsinn verhindern! Wenn einer mit Totagan sprechen kann, dann ich.«
    Birot nickte. Petra saß zusammengekauert in einem der tiefen Sessel, das Kruzifix an sich gedrückt. Ihre Augen waren voll Entsetzen.
    »Was … was kann mir passieren?« stammelte sie.
    »Das weiß ich nicht. Das weiß keiner.« Coulbet drehte sich weg und rannte aus dem Haus. Draußen, an seinem Jeep, traf er Babou, den schwarzen Chauffeur in seiner weißen Uniform.
    »Ich gehe auch zu Madame«, sagte Babou. »Niemand kommt an sie heran, solange ich lebe! Das schwöre ich Ihnen, Monsieur le Commissaire.«
    »Du bleibst vor dem Haus!« rief Coulbet. »Du gehst auch nicht hinein! Monsieur wird sofort auf jeden schießen, der hereinkommt, auch auf dich!« Er stieg in seinen Jeep, und plötzlich starrte er Babou voll Mißtrauen an und riß ihn an den Aufschlägen seiner Uniform zu sich heran. »Du glaubst doch an den Voodoo, schwarze Seele?«
    »Ich … ich bin getaufter Christ, Monsieur«, stotterte Babou.
    »Das ist Jules auch!« schrie Coulbet. »Heraus mit der Sprache: Wie steckst du in dem Wahnsinn drin? Was wolltest du bei Madame? Sie vor den Augen des Monsieur umbringen, im Auftrag des großen Houngan?«
    »O nein, Monsieur, nein«, Babou begann zu heulen. »Ich habe nichts damit zu tun, gar nichts.«
    »Einsteigen!« Coulbet ließ den riesigen Neger los. Bereitwillig setzte sich Babou neben Coulbet in den Jeep und weinte weiter.
    »Ich bin ein treuer
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