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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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Die saaditische Amme trug ihn daher nach Mekka zurück und übergab ihn seiner Mutter Amina.
    Er blieb bei derselben bis zu seinem sechsten Jahre, wo sie ihn mit sich nach Medina zu einem Besuch bei ihren Verwandten von dem Stamme Adij (Adidsch) nahm; aber auf der Heimreise starb sie und wurde zu Abwa, einem Dorfe zwischen Medina und Mekka, begraben. Ihr Grab war, wie gefunden werden wird, für ihren Sohn in der letzten Zeit seines Lebens ein Ort frommer Sammlung und zärtlicher Erinnerung.
    Die treue abossinische Sclavin Barakat handelte jetzt wie eine Mutter an dem verwaisten Knaben und führte ihn zu seinem Großvater Abd al Motalleb, in dessen Haushaltung er zwei Jahre blieb und mit Sorgfalt und Zärtlichkeit behandelt wurde. Abd al Motalleb war bereits in Jahren weit vorgeschritten, indem er die gewöhnliche Frist menschlichen Daseins überlebt hatte. Da er die Annäherung seines Endes fühlte, rief er den ältesten Sohn Abu Taleb zu sich und übergab Mohammed dem besondern Schutze desselben. Der wackere Abu Taleb zog den Neffen an sein Herz und fortan war er stets gegen ihn wie ein Vater. Als Ersterer beim Tode des Vaters in dem Hüteramte an der Kaaba folgte, stand Mohammed mehrere Jahre in einer Art priesterlichen Haushaltes, wo die gottesdienstlichen Formen und Gebräuche des heiligen Hauses streng beobachtet wurden. Und hier glauben wir, über den behaupteten Ursprung der Kaaba, über die Gebräuche und Sagen, sowie über die damit verbundenen abergläubischen Meinungen eine genauere Nachricht geben zu müssen, weil sie mit dem islamitischen Glauben und der Geschichte seines Gründers eng verwoben sind.

Drittes Capitel.
Sagenhafte Nachrichten über Mekka und die Kaaba.
    Als Adam und Eva aus dem Paradiese geworfen wurden, so fielen sie, sagen die arabischen Traditionen, auf verschiedenen Theilen der Erde nieder, nämlich Adam auf einem Berge der Insel Serendib oder Ceylon, und Eva auf dem Ufer des rothen Meeres, wo jetzt der Hafen Joddah (Dschoddah) liegt. An zwei hundert Jahre wanderten sie getrennt und einsam über die Erde, bis ihnen, in Betracht ihrer Buße und ihres Elends, gestattet wurde, auf dem Berge Ararat, unfern der Stadt Mekka, sich wieder zu vereinigen. In der Tiefe des Kummers und der Reue hob Adam, wie erzählt wird, die Hände und Augen zum Himmel und flehte die Gnade Gottes an, daß ihm möchte ein heiliges Haus gegeben werden, ähnlich demjenigen, in welchem er im Paradiese angebetet und um das die Engel zur Anbetung Gottes gewöhnlich Umzüge gehalten hätten.
    Das Flehen Adams hatte Erfolg. Ein aus strahlenden Wolken gebildetes Zelt oder Tempel wurde durch die Hände von Engeln niedergelassen und gerade unter sein Urbild im himmlischen Paradiese gestellt. Gegen dieses himmlische Haus wendete sich fortan Adam beim Gebete und hielt um dasselbe täglich sieben Umgänge, um die anbetenden Engel nachzuahmen.
    Bei Adams Tode, berichten dieselben Sagen, verschwand dieses Wolkenzelt oder wurde wieder in den Himmel hinaufgezogen; aber ein anderes von derselben Form wurde von Adams Sohne Seth an derselben Stelle aus Stein und Thon aufgeführt. Dies wurde durch die Sündfluth hinweggespült. Als viele Zeitalter nachher zur Zeit der Patriarchen Hagar und ihr Sohn Ismael nahe daran waren, vor Durst in der Wüste umzukommen: so zeigte ihnen ein Engel einen Brunnen oder eine Wasserquelle nahe bei dem ehemaligen Orte des Zeltes. Das war die Quelle Zem Zem, welche von Ismaels Nachkommenschaft bis auf den gegenwärtigen Tag heilig gehalten wird. Kurz darauf entdeckten zwei Männer aus dem Riesengeschlechte der Amalekiter bei der Aufsuchung eines Kameeles, das sich aus ihrem Lager verlaufen hatte, diese Quelle und brachten, nachdem sie den Durst gelöscht hatten, ihre Begleiter an diesen Ort. Hier gründeten sie die Stadt Mekka und nahmen Ismael und dessen Mutter Hagar in ihren Schutz. Sie wurden bald von den eigentlichen Bewohnern des Landes vertrieben, unter denen Ismael jedoch zurückblieb. Als er zum Manne herangewachsen war, führte er die Tochter des regierenden Fürsten als Gattin heim und erhielt von derselben zahlreiche Nachkommen, die Ahnen des arabischen Volkes. Im Laufe der Zeit unternahm er es auf Gottes Befehl, die Kaaba gerade an der Stelle des ursprünglichen Wolkenzeltes wieder zu erbauen. Bei diesem frommen Werke wurde er von seinem Vater Abraham unterstützt. Dem Letzteren diente dabei als Gerüste ein wunderbarer Stein, welcher sich mit ihm senkte und erhob, als er die Mauern des
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