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Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)

Titel: Das Leben Mohammeds, des arabischen Propheten (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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Strapazen und Mühseligkeiten zu ertragen. Er war mäßig und sogar enthaltsam, indem er nur wenig Nahrung und die von der einfachsten Art verlangte. Sein Geist wie sein Körper war gewandt und beweglich. Er befaß im höchsten Grade die Verstandeseigenschaften des semitischen Stammes, einen durchdringenden Scharfsinn, einen feinen Witz, eine schnelle Fassungs-und eine feurige Einbildungskraft. Seine Empfindungen waren lebendig und heftig, obschon nicht ausdauernd; ein stolzer und herausfordernder Muth war seinem blassen Gesichte aufgeprägt und blitzte aus seinem dunkeln und feurigen Auge. Er wurde leicht durch die Erzeugnisse der Beredsamkeit aufgeregt und durch die Anmuth der Dichtkunst entzückt. Da er eine zum Uebermaße reiche Sprache redete, deren Worte mit den Edelsteinen und Blumen verglichen worden sind: so war er von Natur ein Redner; aber er ergötzte sich mehr an Sprüchwörtern und Denksprüchen als an dem hohen Fluge feierlicher Rede, und war geneigt, seine Gedanken nach morgenländischer Weise in lehrreichen Fabeln und Gleichnisreden mitzutheilen.
    Obschon ein rastloser und raubsüchtiger Krieger, war er doch edelmüthig und gastfreundlich. Er fand an der Austheilung von Geschenken Vergnügen; seine Thüre war dem Wanderer stets geöffnet und er war bereit, mit demselben seinen letzten Bissen zu theilen; auch sein Todfeind konnte, hatte er einmal mit ihm Brod gebrochen, unter der unverletzlichen Heiligkeit seines Zeltes sicher ruhen.
    In Rücksicht der Religion betheiligten sich die Araber an den Glaubenslehren der Sabier und der Magier, von denen die der Letzteren zu jener Zeit in der östlichen Welt am weitesten verbreitet waren. Der sabäische Glaube war jedoch derjenige, welchem die Araber zumeist anhingen. Sie wollten ihn von Sabi, einem Sohne Seths, herleiten, welcher nebst seinem Vater und Bruder Enoch nach ihrer Annahme in den Pyramiden begraben wurde. Andere leiten den Namen von dem hebräischen Worte Saba, d. i. Stern, her und schreiben den Ursprung dieses Glaubens den assyrischen Hirten zu, welche, wenn sie des Nachts auf den flachen Ebenen und unter wolkenlosem Himmel die Heerden bewachten, das Aussehen und die Bewegung der Himmelskörper aufzeichneten und über den guten und bösen Einfluß derselben auf die menschlichen Angelegenheiten Lehren aufstellten, die freilich sehr schwankend waren und die von den chaldäischen Weltweisen und Priestern zu einem Ganzen bereinigt worden sind, welches angeblich das religiöse Lehrgebäude der Aegyptier an Alter noch übertrifft. Von Anderen werden die sabäischen Religionslehren aus einer noch weiter rückwärts liegenden Quelle abgeleitet und für den Glauben der vorsündfluthlichen Welt gehalten. Derselbe überdauerte, wie man sagt, die Sündfluth und bestand unter den Erzvätern fort. Er wurde von Abraham verkündigt, von seinen Nachkommen, den Israeliten, beibehalten und in den Gesetzestafeln, welche Moses übergeben wurden, auf dem Berge Sinai unter Donner und Blitz bestätigt.
    In dem ursprünglichen Zustande war die sabäische Religion rein und geistig, da sie den Glauben an die Einheit Gottes, die Lehre von dem künftigen Zustande der Belohnung und Bestrafung und die Nothwendigkeit eines tugendhaften und heiligen Lebens zur Erlangung einer seligen Unsterblichkeit einschärfte. So tief war die Ehrfurcht der Sabäer vor dem höchsten Wesen, daß sie dessen Namen niemals aussprachen und meinten, daß sie sich demselben nur durch vermittelnde Geister oder Engel nahen dürften. Sie glaubten, daß diese die Himmelskörper in derselben Weise bewohnten und belebten, wie der menschliche Körper von einer Seele bewohnt und belebt wird, daß sie dorthin versetzt wären, um das Weltall zur Unterstützung des höchsten Wesens zu überwachen und zu regieren. Wenn sich daher die Sabäer an die Sterne und andere himmlische Lichtkörper wendeten, so verehrten sie dieselben nicht als Gottheiten, sondern suchten nur die sie bewohnenden Engel als Vermittler bei dem höchsten Wesen günstig zu stimmen, indem sie nur durch diese höheren Creaturen zu Gott dem großen Schöpfer aufschauten.
    Allmälig verlor diese Religion ihre ursprüngliche Einfachheit und Reinheit und wurde durch Geheimnißlehren verdunkelt und durch Abgötterei entstellt. Die Sabäer verehrten die Himmelskörper als Gottheiten, anstatt sie, wie ihre Altvordern thaten, als Wohnungen von Vermittlern zu betrachten, stellten ihnen zu Ehren in heiligen Hainen und in der Dunkelheit der Wälder
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