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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)
Autoren: Janika Nowak
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schloss, tauchten Bilder vor mir auf.
    Meine Mutter, die sich über den Bauch streichelte.
    Meine Großmutter, die durch eine zerstörte Stadt irrte, gequält von dem Verlangen, alle Toten zu betrauern.
    Meine Urgroßmutter, die Babywäsche nähte.
    Deren Mutter, die als Magd auf einem Bauernhof diente.
    Noch war ich nicht am Ende!
    Die Lamie wurde von dem Schall des Schreis von meiner Brust heruntergeschleudert. Ich hielt ihn noch einen Augenblick, dann atmete ich keuchend ein, griff an meinen Hals und hustete. Wo Carmilla aufschlug, wusste ich nicht, aber als unzählige winzige Fleischbrocken auf mich niederrieselten, wurde mir klar, dass sich in ihrer Nähe auch ein paar Harpyien befunden hatten.
    »Mein Schrei hat nichts mit meiner Luft zu tun, du Miststück«, keuchte ich, aber das hörte sie sicher nicht.
    Hatte ich sie getötet? Wir würden sehen.
    Als ich in den Himmel aufblickte, bot sich mir ein einmaliges Bild. Von einer Seite flogen majestätisch die Gargoyles heran, auf der anderen Seite schlängelten sich die Leiber von drei weiteren Drachen durch die Luft. Zwei davon waren rotgolden, einer blau. Sie kamen Akame zu Hilfe, der sich mit Feuerbällen gegen die Harpyien wehrte. Mit seiner Reiterin auf dem Rücken wäre er vielleicht effektiver gewesen, doch Aiko wehrte noch immer Ghule und Lamien ab.
    Den Drachen folgte eine … was war das? Eine grüne Wolke? Zunächst hielt ich es für weitere Nyxianer, vielleicht Nachtmare, aber dann schossen grüne, dornenbewehrte Ranken aus dem Himmel.

    Diesen Zauber kannte ich.
    Ich sah zu, dass ich wieder auf die Beine kam. Meine gequetschten Rippen schmerzten höllisch, und mein Hals fühlte sich an wie aufgerissen, aber das kümmerte mich erst einmal nicht.
    Thomas? Wo war Thomas?
    Ich lauschte nach Schüssen, doch ich konnte im Getöse keine hören. Hoffentlich war er irgendwo sicher in den Kellergewölben. Aber meine Phantasie verschonte mich nicht mit anderen Szenarien. War ihm die Munition ausgegangen? Hatten ihn die Ghule überrannt?
    Bitte nicht!
    Ein lautes Krachen ließ mich nach links schauen, wo ein Ghul im hohen Bogen durch die Luft flog, ein weiterer kurz darauf folgte. Die übrigen Ghule schlugen mit ihren langen Grabkrallen nach Pheme, aber sie fegte die Angreifer mit ihren Flügel beiseite und schickte einen Schallzauber gegen eine Horde Lamien, die sich auf sie stürzen wollte.
    Nachdem ich einen Ghul mit einem Fußtritt zur Seite befördert hatte, erhaschte ich einen kurzen Blick nach oben. Die Nymphen fesselten die Harpyien mit Abranthus, allerdings dauerte es eine Weile, bis die Wurzeln ihre Opfer ausgesaugt hatten. Die Drachen schickten eine angesengte oder angefrorene Harpyie nach der anderen zu Boden, während sich die Steinmänner in der Luft neu formierten, um gegen die aufgestiegenen Lamien zu kämpfen.
    Plötzlich grollte der Himmel, und zwar deutlich lauter als zuvor. Der Wind peitschte über den Innenhof, was sowohl Harpyien als auch Gargoyles wie Puppen durch die Luft segeln ließ. Der Boden erzitterte. Eine Gestalt trat aus dem Schloss, durch eine massive Wand aus Stein, die sich einfach vor ihr geöffnet hatte. Sie trug einen zerschlissenen grauen Mantel, und unter der Kapuze war ihr Gesicht nicht zu erkennen.
    Meine Echos machten sich sofort und in schmerzhafter Stärke bemerkbar. Ich krümmte mich zusammen und beobachtete, wie die Gestalt anwuchs, bis sie schließlich die Ausmaße eines kleinen Wolkenkratzers angenommen hatte.
    Kein Zweifel, das war der Wächter.
    »Ihr Missgeburten«, donnerte seine Stimme über uns hinweg. Sturm und Gewitter klangen dagegen wie das Piepsen von Mäusen. »Ihr werdet sterben. Ich werde euch von der Erde tilgen.«
    Das schien für alle außer mir das geheime Stichwort zu sein. Die Gargoyles gingen in den Sturzflug, die Abranthus-Ranken schossen auf ihn zu, die Drachen ließen Feuerbälle und Eisblitze auf ihn regnen, und Pheme entfesselte lilafarbene Blitze.
    Der Wächter wischte den Angriff mit einer kurzen Handbewegung beiseite.
    Ich schüttelte den Kopf. Nein, so durfte es nicht enden. Thomas musste Zeit bekommen. Ausreichend Zeit, um die Kammer zu finden und die Götter anzurufen. Koste es, was es wolle.
    Ich konzentrierte mich, dann stieg ich in die Höhe. Eines hatte ich noch nicht versucht, nämlich bis zum Kern der Echos vorzudringen. Das Echo dehnte sich in mir aus, und ich wäre bereit gewesen, um dem Wächter einen Schrei entgegenzuschicken, doch das reichte mir noch nicht. Also schloss
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