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Das leere Grab

Titel: Das leere Grab
Autoren: André Marx
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Aber könnt ihr euch vorstellen, was passiert, wenn ich es ihnen sage? Ich würde endlose Diskussionen mit den beiden provozieren. Und die Diskussionen, die ich mit mir selbst führe, reichen völlig. Sie würden mich nicht gehen lassen, das steht fest.«
    »Zu Recht, wenn du mich fragst. So überstürzt nach Südamerika zu fliegen, ist eine absolute Schnapsidee!«, ereiferte sich Peter.
    Justus verzog das Gesicht. »Überstürzt? Wenn ich noch ein paar Tage warte, ist das Ehepaar Jonas vielleicht schon aus Venezuela verschwunden und ich finde sie nie wieder! Das Risiko kann ich nicht eingehen.«
    »Glaubst du denn wirklich, dass sie deine Eltern sind?«, fragte Bob.
    »Ich weiß es nicht!«, antwortete Justus scharf. »Deshalb muss ich ja hinfliegen! Ich dachte eigentlich, ihr würdet mich unterstützen. Versetzt euch doch einmal in meine Lage! Könnt ihr meinen Standpunkt gar nicht verstehen?«
    »Doch, natürlich!«, versuchte Peter ihn zu beruhigen. »Diese ganze Geschichte ist das Verrückteste, was ich je gehört habe. Aber das heißt noch lange nicht, dass du Hals über Kopf deine Zelte hier abbrechen und auswandern sollst.«
    »Wer spricht denn vom Auswandern! Ich werde ein paar Tage weg sein, das ist alles.«
    »Und was ist mit der Schule?«, fragte Bob. »Die Ferien beginnen erst Ende dieser Woche.«
    »Ich war heute Mittag nach dem Friedhofsbesuch beim Direktor und habe ihn um Beurlaubung für diese eine Woche gebeten«, erklärte der Erste Detektiv. »Dafür brauche ich allerdings die Unterschrift von Onkel Titus.«
    »Dann musst du es ihm also doch sagen«, stellte Bob fest.
    »Ich kann die Unterschrift auch fälschen.«
    »Jetzt spinnst du völlig!«, rief Peter. »Wenn du das machst, gibt es den größten Stress deines Lebens!«
    Justus schlug mit der Faust auf den Tisch. Der Computerbildschirm erzitterte und mit ihm Bob und Peter. »Langsam reicht es mir! Ich muss nach Venezuela, begreift ihr das denn nicht? Gestern Abend hat das Schicksal entschieden, mein Leben völlig umzukrempeln. Soll ich etwa ruhig bleiben und so tun, als wäre nichts geschehen? Ich hatte mit eurer Hilfe gerechnet, aber euch fällt nichts Besseres ein, als mich zu behindern. Tut mir leid, aber dafür ist es zu spät. Ich habe mich bereits entschieden und ihr werdet nichts daran ändern!«
    »Unsere Hilfe?«, wiederholte Peter. »Was meinst du damit? Sollen wir etwa mitkommen?«
    »Nein. Die Sache hat mit euch nichts zu tun. Ich dachte nur, dass ihr Tante Mathilda und Onkel Titus alles erklären könntet, wenn ich weg bin.«
    »Wir?«, fragte Peter. »Du widersprichst dir, Justus. Einerseits sagst du, wir hätten mit der Sache nichts zu tun, andererseits sollen wir die unangenehmen Dinge deines Vorhabens für dich regeln. Warum sollten wir deine fixe Idee bei Tante Mathilda und Onkel Titus durchsetzen?«
    Justus wurde wieder ruhig. »Vielleicht weil ihr meine Freunde seid.«
    »Bei aller Freundschaft, Just: Ich glaube, du bist es deiner Tante Mathilda schuldig, ihr selbst zu sagen, worum es geht«, fand Bob.
    Justus schwieg. Nach einer Weile sagte er: »Ihr habt recht. Damit erspare ich mir vermutlich eine Menge Ärger.«
    »Ganz genau«, stimmte Peter ihm zu.
    Bob wechselte das Thema: »Was willst du eigentlich in Venezuela tun?«
    »Mr Hitfield hat mir beschrieben, wo die Pension ist, in der er das Ehepaar Jonas getroffen hat. Sie liegt in einem kleinen Ort im südlichen Regenwald. Ich werde hinfahren und mit ihnen reden.«
    »Und … wenn sie wirklich deine Eltern sind?«, fragte Peter.
    »Dann werden wir sehr viel zu reden haben.«
     
    Justus trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Es war die erste große Pause. Die Sekretärin des Schuldirektors beobachtete ihn misstrauisch. Sie glaubte wohl, er habe etwas ausgefressen. Ihre Blicke machten ihn nervös. Unruhig beschäftigten sich seine Hände mit dem Formular, das er ausgefüllt hatte. Sie rollten es zu einer immer dünner werdenden Röhre.
    Die Tür öffnete sich. Der Direktor winkte ihn in das Büro.
    »Guten Morgen, Mr Amos«, sagte Justus, nahm das Blatt schnell in die Linke und reichte dem Mann die Hand.
    »Hallo, Justus. Setz dich. Hast du den Antrag schon ausgefüllt?«
    Justus nickte und nahm Platz. »Mein Onkel hat ihn unterschrieben. Bitte!« Er legte das Formular auf den Schreibtisch des Direktors. Es hatte ziemlich gelitten. Schnell strich er es glatt und wartete, bis Mr Amos es gelesen hatte.
    »Eine Familienangelegenheit«, murmelte der Direktor. »So so.
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