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Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)

Titel: Das Licht hinter den Wolken: Lied des Zwei-Ringe-Lands (German Edition)
Autoren: Oliver Plaschka
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STERN
    B ei Einbruch der Dunkelheit hatte er noch immer keine Spur von Sarik gefunden. Er traf ein paar ihrer Kundschafter, die eine Handvoll Legionäre gefangen genommen hatten, aber auch die hatten den Zauberer nicht gesehen. Allmählich, fürchtete er, musste er wohl der Tatsache ins Auge sehen, dass es schwierig war, einen Wettermagier zu finden, wenn der es nicht wollte. Er war durchgefroren und hungrig und wusste nicht, was er tun sollte.
    Da erreichte er eine kleine, windschiefe Hütte, die inmitten wilder Haselsträucher stand. Sie sah genauso baufällig aus wie alles in der Gegend, doch hinter den blinden Scheiben sah er warmes gelbes Licht. Da sein Pferd am Ende seiner Kräfte war und dunkle Regenwolken aufzogen, hielt er an und klopfte.
    Die Tür schwang auf.
    Drinnen brannte ein Feuer unter einem Kessel, aus dem es nach Kartoffeln und Zwiebeln duftete. Knoblauch und Küchenkräuter hingen von der Decke, sodass er den Kopf einziehen musste, und der Boden war mit Fellen ausgelegt. Allerhand Regale säumten die Wände.
    »Binde dein Pferd draußen an«, sagte eine Frau aus dem Nebenzimmer. »Sonst ist es morgen nicht mehr da.«
    Janner spähte um die Ecke, war aber zu müde, um Fragen zu stellen, darum gehorchte er. Als er die Hütte ein zweites Mal betrat, stand vor ihm eine Frau mit einer langen Mähne schwarzen und rauchgrauen Haars. Sie war barfuß, trug ein schlichtes Kleid und Ketten aus Muscheln und Perlen an Gelenken und Hals. Diebreiten Wangen und die großen Augen gaben ihr etwas Mädchenhaftes, trotz der grauen Strähnen.
    »Setz dich«, sagte sie. »Deine Sachen kannst du hier hinlegen. Und zieh deine Stiefel aus.«
    Janner legte sein Schwert und seine Tasche in die Ecke, kämpfte sich aus seinen Stiefeln und ließ sich auf den Fellen vor dem Feuer nieder. Die Frau rückte einen flachen Tisch neben ihn und gab ihm eine Schale mit Eintopf aus dem Kessel.
    »Danke«, sagte er und griff gierig nach Schale und Löffel. »Das ist wirklich sehr freundlich. Kennen wir uns?«
    »Ich bin Zeona«, sagte sie.
    »Janner«, nuschelte er und schlang sein Essen hinunter.
    »Sarik hat dein Mädchen entführt«, stellte sie fest, und da verschluckte er sich fast.
    »Wenn du auch nur die Hand nach deinem Schwert ausstreckst, verwandle ich dich in das Ferkel, nach dem du schon riechst«, warnte sie ihn, und ihr Blick gab ihm keinen Anlass, an ihren Worten zu zweifeln. Er fragte sich, wo er ihren Namen schon einmal gehört hatte.
    »Woher weißt du, wer ich bin?«
    »Früher nannte man mich eine Seherin. Erwartet man nicht von uns, solche Dinge zu wissen?«
    Er suchte nach einer Antwort, doch sie winkte ab. »Worauf es ankommt, ist der furchtbare Fehler, den zu begehen er im Begriff ist.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung«, murmelte er. »Macht er so was denn öfter?«
    »Sagen wir, es passiert nicht zum ersten Mal. Und Sarik ist nicht der Einzige.« Sie entzündete ein paar Räucherstäbchen, die einen betörenden Geruch verströmten. »Ich wollte ihm noch einmal helfen – doch anscheinend war auch das ein Fehler.«
    »Was habt ihr zwei denn miteinander zu schaffen?« Sie seufzte. »Für einen Fealv stellst du viele dumme Fragen.«
    Er ließ den Löffel sinken und beäugte sie. »Du … und Sarik?«
    »Ich tat, was ich tat, weil sich nie wieder einer von uns über die anderen aufschwingen sollte«, sagte sie, ohne auf die Frage einzugehen. »Nicht, damit er selbst diesen Part übernimmt. Doch er ist wieder wie damals: unbedarft und an nichts außer seiner Magie interessiert. Ich dachte, wenn er sich seiner alten Schuld wieder entsinnt, wird ihm klar, was für eine Verantwortung er trägt. Die Leute haben genug Probleme, auch ohne dass sich unsereiner in ihr Leben einmischt. Von den Wesenheiten ganz zu schweigen.«
    Er grunzte. »Dann wird es dich vielleicht freuen zu hören, dass nun ein Irrlicht über unser aller Schicksal wacht.«
    Da wurde sie kreidebleich und wandte den Blick ab.
    »Wir alle bekommen, was wir verdient haben«, flüsterte sie. »Eine Seherin, die nur sieht, was sie will … Ein einsames Licht.« Sie funkelte ihn an. »Was ist mit dir, großer Krieger? Weißt du denn, was du zu tun hast, oder redest du dir schon dein Scheitern schön?«
    Einen Moment jagten sich Wut und Verzweiflung wie wilde Hunde in seinem Herzen. »Sarik hat April entführt, damit ihr – unser – Kind ein Zauberer wird, so wie er. Dir ist wahrscheinlich klar, was das heißt?«
    Zeona nickte und legte die Hände in den
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