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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All
Autoren: Iwan Jefremow
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als der Mond von der Erde.
    Das Sternschiff hatte seine Rufzeichen auch dann noch fortgesetzt, als es vom Planeten nur noch dreißig Millionen Kilometer entfernt und auf eine Geschwindigkeit von dreitausend Kilometer pro Sekunde heruntergegangen war. Dienst hatte damals Nisa, doch die gesamte Mannschaft war wach und saß erwartungsvoll in der Steuerzentrale vor den Bildschirmen.
    Nisa sendete immer wieder und mit zunehmender Sendestärke Rufzeichen und schickte Fächerstrahlen voraus.
    Endlich erblickten sie den winzigen glänzenden Punkt der Außenstation. Das Sternschiff ging allmählich auf die Bahn des Satelliten über, indem es sich ihm spiralförmig näherte und seine Geschwindigkeit der des Satelliten anglich. Bald waren die »Tantra« und der Satellit wie durch ein unsichtbares Seil miteinander verbunden, und das Sternschiff hing über dem schnell dahinjagenden kleinen Himmelskörper. Die Elektronen-Stereoteleskope des Schiffes tasteten die Oberfläche des Satelliten ab. Da bot sich plötzlich der Besatzung der »Tantra« ein unvergeßliches Bild.
    Ein riesiges flaches Glasgebäude erstrahlte im Widerschein der blutroten Sonne. Direkt unter dem Dach befand sich ein großer Raum in der Art eines Versammlungssaales oder Auditoriums. Dort verharrten reglos viele Gestalten, die zwar den Erdbewohnern nicht ähnlich, aber zweifellos denkende Wesen waren. Einer der Astronomen der Expedition, Pur Hiss, ein Neuling im Kosmos, der unmittelbar vor dem Start für einen erfahrenen Mitarbeiter hatte einspringen müssen, drückte erregt auf den Abstimmknopf des Instruments. Die unter dem Glasdach verschwommen sichtbaren Wesen blieben unbeweglich. Pur Hiss verstärkte die Vergrößerung. Ein Podest war zu erkennen, Gerätepulte und ein langer Tisch, an dem eines der Wesen mit starr in die Ferne gerichtetem Blick vor den Versammelten saß.
    »Sie sind tot!« rief Erg Noor.
    Das Sternschiff blieb weiterhin über dem Satelliten der Sirda, und vierzehn Augenpaare blickten unverwandt auf das gläserne Grab. Wieviel Jahre schon mochten diese Toten hier sitzen? Vor siebzig Jahren war der Planet verstummt; rechnete man noch sechs Jahre hinzu, die die Funkstrahlen bis zur Erde gebraucht hatten, so war es ein dreiviertel Jahrhundert. Aller Augen richteten sich auf den Expeditionsleiter. Erg Noor blickte auf den gelblichen Dunstschleier der Planetenatmosphäre. Nur mit Anstrengung ließen sich Gebirgszüge und Meere erkennen, doch nichts gab die Antwort, um derentwillen sie hierhergeflogen waren.
    »Die Station ist ausgestorben und während der fünfundsiebzig Jahre nicht wieder besetzt worden! Höchstwahrscheinlich hat sich eine Katastrophe auf dem Planeten ereignet. Wir müssen niedriger gehen, die Atmosphäre durchstoßen und möglicherweise landen. Alle sind hier versammelt — ich erbitte die Meinung des Rates.«
    Lediglich der Astronom Pur Hiss wollte Einwände machen. Empört betrachtete Nisa seine raubvogelähnliche Nase und die tiefsitzenden häßlichen Ohren.
    »Wenn auf dem Planeten eine Katastrophe eingetreten ist, haben wir keinerlei Chance, Anameson zu erhalten. Ein Umfliegen des Planeten in geringer Höhe und erst recht eine Landung würden unseren Treibstoffvorrat fast verbrauchen. Außerdem wissen wir nicht, was geschehen ist. Wir können gewaltigen Strahlungen ausgesetzt sein, die uns zugrunde richten.«
    Alle anderen Expeditionsmitglieder unterstützten dagegen den Vorschlag des Leiters.
    »Keinerlei planetarische Strahlungen«, erläuterte Erg Noor, »können ein Schiff mit kosmischem Schutz gefährden. Und sind wir nicht hierher gesandt worden, um zu klären, was sich ereignet hat? Was wird die Erde dem Großen Ring antworten? Festzustellen, daß etwas geschehen ist, ist wenig, wir müssen eine Erklärung dafür finden. Entschuldigen Sie meine schülerhaften Überlegungen!« In seiner metallischen Stimme klang Spott. »Wir können uns wohl kaum dieser Pflicht entziehen.«
    »Die Temperatur in den oberen Schichten der Atmosphäre ist normal!« rief Nisa erfreut, nachdem sie die Messungen ausgeführt hatte.
    Lächelnd begab sich Erg Noor an das Steuerpult und ließ das Schiff tiefer gehen, wobei er vorsichtig, Schleife um Schleife, den Spiralflug des Sternschiffes verlangsamte. Die Sirda war etwas kleiner als die Erde, daher war bei einem niedrigen Umfliegen keine große Geschwindigkeit erforderlich. Die Astronomen und die Geologin verglichen die Karten von dem Planeten mit den Beobachtungen der optischen Geräte der
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