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Das Mädchen und der Zauberer

Das Mädchen und der Zauberer

Titel: Das Mädchen und der Zauberer
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mann«, schluchzte er dabei. »Ein treuer Mann. Ich liebe Madame, ich habe nichts zu tun mit dem Voodoo. Ich bin ein guter Christ.«
    Mit heulendem Motor fuhr Coulbet an und raste die Straße hinunter nach Le Prêcheur. Neben ihm klammerte sich Babou an den Holmen des Jeepfensters fest und vergaß das Weinen.
    Monsieur le Commissaire konnte noch verrückter fahren als er. Man bekam Angst, wenn man auf die Straße blickte. Er flog die Serpentinen hinunter, als habe der Jeep Flügel statt Räder.
    Das Funkgerät am Armaturenbrett rauschte. Es war auf volle Lautstärke gestellt. Und da war plötzlich eine Stimme – auf der Strecke zwischen Le Prêcheur und St. Pierre – die nüchtern meldete: »Hier Wagen 11, Sergeant Galette und Sergeant Papin. Totagan ist gesehen worden auf dem Weg nach Tartane. Wir sind südlich von Trinité und folgen dem Hinweis.«
    Coulbet senkte den Kopf und beugte sich über das Steuerrad wie ein Rennfahrer. Tartane, die Halbinsel, die hinaus in den Atlantik reicht. Das Schwänzchen von Martinique, wie man auch sagt.
    Tartane. Und ganz am Ende der Halbinsel, wild zerklüftet und gefürchtet wegen der Stürme, liegt der Point du Diable, der Teufelspunkt, die Spitze des Naturschutzparkes von Tartane.
    Der Teufelspunkt! Der einsame Kultplatz des Jules Totagan.
    »An alle!« schrie Coulbet in das Mikrofon seiner Sprechanlage. »Hier Coulbet! Niemand folgt Totagan zum Point! Ja, verdammt noch mal, er fährt zum Point! Ich komme! Und haltet ein Gewehr mit Zielfernrohr bereit. Wer ist am nächsten?«
    »Wagen 17 aus Tartane!« kam eine aufgeregte Stimme. »Welchen Wagen fährt Totagan?«
    »Wenn er seinen eigenen fährt, einen Peugeot! Haltet ihn nicht an! Riegelt hinter ihm nur die Straße ab. Er ist nicht allein, er hat ein Mädchen bei sich!«
    Coulbet stieß die Luft aus wie ein Blasebalg.
    Es kam ihm plötzlich vor, als jagte er seinen eigenen Vater.

12
    Es war ein richtig schöner Tag gewesen.
    Nach einem ausgezeichneten Mittagessen, das er auch gebührend lobte, und Marie Lupuse dabei mehrmals die Hand küßte, hatte der Comte de Massenais sich unter dem Sonnensegel auf einer dick gepolsterten Liege ausgeruht. Dabei gab er sich ganz dem Anblick hin, den ihm Marie in ihrem Nichts von Bikini bot. Bataille war unter Deck, man hörte ihn rumoren, und nur Massenais wußte, was dieser verhaltene Lärm bedeutete.
    Wie lange wird das gutgehen mit den beiden, dachte er, etwas träge vom guten Essen. Roger hatte früher die Frauen gewechselt wie seine Krawatten und Hemden, rücksichtslos, abrupt, so wie man ein verschmutztes Wäschestück wegwirft. Aber bei diesem blonden Matratzenbomber hält er erstaunlich lange aus. Man sollte ihn fragen, ob er nicht daran interessiert wäre, Marie auf Martinique zu lassen. An der Seite eines Comte würde es keinen schmerzhaften Abschied von Bataille geben.
    Er blinzelte ihr zu, und sie blinzelte zurück, eingedenk der Worte Rogers, freundlich und – im Rahmen des Möglichen – besonders nett zu dem Grafen zu sein. Massenais griff nach dem hohen Glas mit Obstsaft und dem weißen, leichten Rum, den man auf Martinique so vorzüglich herstellt, prostete Marie galant zu und reckte sich ein wenig, wobei seine ohnehin schon knappe Badehose sich noch mehr spannte. Das hatte bisher bei Frauen immer einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
    »Eine Frage unter Freunden, Marie: Lieben Sie Roger?« fragte er kurz entschlossen.
    »Ja. Warum?«
    »Könnten Sie sich vorstellen, woanders als auf einer engen Motorjacht zu leben?«
    »Das schon. Aber warum sollte ich? Roger hat ein großes Haus auf den Bahamas, da sind wir den Winter über.«
    »Und Sie haben keine Angst?«
    »Wovor?«
    »Wenn Roger eines Tages höflich, aber bestimmt zu Ihnen sagt: Mein Liebling, es war sehr schön mit dir. Unvergeßlich. Aber es ist nicht gut, immer nur Milchsuppe zu essen, man muß auch mal eine Gulaschsuppe haben! Wo darf ich dich hinbringen lassen?«
    »Das wird er nie, nie sagen!«
    »Sind Sie so sicher, Marie?«
    »Ja. Wir lieben uns ehrlich – nicht nur für einen Augenblick oder eine Zeitspanne. Ich weiß, daß Roger früher so mit den Frauen umgesprungen ist. Aber er ist anders geworden. Er will sich auch zur Ruhe setzen.«
    » Was will er?« Massenais richtete sich auf der Liege auf. Es war echte Verblüffung. Das kann doch nicht wahr sein, dachte er. Der Kerl spinnt!
    »Er will aus allen Geschäften aussteigen und nur noch sein restliches Leben genießen.«
    »Restliches Leben! Roger
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