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Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)

Titel: Das mach' ich doch mit links: Roman (German Edition)
Autoren: Evelyn Sanders
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sie deshalb komplett vermieten will.«
    »Muss der in den Knast?«
    »Kannst du nicht ausnahmsweise in normalen Bahnen denken?«, lachte Florian. »Es gibt doch auch noch andere Gründe, weshalb ein Mensch vorübergehend seine Wohnung nicht benutzt.«
    »Und deshalb will er sie vermieten? Das muss ein schönes Kamel sein. Wer weiß, ob und in welchem Zustand der sein Mobiliar wiederfindet.«
    »Das Kamel bin ich.«
    Erstaunt drehte sich Gerlach um. »Du?? Ich habe zwar nicht bezweifelt, dass du wirklich eins bist, aber du hast es noch niemals zugegeben. Wieso brauchst du deine Wohnung nicht mehr? Ist deine Frau endlich ausgezogen? Lasst ihr euch scheiden?«, fragte er erwartungsvoll, denn seine heimliche Liebe zu Tinchen war ebenso ausdauernd wie hoffnungslos.
    »Das kannst du mich in sechs Monaten noch mal fragen.« Florian setzte sich auf die Schreibtischkante und erzählte seinem Freund ausführlich, welche Pläne seit gestern in seinem Kopf herumspukten.
    »Unter diesen Umständen wäre es doch blödsinnig, die Wohnung leer stehen zu lassen. Warum soll nicht ein anderer inzwischen die Miete bezahlen?«, schloss er.
    »Weshalb fragst du gerade mich? Du kennst doch meinen Umgang. Oder legst du wirklich Wert darauf, dass ich dir einen entlassenen Ganoven zwischen deine Kiefernschränke setze?«
    »Quatsch! Aber du kannst dich doch mal umhören.«
    »Mach’ ich«, versprach Gerlach, »vielleicht finde ich jemanden von der High Snobiety, der seine momentane Gespielin nicht immer bloß im Hilton treffen will. Da zahlt der ja für drei Nächte so viel wie bei dir für den ganzen Monat.«
    »Meine Wohnung als Absteige? Kommt nicht in Frage.«
    »Du musst das nicht so eng sehen. Außerdem heißt das heutzutage Zweitwohnung und ist allgemein üblich. Als du noch nicht verheiratet warst, hast du nicht so dämliche Fragen gestellt.«
    »Eine Zweitwohnung habe ich nie gebraucht«, verteidigte sich Florian.
    »Wäre aber manchmal besser gewesen. Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem ich die Doro so lange in der Küche festhalten musste, bis du die andere Tussie ins Wohnzimmer gebracht hast, und dann hast du mir dieses wirklich selten dusselige Geschöpf auch noch für den Rest des Abends aufgehalst.«
    »Das sind doch längst olle Kamellen. Die werden auch nicht besser, wenn du sie immer wieder aufwärmst.«
    Gerlach stand auf und sammelte seine Notizen ein. »Ich glaube, jetzt verziehe ich mich lieber, du musst deinen Humor heute im Fahrstuhl vergessen haben. Gibt es sonst noch was Neues?«
    »Ja, Hindenburg ist tot.«
    »Weiß ich, deshalb sieht man ihn auch so selten. Also dann tschüss bis nachher.«
    »Dämlicher Hund!«, schimpfte Florian, aber das hatte Gerlach schon nicht mehr gehört.
    Seufzend betrachtete Florian den Papierstapel auf seinem Schreibtisch: Agenturmeldungen, Berichte, Einladungen zu irgendwelchen, meist langweiligen Veranstaltungen, dazwischen Spesenabrechnungen der freien Mitarbeiter und natürlich Leserbriefe. Er griff nach dem ersten.
    Werte Redaktion. Meine Tante Adelheid Schmitz, wohnhaft in Oberbilk, wird am 21. März 88 Jahre alt. Weil das eine Schnapszahl ist, würde sie sich bestimmt freuen, wenn die Zeitung ihr öffentlich gratuliert. Sie liest das Tageblatt schon seit es das gibt. Achtungsvoll, Ernst Schmitz.
    Florian warf den Brief in den Papierkorb und fischte den nächsten heraus:
    Am 1. April besteht unser Kochclub ›Männer vor!‹ fünf Jahre. Obwohl ich Ihnen als Vorsitzender schon mehrmals unsere besten Rezepte geschickt habe, hat der Club in Ihrer Zeitung noch keine Erwähnung gefunden. Sollten Sie auch unser Jubiläum übergehen, werden alle 14 Mitglieder das Tageblatt abbestellen. Mit immer noch freundlichen Grüßen, Herbert Lamprecht, 1. Vorsitzender.
    PS. Ihr Reporter ist zu unserem Galaessen am 30. d.M. herzlich eingeladen.
    Wenn die Brüder ihre Drohung wahr machen und die Abonnements kündigen, kriege ich Ärger mit der Vertriebsabteilung, überlegte Florian, also müssen wir ein paar Zeilen bringen. Am besten schicke ich Müller Zwo hin, der ist Junggeselle und ernährt sich bloß von Hot Dogs. Für eine anständige Mahlzeit schreibt der alles. –
    Während Florian im Pressehaus die Brötchen verdiente, war Tinchen damit beschäftigt, sie aufzuessen. Ihre Mutter half dabei. Gerechterweise muss allerdings gesagt werden, dass Frau Antonie die Semmeln mitgebracht und auch bezahlt hatte. Für sich selbst hatte sie ein Croissant mitgenommen, frisch aus dem Ofen und
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