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Das Licht der Flüsse

Das Licht der Flüsse

Titel: Das Licht der Flüsse
Autoren: Aufbau
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das größte Vergnügen am Studium von Karten, insbesondere Straßenkarten. Wie Branwell Brontë, über den er nie
     ohne Mitgefühl sprechen konnte, brütete er gern über Karten und machte imaginäre Reisen. Ebenso wie der junge Brontë kannte
     er die Abfahrtzeiten der Züge in London und Paris und wusste, wann Passagierschiffe die englischen und französischen Häfen
     verließen. »Armer Käfigvogel!«, rief er. »Erinnere ich mich denn nicht an die Zeit, als ich selbst am Bahnhof herumgeisterte,
     um einen Zug nach dem anderen, vollbesetzt mit Reisenden, in die Nacht ziehen zu sehen und auf den Fahrplänen die Namen ferner
     Orte mit unbeschreiblicher Sehnsucht zu lesen?«
    In seinen frühen Zwanzigern entspannte sich die strenge elterliche Disziplin ein wenig, und dem Sohn, dessen labiler Gesundheitszustand
     die von seiner Mutter geerbte Schwäche zeigte, wurde mehr Freiheit zugestanden. 1872 schickte man ihn mit Sir Walter Simpson
     nach Deutschland auf Urlaubsreise, und 1873, nach einem Anfall von Diphtherie, verschrieb ihm Dr. Andrew Clarke einen Aufenthalt
     in Südfrankreich. Diese Reise wurde nur durch das Eingreifen von Mr. Sidney Colvin möglich, der mit dem gutaussehenden, scharfsinnigen
     jungen Mann bereits Freundschaft geschlossen hatte, die ein Leben lang halten sollte.
    Sir Walter Simpson, Sohn des berühmten Arztes, war ein zurückhaltender, bedächtiger Mann, der erst dann eine Entscheidung
     treffen konnte, wenn er die Frage von allen Seiten sorgfältig untersucht hatte. Er war ungemein ehrlich und beurteilte andere
     mit außergewöhnlicher Milde. Tatsächlich grenzte seine Nachsicht gegenüber den Fehlern der Mitmenschen fast an Zynismus. Er
     war ein loyaler Freund und besaß jene seltenen Qualitäten, die einen Mann zu einem guten Reisegefährten machen. Die enge Beziehung
     zwischen ihm und Louis Stevenson begann, als sie beide die Universität in Edinburgh besuchten, und wurde durch ihre gemeinsame
     Liebe zum Meer gefestigt. Die beiden hatten in einem Boot, das Sir Walter gehörte, schon mehrere kleine Kreuzfahrten entlang
     der schottischen Küste unternommen, als die Kanufahrt geplant wurde.
    Inzwischen hatte Louis Stevenson ein kleines Zeichen in der Literatur gesetzt und mit dem Schreiben von Zeitschriftenartikeln
     etwas Geld verdient, so dass er sich in der Lage fühlte, die Reisekosten der geplanten Flussfahrt, zumindestin einem sehr bescheidenen Rahmen, bestreiten zu können; außerdem hoffte er, einen Bericht zu schreiben, mit dessen Erlös
     er eine zweite Reise finanzieren wollte. Für dieses Buch,
Das Licht der Flüsse
, erhielt er von Mr. Kegan Paul einen Betrag von zwanzig Pfund. Doch auch seine Gesundheit hatte sich verbessert, und er hatte
     einiges über die Eigenheiten der französischen Bauern und Dorfbewohner gelernt.

Ein Blatt auf dem Fluss
    Stevensons Anfänge als Autor und Reisender Nachwort
     
    »Auf dem ungestümen Strom des Lebens […] gibt es keine Wiederkehr. […] Und wir alle müssen unsere Taschenuhren nach der Uhr
     des Schicksals stellen«, schrieb der gerade sechsundzwanzig Jahre alte Robert Louis Stevenson in seinem kleinen Reisebuch
An Inland Voyage
(dt.
Das Licht der Flüsse
), das 1878 erschien und seine erste Buchveröffentlichung werden sollte: »Es gibt eine unbezähmbare und unaufhaltsame Flut,
     die den Menschen mitsamt seinen Träumen wie einen Strohhalm fortreißt und sich rasch in Zeit und Raum ergießt.« Eine ziemlich
     melancholische Erkenntnis für einen jungen Mann, der gerade begonnen hatte, sich von den Vorstellungen und Wünschen der Eltern
     zu lösen und seine eigenen Pläne zu verwirklichen. Es ist auch eine überraschend melancholische Aussage für ein Buch, das
     von einer ungestümen Lebenslust, einer charmanten Heiterkeit, einer trotzigen, antibürgerlichen Haltung und einer geradezu
     philosophischen Gelassenheit geprägt ist. Doch ist dieser gelegentliche Wechsel des Erzähltons, von jugendlichem Übermut zu
     einem fast altersweisen Blick auf Vergänglichkeit und Tod, nicht untypisch für den Autor selbst, der seinen Platz in der Welt
     noch nicht gefunden hatte und gern von einem unvollendeten Projekt zum nächsten sprang.
    Robert Louis Stevenson wurde am 13. November 1850 in Edinburgh geboren. Als Einzelkind genoss er in seiner Familie gewisse
     Privilegien und wuchs unter Bedingungen auf, die er später in Essays wie
The Manse
und
Child’s Play
als Idylle verklärte – eine Idylle, die in der Realität allerdings
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