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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten
Autoren: Philip K. Dick
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sie bewerten, wenn sie vom Prototyp zur Autofab-Produktion übergegangen sind, hatte General Nitz verkündet. Aber was dieses Anfangsstadium betrifft ... er hatte Lars vielsagend angesehen.
    Der blasse, kahlköpfige junge Mann von KACH zündete sich eine altmodische – und verbotene Zigarette an und sagte: »Mr. Lars, wir haben noch mehr. Es interessiert Sie vielleicht nicht, aber da Sie ohnehin zu warten scheinen ...« Er griff tief in die Mappe.
    »Ich warte, weil ich das hasse«, sagte Lars. »Nicht, weil ich noch mehr sehen möchte. Gott behüte.«
    »Hmm.« Der Mann von KACH zog eine weitere Hochglanzaufnahme 20 x 25 heraus und lehnte sich zurück.
    Es war eine nichträumliche – aus großer Entfernung, vielleicht sogar von einem Optik-Spähsatelliten aufgenommene und dann rekonstruierte – Aufnahme von Lilo Toptschew.

    2

    »Ah, ja«, sagte Lars überaus vorsichtig. »Darum hatte ich gebeten, nicht wahr?« Inoffiziell, versteht sich. Als eine Gefälligkeit von KACH für ihn persönlich, ohne jede schriftliche Festlegung – mit dem, was Leute von früher kalkuliertes Risiko‹ nannten.
    »Daraus läßt sich nicht viel entnehmen«, räumte der Mann von KACH ein.
    »Ich kann gar nichts daraus entnehmen.« Lars funkelte rätselnd.
    Der Mann von KACH zuckte mit professioneller Nonchalance die Achseln und sagte: »Wir versuchen es erneut. Sie geht nirgends hin und unternimmt nichts, wissen Sie. Man läßt sie nicht. Es könnte sich um bloße Tarnung handeln, aber es heißt, ihre Trancezustände träten unfreiwillig ein, in einem pseudo-epileptoiden Schema. Möglicherweise ausgelöst durch Drogen, wie wir vermuten, ganz unter uns, versteht sich. Man möchte nicht, daß sie mitten auf einem öffentlichen Weg hinstürzt und von einem ihrer alten Bodenfahrzeuge plattgewalzt wird.«
    »Sie meinen, man möchte nicht, daß sie in den Wes-Block flieht.«
    Der Mann von KACH gestikulierte philosophisch.
    »Habe ich recht?« fragte Lars.
    »Leider nicht. Miss Toptschew erhält ein Gehalt wie der maßgebliche Mann dort, Marschall Paponowitsch. Sie hat eine Dachwohnung in einem Hochhaus, ein Dienstmädchen, Butler, Mercedes-Benz-Schwebewagen. Solange sie mitarbeitet ...«
    »Nach diesem Bild kann ich nicht einmal feststellen, wie alt sie ist«, sagte Lars. »Geschweige denn, wie sie aussieht.«
    »Lilo Toptschew ist dreiundzwanzig.«
    Die Bürotür ging auf, und klein, schlampig, unpünktlich, kurz davor, entlassen zu werden, aber unentbehrlich, zauberte sich Henry Morris in ihren Bezugsrahmen.
    »Irgendwas für mich?«
    »Kommen Sie her«, sagte Lars. Er deutete auf das Bild von Lilo Toptschew.
    Der Mann von KACH legte das Bild hastig in die Mappe zurück.
    »Geheim, Mr. Lars! 5/5. Sie wissen ja. Nur für Ihre Augen bestimmt.«
    »Mr. Morris ist meine Augen«, sagte Lars. Offenkundig war das einer von den schwierigeren Funktionären bei KACH. »Wie heißen Sie?« fragte Lars und hielt den Füllhalter bereit.
    Nach einer Pause ließ sich der Mann von KACH zurücksinken.
    »Ein ipse dixit, aber – tun Sie mit dem Bild, was Sie wollen, Mr. Lars.« Er legte es wieder auf den Schreibtisch. Henry Morris kam heran, um sich darüberzubeugen. Die Augen waren zusammengekniffen, die Miene finster, die Hängebacken schwabbelten, während er sichtbar kaute, als versuche er, aus dem verschwommenen Bild etwas Konkretes herauszubeißen.
    Der Bildsprecher auf Lars' Schreibtisch gongte, und seine Sekretärin, Miss Grabhorn, sagte: »Anruf aus dem Büro in Paris. Miss Faine persönlich, glaube ich.« Die winzigste Spur Mißbilligung in ihrer Stimme, eine kaum merkliche Kälte.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Lars zu dem Mann von KACH. Aber dann, den Füllhalter noch immer erhoben, fügte er hinzu: »Ich möchte trotzdem Ihren Namen wissen. Für alle Fälle. Sollte es doch einmal sein, daß ich mich mit Ihnen in Verbindung setzen möchte.«
    Der Mann von KACH sagte widerstrebend, als offenbare er etwas Abscheuliches: »Don Packard, Mr. Lars.« Er bewegte nervös die Hände. Die Frage stürzte ihn in seltsame Verlegenheit.
    Nachdem Lars das aufgeschrieben hatte, schaltete er den Bildsprecher ein, und das Gesicht seiner Geliebten tauchte auf, von innen beleuchtet wie eine hellhäutige, dunkelhaarige Kürbiskopflaterne.
    »Lars!«
    »Maren!« Seine Stimme klang zärtlich, nicht grausam.
    Maren Faine rief stets seinen Beschützerinstinkt wach. Und trotzdem ärgerte sie ihn so, wie es ein geliebtes Kind hätte tun können. Maren wußte nie, wann sie
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