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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All
Autoren: Iwan Jefremow
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Noor überzeugt.
    Er entschloß sich zu dem schwierigen Manöver, die Flugbahn des Sternschiffes von den Breitengraden auf die Meridiane zu verlegen. Wie könnte man den Planeten verlassen, ohne festgestellt zu haben, ob alle umgekommen waren? Vielleicht hatten die Überlebenden das Sternschiff nicht zu Hilfe rufen können, weil die Energiestationen und die Geräte versagt hatten?
    Nicht das erstemal sah Nisa den Leiter während eines verantwortungsvollen Manövers am Steuerpult stehen. Mit seinem markanten Gesicht, seinen knappen, exaktenBewegungen kam Erg Noor dem jungen Mädchen wie ein legendärer Held vor.
    Und wieder zog die »Tantra« ihre Bahn um die Sirda, diesmal von Pol zu Pol. Bisweilen tauchten weite Strecken kahlen Bodens auf, besonders in den mittleren Breiten. Durch den Nebel schimmerten rote Sandwellen, die der Wind über weite Flächen geweht hatte. Dann dehnte sich erneut die samtene Trauerdecke schwarzen Mohns aus — die einzige Pflanze, die der Radioaktivität widerstanden oder unter ihrem Einfluß eine lebensfähige Mutation entwickelt hatte.
    Eines war klar: Es würde aussichtlos, ja sogar gefährlich sein, auf dem Planeten Anameson zu suchen, von dem auf Empfehlung des Großen Rings für Gäste aus anderen Welten Vorräte angelegt worden waren. (Die Sirda besaß noch keine Sternschiffe, sondern nur kleinere Raketen.) Die »Tantra« schraubte sich wieder langsam spiralförmig in die Höhe. Nachdem das Sternschiff mit Hilfe der Ionentriebwerke, die bei Flügen von einem Planeten zum anderen sowie für Start und Landung eingesetzt wurden, seine Geschwindigkeit auf siebzehn Kilometer pro Sekunde erhöht hatte, verließ es den ausgestorbenen Planeten und nahm Kurs auf ein unbewohntes, nur unter einer Chiffre bekanntes System, wo kosmische Markierungszeichen gesetzt worden waren und wo die »Algrab« sie erwarten sollte. Dann wurden die Anamesontriebwerke eingeschaltet, die das Sternschiff innerhalb von zweiundfünfzig Stunden auf seine normale Reisegeschwindigkeit von neunhundert Millionen Kilometern in der Stunde brachten. Bis sie den Treffpunkt erreichten, würde es noch fünfzehn Monate dauern oder elf nach der abhängigen Zeitrechnung des Sternschiffes. Alle Besatzungsmitglieder, mit Ausnahme derjenigen, die Dienst hatten, konnten in Schlaf versenkt werden. Einen Monat nahmen jedoch noch die gemeinsame Diskussion, die Berechnungen und die Ausarbeitung des Berichts an den Rat in Anspruch. Aus dem Handbuch über die Sirda hatten sie von gewagten Versuchen mit spaltbarem Material erfahren. Sie hatten Ausführungen hervorragender Wissenschaftler des toten Planeten gefunden, die rechtzeitig auf Anzeichen schädlicher Auswirkungen auf das Leben hingewiesen und die sofortige Einstellung aller Versuche gefordert hatten. Vor einhundertundachtzehn Jahren war eine kurze Warnung über den Großen Ring erfolgt, für vernunftbegabte Wesen deutlich genug, von der Regierung der Sirda aber offensichtlich nicht ernst genommen.
    Somit war alles klar: Das Leben auf der Sirda war durch die schädliche Radioaktivität ausgelöscht worden — das Resultat unvorsichtiger Experimente mit den gefährlichen Verwendungsmöglichkeiten der Kernenergie.
    Inzwischen hatte die Mannschaft des Sternschiffes zweimal jeweils drei Monate geschlafen und in der übrigen Zeit von sechs Monaten ein normales Leben geführt.
    Nun kreiste die »Tantra« bereits viele Tage um den grauen Planeten, und von Stunde zu Stunde wurde die Hoffnung auf ein Zusammentreffen mit der »Algrab« geringer.
    Etwas Fürchterliches bahnte sich an.
    Erg Noor blieb auf der Schwelle stehen und betrachtete die in Gedanken versunkene Nisa. Ihr Kopf mit dem dichten Haarschopf war zur Seite geneigt, die ein wenig schräg stehenden Augen, häufig von verhaltenem Lachen zusammengekniffen, waren jetzt weit geöffnet und blickten besorgt, aber doch mutig in das Unbekannte. Das Mädchen ahnte nicht, welch großer innerer Halt ihre Liebe für ihn geworden war, für ihn, der trotz seiner langjährigen Erfahrungen müde wurde, als Expeditionsleiter ständig die Verantwortung für die Menschen, das Schiff und den Erfolg der Expedition zu tragen. Auf der Erde gab es schon längst nicht mehr eine so individuelle Verantwortlichkeit — dort entschied stets das Kollektiv, dem die Aufgabe übertragen war. Und wenn etwas Außergewöhnliches geschah, konnte man sofort Rat einholen,auch wenn das Problem noch so schwierig war. Hier aber konnte man niemand konsultieren, und so
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