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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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gehauene Bildnisse auf, umschlossen diese Götzenbilder mit Tempeln und verehrten sie, als wenn sie göttlicher Natur wären. Der sabäische Glaube erfuhr überhaupt in den verschiedenen Ländern, über welche er verbreitet war, Veränderungen und Beschränkungen. Aegypten ist lange angeklagt worden, ihn auf die letzte Stufe der Entartung erniedrigt zu haben, da man die Bildsäulen, die Bilderschrift und die gemalten Grabstätten dieses geheimnißvollen Landes als Urkunden der Anbetung nicht blos von himmlischen Wesen, sondern auch von Geschöpfen der niedrigsten Gattung und sogar von unbelebten Gegenständen betrachtete. Neuere Untersuchungen befreien jedoch allmälig diese verständigste Nation des Alterthums von dieser Verleumdung. Da man nämlich den Schleier des Geheimnisses, welcher über Aegyptens Grabmäler gedeckt liegt, nach und nach lüftet: so findet man, daß alle diese Gegenstände scheinbarer Anbetung nur Sinnbilder der verschiedenen Eigenschaften des Einen höchsten Wesens waren, dessen Name eine zu große Heiligkeit hatte, um von Sterblichen ausgesprochen zu werden. Unter den Arabern wurde der sabäische Glaube mit gränzenlosem Aberglauben vermischt und durch groben Götzendienst herabgewürdigt. Jeder Stamm verehrte seinen besonderen Abgott oder Planeten, oder stellte sein besonderes Götzenbild auf. Kindermord mischte seine Schrecken mit ihren religiösen Gebräuchen. Bei den Nomadenstämmen wurde die Geburt einer Tochter als ein Mißgeschick betrachtet, da ihr Geschlecht sie zu geringem Dienste bei einem wandernden und räuberischen Leben befähigte, während sie durch üble Aufführung oder Gefangenschaft Schimpf und Unglück über die Familie bringen konnte. Beweggründe einer unnatürlichen Staatskunst mögen sich daher mit den religiösen Gefühlen gemischt haben, wenn sie weibliche Kinder den Götzen opferten oder sie lebendig begruben.
    Die mit der sabäischen Secte um den Vorrang, streitenden Magier oder Guebern (Feueranbeter), welche, wie wir gesagt haben, die Religionsherrschaft über den Osten theilte, hatten ihren Ursprung in Persien, wo die erst mündlich fortgepflanzten Lehren nach einiger Zeit durch ihren großen Propheten und Lehrer Zoroaster in seinem Buche Zendavesta schriftlich niedergelegt wurden. Die Glaubenslehre der Magier war, wie die der Sabäer, ursprünglich einfach und geistig, indem sie den Glauben an Einen höchsten und ewigen Gott, in welchem und durch welchen das Weltall besteht, forderte. Nach derselben brachte der Eine Gott zwei wirkende Urwesen, nämlich Ormuzd, das Urwesen oder den Engel des Lichts oder des Guten, und Ahriman, das Urwesen oder den Engel der Finsterniß oder des Bösen, durch sein schöpferisches Wort hervor. Diese bildeten, wird weiter gelehrt, aus einer Mischung ihrer entgegengesetzten Urstoffe die Welt und geriethen bei der Regulirung der Weltangelegenheiten in einen Kampf, welcher seitdem zu keinem Ende gekommen ist. Daher kommen, heißt es, die Abwechselungen von Heil und Uebel, je nachdem der Engel des Lichts oder der Engel der Finsterniß die Oberhand hat. Dieser Streit wird bis ans Ende der Welt fortdauern, wo eine allgemeine Auferstehung und ein Tag des Gerichts stattfinden wird; der Engel der Finsterniß wird mit seiner Genossenschaft an einen Ort wehvoller Finsterniß verbannt werden, ihre Gegner aber werden in das wonnevolle Reich ewig währenden Lichtes eingehen.
    Die ursprünglichen Gebräuche dieser Religion waren höchst einfach. Die Magier hatten weder Tempel noch Altäre, noch religiöse Sinnbilder irgend einer Art, sondern sie richteten ihre Gebete und Preisgesänge geradezu an die Gottheit, wobei sie sich die Sonne als ihren Wohnort dachten. Sie ehrten diesen Lichtkörper als die Wohnung derselben und als die Quelle des Lichtes und der Wärme, woraus nach ihrer Meinung alle Himmelskörper zusammengesetzt sind, und zündeten auf Berggipfeln Feuer an, um während der Abwesenheit der Sonne Licht zu verbreiten. Zoroaster führte zuerst die Tempel ein, in denen ein heiliges Feuer, das angeblich vom Himmel gekommen war, durch die Priester, welche Tag und Nacht über dasselbe wachten, beständig lebendig erhalten wurde.
    Im Laufe der Zeit verlor diese Secte wie die der Sabäer den Gedanken von dem göttlichen Urwesen in dem Sinnbilde, betete das Feuer oder Licht als den wirklichen Gott an und verabscheute die Finsterniß als den Satan oder Teufel. In ihrem fanatischen Eifer pflegten die Magier die Ungläubigen aufzugreifen und sie in
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