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Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest

Titel: Das Mädchen, die goldene Uhr und der ganze Rest
Autoren: John D. MacDonald
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einfach hereinspaziert sind! Der in der Khakihose und dem weißen Jacket ist Bernie. Nicht der Kleine, der die Drinks macht. Weiter drüben, der die Blonde an den Spiegel drückt.«
    Kirby zögerte, und das dicke Mädchen ergriff mit einer schnellen Bewegung die Melone, den Spazierstock und das Abzeichen und eilte damit johlend davon. Er zwängte sich durch die Menge zu Sabbith, der auf die halb erdrückte Blondine einredete. Bernie war groß und schlaksig und schien nur aus Knochen und Gelenken zu bestehen.
    Als es Kirby endlich gelang, Bernie auf sich aufmerksam zu machen, drehte sich dieser um, streckte ihm die Hand entgegen und sagte: »Ich freue mich, daß Sie es geschafft haben, mein Guter. Die Bar ist dort drüben. Ich freue mich, daß Sie gekommen sind.« Damit wandte er sich wieder der Blondine zu.
    »Haben Sie Bonny Lee Beaumont gesehen?«
    Bernie drehte sich wieder um. »Bonny Lee? Wo ist sie? Haben Sie sie mitgebracht?«
    »Nein, ich suche sie.«
    »Sie ist heute nicht hier. Dort drüben ist die Bar. Holen Sie sich einen ...«
    »Sie sollte um Mitternacht kommen.«
    Die Blondine glitt langsam zur Seite, Bernie packte sie und richtete sie wieder auf. »Ich würde mich gern einmal ausführlich mit Ihnen unterhalten, aber im Augenblick sind Sie mühsam. Noonan!« Einer der jungen Männer im dunklen Anzug tauchte neben ihnen auf. »Noonan, sei so nett und schaffe mir den redseligen Kerl hier vom Hals.«
    Noonan führte Kirby sanft davon. »Mr. Sabbith ist im Augenblick beschäftigt. Von wo hat es Sie zu uns verschlagen, Sir? Handelskammer? Presse, Radio, Fernsehen, Künstler?«
    »Ich soll hier ein Mädchen treffen.«
    »Wenn man Ihnen das versprochen hat, dann sind Sie richtig. Bis auf einige Ausnahmen, die schon vergeben sind, kann ich Ihnen jedes Mitglied der fröhlichen Mannschaft auf unserem schmucken Schiff anbieten. Ich würde eine von den Vogelscheuchentypen vorschlagen; das sind die Arbeiter in unserem Weingarten, die hinter der Kamera stehen. Wenn Sie jedoch ein Model bevorzugen, würde ich Ihnen empfehlen, zwei zu nehmen. Die besitzen so geringe Energien, Sir, daß sie sie für den erhebenden Augenblick aufsparen, in dem sie das Produkt präsentieren.«
    »Ich soll ein ganz bestimmtes Mädchen hier treffen!« Kirby versuchte, die Musik zu übertönen. »Ich kenne sie.« Als er eine hilflose Geste machte, drückte ihm jemand einen Drink in die Hand.
    »Können Sie sich nicht erinnern, wie sie heißt?«
    »Ich weiß ihren Namen!«
    »Aber Sie wissen nicht, wie sie aussieht?«
    »Sie wird herkommen, und ich warte auf sie!«
    »Sie nehmen alles zu ernst, Sir. Heute ist die epochale Nacht in der kurzen, brillanten Geschichte von Parmalon.«
    »Wovon?«
    Noonan taumelte und griff sich ans Herz. »Tun Sie mir das nicht an! Parmalon! Sieben Farbnuancen, sieben Lotions, sieben geheime Ingredienzien, sieben zauberhafte Leben einer schönen Frau. Wir feiern hier den Startschuß für zehn heiße Werbespots, bei denen die abgetakelten Hausfrauen in ganz Amerika zerfließen werden.« Er klopfte Kirby auf die Brust. »Wissen Sie überhaupt, wer Bernie Sabbith ist?«
    »Ich denke schon.«
    »Er ist das Herzblut der ganzen Sache. Ein leuchtender Fixstern am Himmel. Wir sind umgeben von seinen Getreuen, vor und hinter der Kamera. Geriebene Leute von Agenturen, hervorragende Techniker. Begabung, Schönheit, Würde und Habgier, alles hier vereint.« Er versetzte Kirby wieder einen Stoß. »Sabbith hat als Schreiberling begonnen. Wissen Sie, was er jetzt ist? Jetzt ist er der Autor und gleichzeitig der Regisseur und der Produzent, der für jeden Spot achtundzwanzig Riesen bekommt. Und das feiern wir, Freund! Heute dulden wir keine Förmlichkeiten und kein langweiliges Gejammer. Suchen Sie sich eine Maid, schnappen Sie sich ein Glas Wein und singen und tanzen Sie. Seien Sie einfach ausgelassen und ungezwungen. Was sind Sie von Beruf?«
    Kirby sah ihm in die Augen. »Ich bin ein Philantrop.«
    »Du lieber Himmel, also noch einer von einer Agentur?«
    Glas splitterte. Ein spindeldürres Mädchen vollführte auf dem riesigen Bett eine komische Trampolinnummer und erntete spärlichen Applaus. Darauf folgte eine kubanische Platte aus einer Zeit, als die Kubaner noch fröhliche, flexible Menschen waren.
    Eine Erscheinung schwebte auf Noonan und Kirby zu. Es war die junge Ingrid, eine jüngere Greta, eine jugendliche Marlene; schwermütig ließ sie sich treiben und machte einen leicht verwirrten Eindruck, so als wäre sie eben
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