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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Autoren: Katia Fox
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gewagt, gegen mich zu intrigieren?«
    »Die Schmiedin hat Euer Ohr gekauft!«, rief Thibault und spielte seinen letzten Trumpf aus. Das Stimmengewirr schwoll an. »Oder ist es etwa nicht wahr, dass Ihr das Schwert, das Ihr so stolz am Gürtel tragt, niemals in Auftrag gabt und auch nie bezahlt habt?« Der junge König fasste verwirrt nach Runedur.
    »Ihr seid ein Betrüger, Mylord, der sich mit fremdem Eigentum schmückt. Ein Dieb, Euer Vater würde sich schämen, wüsste er davon!«
    Der junge König ging langsam auf Thibault zu, aber der ließ sich nicht einschüchtern und sprach weiter.
    »Runedur gehört mir. Mein Gold und meine Edelsteine sind es, die Euch zieren!« Thibault schlug sich mit der Faust auf die Brust. »Es ist mein Schwert!«, schrie er wie von Sinnen. Sein Gesicht war verzerrt. »Und sie!«, er packte Ellen am Arm, »sie gehört ebenfalls mir!« Blitzschnell riss er Ellen an sich und hielt ihr einen kleinen Dolch an den Hals.
    Die Männer an seiner Seite wichen erschrocken zurück.
    Der junge König wurde vor Wut so blass wie ein Leintuch. Langsam, fast genüsslich zog er Runedur aus der Scheide und ging auf Thibault zu, ohne Ellen zu beachten. »Ihr glaubt also, das Schwert gehöre Euch? – Gut, dann sollt Ihr es haben!« Der junge Henry fixierte Thibault mit eisigem Blick, näherte sich ihm bis auf Armeslänge und versenkte das Schwert bis zum Heft in Thibaults Brust, ohne auch nur einen einzigen Gedanken an Ellens Sicherheit zu verschwenden.
    Thibault klammerte sich an ihrer Schulter fest und ließ den Dolch fallen.
    Ellen zitterte am ganzen Leib.
    »Ihr werdet das Erbe Eures Vaters nie antreten – ich verfluche Euch!«, röchelte Thibault mit letzter Kraft und brach zusammen.
    Der junge Henry zog das Schwert aus dem Körper seines einstmaligen Freundes und wandte sich an seine Ritter. »Wehe jedem meiner Feinde und jedem Verräter!«, rief er grimmig und streckte den Schwertarm siegessicher in die Höhe. Blut troff von der Klinge auf den Steinboden.
    Armand, der Bote, wurde abgeführt. Er war schuldig, und niemanden interessierte, welches Schicksal ihn erwartete.
    Der junge Henry setzte sich wieder auf seinen Thron, und zwei Soldaten trugen den blutbesudelten Leichnam Thibaults fort.
    Die Ritter nahmen ihre Gespräche wieder auf, und der großeSaal lag ruhig und friedlich da, als sei nichts geschehen. Nur der Blutfleck auf dem Boden erinnerte noch an die grausige Tat.
    Ellen stand da wie versteinert, aber niemand beachtete sie. Der König hatte in Kauf genommen, dass Thibault sie mit letzter Kraft ebenfalls tötete, und hatte sich nicht mit der kleinsten Geste an sie gewandt, nachdem alles vorbei gewesen war! Ellen war zutiefst enttäuscht. Thibault war tot, aber sie empfand weder Freude noch Genugtuung. Alles, was sie fühlte, war Wut. Ohne um Erlaubnis zu fragen, verließ sie die Halle und hastete zurück zu ihrer Unterkunft. Auf dem Weg richtete sich eine dicke Ratte vor ihr auf. Ellen verpasste ihr einen wütenden Fußtritt und fühlte sich danach ein wenig besser.

    Am nächsten Tag wollte Baudouin sie in der Werkstatt aufsuchen und begegnete ihr schon vor der Schmiede. »Ich werde morgen aufbrechen, um Guillaume zurückzuholen! Der junge König ist entschlossen, alles zu tun, um gegen seinen Vater bestehen zu können. Was liegt da näher, als seinen besten Berater zurückzugewinnen? Dass Yquebœuf und Coulonces an der Intrige gegen Guillaume beteiligt waren, ist zwar durchgesickert, aber ich denke, sie können mit königlicher Milde rechnen. Der junge Henry braucht jetzt jeden Mann«, erklärte Baudouin, als sei in der vergangenen Nacht nichts Ungewöhnliches geschehen.
    Ellen aber konnte es nicht vergessen. Thibaults Finger hatten auf ihrer Schulter schmerzende blaue Flecken hinterlassen, und das Bild des blutigen Leichnams ließ sich nicht aus ihrem Kopf verdrängen. Sie versuchte, sich auf Baudouins Stimme zu konzentrieren, aber auch das gelang ihr nicht. Das Kind in ihrem Leib boxte und trat sie. Mit einem Mal fühlte Ellen den Boden unter ihren Füßen wanken. Er schien unsicher wie Treibsand zu werden, während in ihren Ohren ein Bergbach rauschte.
    »Ellenweore!«, rief Baudouin erstaunt und fing sie auf, als sie ohnmächtig wurde.

    Ellen erwachte in einer winzigen Kammer. Es war bereits helllichter Tag, und sie war allein. Im ersten Augenblick dachte sie, man hätte sie eingesperrt, aber dann fiel ihr ein, was geschehen war, und sie fühlte ängstlich nach ihrem Bauch. Er war
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