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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Janika Nowak
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verpflichtet, niemandem den Vorzug zu geben, sondern über alle zu wachen.«
    »Ich wollte Eure Schöpfung bewahren. Diese Bastarde haben alles verdorben, sie haben die Menschen verwandelt.«
    »Die Menschheit macht ihre eigenen Fehler«, gab die Göttin zurück. »Du hast dich sehr verändert. Selbst deine Mutter wäre erschüttert über deine Taten. Ihre Kinder zu benutzen, um Zwietracht zu säen. Das ist gegen das Gesetz, und dafür musst du bestraft werden.«
    »Aber ich wollte doch nur das Beste!«
    »Du hast einen Frevel begangen und wirst dafür bezahlen.«
    Polyphemos wollte noch etwas erwidern und die Göttin um Gnade anflehen, doch es war zu spät.
    Seine Gliedmaßen erlahmten, und sein Leben zog sich in sein altes Herz zurück. Das Letzte, was er mitbekam, waren seine Herzschläge, die immer langsamer wurden und schließlich erloschen.
    Dann nahm ihn ein Traum in Besitz, ein elftausend Jahre währender Traum …

27. Kapitel
    W ährend Polyphemos gänzlich im Lichtschein verschwand, schwebte ich wieder zu Boden, wo neben mir zitternde Lamien im Staub lagen. Die Überreste der Harpyien waren wie Asche auf den Boden gerieselt, aus den Leibern toter Ghule floss schwarzes Blut auf das Pflaster, die anderen waren in die Erde verschwunden. Von ihnen hatte ich nichts mehr zu fürchten, also blickte ich nach oben.
    Mir war inzwischen aufgegangen, dass Thomas Erfolg gehabt haben musste. Für einen Moment spürte ich nichts anderes als Dankbarkeit, dass er noch lebte, dann begann ich wieder nachzudenken. Wer war die Lichtgestalt? Aither vielleicht? Oder Gaia? Pantos wäre sicher als Wassersäule erschienen und Nyx …
    Auf einmal tauchte Polyphemos aus dem Licht wieder auf. Doch nun schrumpfte er zusammen, schwebte in die Horizontale und verschwand.
    Vor lauter Staunen über das, was wir gesehen hatten, konnte niemand von uns jubeln. Die Nyxianer starrten allerdings entsetzt nach oben, denn ihr Beschützer, der ohnehin ein falsches Spiel mit ihnen getrieben hatte, war fort.
    »Verzeiht die Vermessenheit des Wächters«, hallte die Stimme der Göttin über den Hof. »Ich habe bereits einen anderen erweckt, der die Wacht übernehmen wird.«
    »Hoffentlich einen besseren«, hörte ich Pheme murmeln, die sich unweit von mir erhob.
    Sie hatte wieder ihre Menschengestalt angenommen, ihre Kleider und ihre Haut waren blutverschmiert. Der Kampf hatte sie furchtbar mitgenommen, aber sie am Leben zu sehen war alles, was zählte. Als ich zur Burg schaute, schluchzte ich auf. Thomas taumelte mir mit versteinertem Gesichtsausdruck entgegen.
    Was war geschehen?
    Weinend lief ich ihm entgegen und fing ihn in meinen Armen auf. »Was ist passiert?«, fragte ich, während ich ihn an mich zog.
    Er zitterte am ganzen Körper.
    »Macius ist tot. Ich habe seine Überreste in der Kammer gefunden.«
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass Pheme herumwirbelte. Sie hatte es gehört.
    »Macius ist tot?«, fragte sie entgeistert, als sie zu uns stürzte.
    Thomas nickte und verbarg dann das Gesicht an meinem Hals. Ich konnte nichts anderes tun, als ihn festzuhalten und mich selbst an ihn zu klammern, denn es zerriss mich regelrecht. Die ganze Zeit über hatte ich gehofft, dass der Wassermann es schaffen würde. Dass wir ihn befreien konnten.
    »Er war vollkommen ausgesaugt, ich habe ihn nur an den Haaren erkannt.«
    Pheme presste die Hand auf den Mund, die Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln.
    »Ich will ihn sehen.« Ich löste mich von Thomas. Wir hatten gesiegt, aber es fühlte sich nicht so an. Sie hatten Macius getötet … Vielleicht nur wenige Minuten, bevor wir gekommen waren.
    »Aber er …«
    »Ich will ihn sehen!« Mein Ton erlaubte keinerlei Widerspruch. Ich konnte einfach nicht glauben, dass es das gewesen sein sollte. Macius hatte uns so sehr geholfen, und jetzt sollte er tot sein? Nein, das war unmöglich.
    Ohne noch einmal zur Göttin aufzublicken, zerrte ich Thomas mit mir. Pheme schloss sich uns an.
    Mein Freund führte uns durch das Labyrinth der Gänge, die mich an die Burg der Gargoyles erinnerten. Durch den Tränenschleier vor meinen Augen spähte ich nach lauernden Gefahren, doch Gaias Auftauchen hatte wohl tatsächlich allen an dem Kampf beteiligten Nyxianern Einhalt geboten. Nach einer Weile erreichten wir eine Gittertür, hinter der uns ein blaues Licht entgegenstrahlte. Es kam aus dem Becken, das ich in meiner heiligen Trance gesehen hatte.
    »Da drüben ist er«, sagte Thomas und deutete auf die mumienartige
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