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Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Titel: Das Leben ist eine Oeko-Baustelle
Autoren: Christiane Paul
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fleischarme Ernährung einigen, weniger Milch trinken, weniger Eier essen. Weniger Fleisch heißt, dass mehr Menschen weltweit satt werden. Seit ich das verstanden habe, erscheint mir das wie eine einfache, aber geniale Zukunftsformel.
    Für mich persönlich heißt das nach dem Rat der Ernährung sberaterin Ute Gola: 500 Gramm die Woche, maximal 25 Kilo im Jahr, das ist weniger als ein Drittel des derzeitigen deutschen Durchschnitts. Kriegen wir das hin, so reduziert dies auch den Kohlendioxidausstoß von 1,8 Tonnen pro Fleischesser auf unter eine Tonne, das sind über 50 Prozent weniger, die man im ersten Schritt anstreben kann. Das rettet die Welt nicht, aber es ist ein Anfangspunkt, den man für sich setzen kann.
    Kritiker sagen: Nicht alle Menschen haben die gleichen Möglichkeiten! Sorgt erst mal dafür, dass die sozialen Ungerechtigkeiten überwunden werden, denn die sind massiv. Das ist richtig. Deshalb sollten die anfangen, die dazu qua Einkommen und anderen Faktoren in der Lage sind. Die Entwicklung beinhaltet auch, die globale Gerechtigkeit zu befördern – und nicht, sie zu verringern. Umweltgerechtigkeit bedeutet nicht nur, die Natur und die Nachgeborenen zu schützen, sondern auch die Schwachen. Es geht nicht darum, dass nur noch die Reichen fliegen. Das ist eine zynische Verkennung des Problems, dem wir uns stellen müssen. Es geht darum, sich jetzt zu engagieren, um zu verhindern, dass in naher Zukunft nur noch die Reichen Zugang haben – zu Wasser, zu gesunder Nahrung, zu Entscheidungsprozessen.
    Viele Sätze, die man im Zusammenhang mit dem Klimawandel liest, sind richtig, aber abgenutzt. Etwa, dass wir die Welt von unseren Kindern nur geliehen haben. Dass die Erde Fieber hat. Und so weiter. Aber ein kluger Satz ist noch längst nicht oft ge nug gesagt worden: Alles, was man tut, hat einen Effekt, aber noch viel mehr hat alles, was man nicht tut, einen Effekt.
    Wer nichts macht, macht eben doch etwas.
    Wir entscheiden uns für eine bestimmte Erderwärmung, das ist mir im Gespräch mit Anders Levermann klar geworden. Wir entscheiden uns auch und gerade, wenn wir uns nicht entscheiden. Es geht nicht darum, dass ich eine Zwei-Grad-Erwärmung nicht will. Es geht nur noch darum, ob ich eine Zwei-Grad-Erwärmung will oder eine höhere. Wenn ich zwei Grad will, dann muss ich für zwei Grad kämpfen. Tue ich gar nichts, entscheide ich mich für eine weit höhere Erwärmung.
    Es ist eine zentrale Entscheidung unseres Lebens.
    Diese Verantwortung empfinde ich mittlerweile und ich kann sie auch nicht mehr abwälzen, indem ich mich darauf zurückziehe, dass die EU oder andere Staaten ja nicht zu den entschei denden erwarteten Beschlüssen auf den Klimakonferenzen kom men und es versäumen, die notwendigen politischen Schritte einzuleiten. Nach den Reaktorzwischenfällen im japanischen Fukushima Anfang 2011 hat man das Gefühl, dass etwas Bewegung in die deutsche Politiklandschaft gekommen ist. So geht die Regierung offensichtlich neue Wege, um den weiteren Ausbau und die Nutzung erneuerbarer Energien zu beschleunigen. Der Ausstieg aus der Atomenergie wird nun offenbar vorangetrieben. Und auch in Fragen der Mobilität, der Entwicklung neuer Antriebe beim Auto gibt es mehr staatliche Unterstützung.
    Offen bleibt für mich dennoch die Frage, ob die Demokratie als politisches System, in dem wir leben, die Herausforderungen, vor denen wir stehen, wirklich erkennt und in der Lage ist, jetzt schnell und konsequent zu handeln, im Interesse aller. Die Zeit für endlose Debatten und sinnlose Scheinkämpfe zwischen den Parteien innerhalb eines Landes oder auf internationalen Klimakonferenzen ist aus meiner Sicht längst abgelaufen. Es gilt eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten, um das Fortbestehen dieses Planeten zu gewährleisten. Die Handlungsunfähigkeit von Regierungen aufgrund ihrer Abhängigkeiten von der Wirtschaft muss einem gemeinsamen Bündnis mit gemeinsamen Interessen weichen.
    Die Wirtschaftsform des Kapitalismus, die Basis unseres Gesellschaftssystems, mit der Maxime des ständigen Wachstums, des stetigen Strebens nach Gewinn und Kapitalvermehrung unter Ausbeutung aller Ressourcen, steht dabei den sozial-ökologischen Notwendigkeiten entgegen und wird damit an ihre Grenzen kommen. So bleibt für mich die Frage offen, wie flexibel das Prinzip Kapitalismus sich auf die Probleme einer globalisierten Wirklichkeit mit Klimawandel einstellen kann. Es ist für mich klar, dass der Staat endlich seine Verantwortung
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