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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten
Autoren: Philip K. Dick
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wäre.« Wo Mr. Lars Inc. steht, dachte er, wäre nur noch ein Loch. Sauber, scharf umrissen, ohne jeden Schaden für die angrenzenden Hochhäuser. Und in ungefähr sechs Sekunden erledigt.
    »Ich halte Sie für verrückt«, sagte Morris. »Sie sitzen hier Tag für Tag an Ihrem Schreibtisch, sehen sich Lilos Entwürfe an und schnappen langsam über. Jedesmal, wenn Sie in eine Trance verfallen, werden Sie um ein Stückchen weniger.« Seine Stimme klang rauh. »Das kostet Sie zuviel. Und eines Tages wird ein TV-Befrager Sie festhalten und sagen: ›Was tut sich denn so, Mr. Lars?‹ und Sie werden etwas sagen, das Sie besser für sich behalten hätten.«
    Dr. Todt, Schwester Elvira Funt, der Mann von KACH, alle betrachteten ihn mit Betroffenheit, aber keiner tat oder sagte etwas. Lars starrte die Wand an und den echten Utrillo, den Maren Faine ihm zu Weihnachten 2003 geschenkt hatte.
    »Reden wir von etwas anderem«, sagte er. »Von etwas, das nicht wehtut.« Er nickte Dr. Todt zu, der schmaler und priesterlicher aussah als je zuvor. »Ich glaube, psychologisch bin ich jetzt bereit, Doktor. Wir können den Autismus anregen, wenn Sie Ihre Apparaturen und was sonst noch alles parat haben.« Autismus – ein feiner Ausdruck, würdevoll.
    »Zuerst möchte ich ein EEG machen«, sagte Dr. Todt. »Nur als Sicherheitsfaktor.« Er schob das EEG-Gerät nach vorn. Die Vorbereitungen für den Trancezustand des Tages, in dem er den Kontakt mit dem vorgegebenen gemeinsamen Universum, dem koinos kosmos, verlor, und der Eintritt in jenes andere, rätselhafte Reich, anscheinend ein idios kosmos, eine rein private Welt, begann. Aber es war eine rein private Welt, in der ein aisthesis koine, ein gemeines Etwas, weilte.
    Was für eine Methode, sich sein Geld zu verdienen, dachte Lars.

    3

    Grüße! sagte der Brief, zugestellt durch Sofortpost. Sie sind aus Millionen Ihrer Freunde und Nachbarn ausgewählt worden.
    Sie sind jetzt ein Beisitzer.
    Das kann nicht sein, dachte Surley G. Febbs, als er den Vordruck ein zweitesmal überflog. Größenmäßig war es ein bescheidenes Dokument, sein Name und die Nummer waren einkopiert. Es sah nicht bedeutsamer aus als eine Mitteilung vom Verwaltungsausschuß seines Wohngebäudes, die ihn aufforderte, über eine Mietpreiserhöhung abzustimmen. Und trotzdem war es hier in seinem Besitz, ein konkreter Nachweis, der ihm unfaßbarerweise Zugang zur Festung Washington, D. C., und ihrem unterirdischen Kreml, dem am schärfsten bewachten Punkt im Wes-Block, verschaffen würde.
    Und nicht als Tourist.
    Sie haben mich als typisch eingestuft! sagte er zu sich selbst. Als er das auch nur dachte, fühlte er sich schon typisch. Er fühlte sich wunderbar und mächtig und ein wenig beschwipst, und das Stehen fiel ihm schwer. Seine Beine wankten, er ging unsicher durch sein Miniatur-Wohnzimmer und setzte sich auf sein ionisches Faulpelz(imitiert)-Sofa.
    »Aber ich weiß ja, warum sie mich ausgesucht haben«, sagte Febbs leise. »Weil ich über Waffen alles weiß.« Eine Autorität; das war er, infolge der vielen Stunden – sechs oder sieben am Abend, weil, wie bei jedem anderen, seine Arbeitszeit in letzter Zeit von zwanzig auf neunzehn Wochenstunden verringert worden war – in denen er in der Zweigstelle der Stadtbücherei von Boise, Idaho, Bildungsbänder studierte.
    Und nicht nur eine Autorität für Waffen. Er konnte sich mit absoluter Klarheit an jedes Faktum erinnern, das er je in sich aufgenommen hatte – wie beispielsweise über die Herstellung von Rotglas im Frankreich des frühen dreizehnten Jahrhunderts. Ich kenne genau den Teil des byzantinischen Reiches, aus dem die Mosaiken der römischen Zeit stammten, die man einschmolz, um das kostbare Rotglas zu erhalten, sagte er zu sich und triumphierte. Es wurde langsam Zeit, daß einer wie er, mit universellem Wissen, Mitglied von UN-W Natsek wurde, anstelle der üblichen Schwachköpfe der Fak-Zeitungen und natürlich die Sportberichte und Trickfilmstreifen und, versteht sich, das schmutzige Zeug vom Sex, und auf andere Weise ihre leeren Gehirne mit giftigem, massenweise produziertem Abfall verseuchten, der bewußt hervorgebracht wurde von den großen Konzernen, die, wenn man sich auskannte, in Wahrheit das Sagen hatten – etwa IG Farben. Ganz zu schweigen von den viel größeren Elektronik, Lenksystem- und RaketenTrusts, die sich später entwickelt hatten, wie die Beimler AG, Bremen, die in Wahrheit General Dynamics und IBM und General Electrics
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