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Das Licht der Phantasie

Das Licht der Phantasie

Titel: Das Licht der Phantasie
Autoren: Terry Pratchett
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irgendwann zu beenden. Eigentlich ist man nirgends gewesen, bis man heimkehrt. Ja, ich glaube, das meine ich damit.«
    Rincewind ging die letzten Bemerkungen Zweiblums in Gedanken noch einmal durch, aber sie schienen nicht viel mehr Sinn zu ergeben. »Oh«, sagte er nur. »Na schön. Wenn du es so siehst… Wann brichst du auf?«
    »Noch heute. Es gibt da ein Schiff, mit dem ich einen großen Teil der Strecke zurücklegen kann.«
    »Da bin ich völlig sicher«, erwiderte Rincewind unbehaglich. Er sah auf seine Füße, blickte zum Himmel, räusperte sich.
    »Wir haben einiges durchgestanden, was?« sagte Zweiblum und stieß ihn in die Rippen.
»Ja, in der Tat«, erwiderte Rincewind und rang sich ein Lächeln ab.
    »Du bist mir doch nicht böse, oder?«
    »Wer – ich?« fragte der Zauberer. »Meine Güte, nein! Habe alle Hände voll zu tun.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung. Ich schlage vor, wir frühstücken jetzt. Und anschließend gehen wir zu den Docks.«
Rincewind verzog das Gesicht, nickte, wandte sich seinem Assistenten zu und holte eine Banane hervor.
    »Du hast jetzt den Bogen raus und kannst mich vertreten«, murmelte er.
»Ugh.«
     
     
    N atürlich gab es kein einziges Schiff, dessen Reiseziel auch nur in der Nähe des Achatenen Reiches lag, doch das spielte keine Rolle. Zweiblum sprach mit dem Kapitän des ersten halbwegs sauberen Seglers und drückte ihm soviel Gold in die Hand, daß der Mann sofort seine Pläne änderte. Rincewind wartete am Kai und beobachtete, wie der Tourist den Käpt’n bezahlte. Die Summe entsprach etwa dem vierzigfachen Wert des Kahns, Goldmünze mehr oder weniger.
    »Das wäre erledigt«, sagte Zweiblum, als er auf den Zauberer zutrat. »Er setzt mich bei den Braunen Inseln ab, und von dort aus ist es nicht weiter schwer, die Heimreise fortzusetzen.«
    »Ausgezeichnet«, knurrte Rincewind.
    Zweiblum überlegte kurz, öffnete dann seinen Koffer und holte einen Beutel mit Gold hervor.
»Wo sind Cohen und Bethan?« fragte er.
    »Ich glaube, sie sind fortgegangen, um zu heiraten«, erwiderte Rincewind. »Bethan meinte: ›Jetzt oder nie‹.«
    »Nun, wenn du sie siehst, so gib ihnen das hier«, sagte Zweiblum und reichte ihm den Beutel. »Ich weiß, wie teuer es ist, den ersten Haushalt zu gründen.«
    Zweiblum ahnte noch immer nichts vom gewaltigen Unterschied im Wechselkurs. Die Münzen genügten, um ein ganzes Königreich zu kaufen.
    »Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte Rincewind und stellte überrascht fest, daß er es ernst meinte.
»Gut. Nun, da wir gerade dabei sind – dir möchte ich ebenfalls etwas schenken.«
    »Ach, das ist doch nicht nötig…«
    Zweiblum kramte in der Truhe und holte einen großen Sack hervor, den er mit Kleidungsstücken, Geld, dem Ikonoskop und anderen Dingen füllte – bis die Kiste völlig leer war. In dem letzten Gegenstand, den er zur Hand nahm, erkannte Rincewind die kleine Hütte mit dem Muscheldach wieder. Offenbar beabsichtigte der Tourist tatsächlich, sie als Zigarettenschatulle zu verwenden. In dieser Beziehung schreckte er vor nichts zurück.
    Er wickelte sie vorsichtig in weiches Papier.
»Sie gehört dir«, sagte er dann, schloß den Deckel und deutete auf die Truhe. »Ich brauche sie nicht mehr, und außerdem ist sie für meinen Kleiderschrank zu groß.«
    »Wie bitte?«
    »Willst du sie nicht?«
    »Nun, ich… doch, schon… aber…« Rincewind atmete tief durch. »Ich meine – der Koffer ist dein Eigentum. Er folgt dir und nicht mir.«
    »Koffer«, sagte Zweiblum fest. »Das ist Rincewind. Du gehörst jetzt ihm, klar?«
Die Kiste streckte langsam die Beine aus, drehte sich zögernd um und sah den Zauberer an.
    »Um ganz ehrlich zu sein: Eigentlich glaube ich, das Ding gehört nur sich selbst und sonst niemandem«, fügte der Tourist hinzu.
»Ja«, erwiderte Rincewind unsicher.
    »Nun, das wär’s dann wohl«, sagte Zweiblum. Er streckte die Hand aus.
»Leb wohl, Rincewind. Ich schicke dir eine Postkarte, wenn ich wieder zu Hause bin. Vielleicht auch einen Brief.«
    »Meinetwegen. Wenn du irgendwann vorbeikommen solltest: Frag einfach nach mir.«
    »Gern. Nun gut, ich glaube, es wird Zeit.«
    »Ja.«
    »Wir sollten uns jetzt verabschieden.«
    »In Ordnung.«
    »Bis dann.«
    »Tschüs.«
Zweiblum wanderte über die Laufplanke, und einige ungeduldige Besatzungsmitglieder zogen sie sofort an Bord.
    Die Rudertrommel begann zu pochen, und der Bug des Schiffes pflügte wie angewidert durch das träge und schmutzigbraune Wasser
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