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Das Kriegsbuch

Das Kriegsbuch

Titel: Das Kriegsbuch
Autoren: James Sallis (Hrsg)
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derart ab, daß er sich aus der Gefahrenzone retten konnte, als nun die anderen drei auf Weed eindrangen.
    Weed sprang von der Veranda in den Schlamm des Hofes. Die Männer umkreisten sich wachsam. Immer wieder versuchte Weed vorzuspringen und einen seiner Angreifer zu töten. Und stets biß sich Saura auf die Fingerknöchel. Um Veries willen wünschte sie, daß Weed gewann, doch sie hatte auch Angst, daß er sie hart bestrafen würde, weil sie ihn nicht vor der Bande gewarnt hatte. Weed griff Jay an, und King sprang im gleichen Augenblick vor, aber Weed konnte noch rechtzeitig zurückweichen.
    Saura spürte fast Weeds Furcht, spürte, wie er vorsichtig zurückwich, aus Angst, im Schlamm auszurutschen, was seinen sicheren Tod bedeutet hätte. Sie spürte, wie der Regen sein Gesicht besprühte und sich dort mit dem kalten Schweiß vermischte und ihm in die Augen rann. Einen Augenblick lang hatte sie Mitleid mit ihm, aber es war ohnehin zu spät. Dann sah sie Jay weit ausholend losspringen, während Weed mit der Axt parierte, und sie erkannte seinen Fehler sofort.
    King sprang nämlich ebenfalls vor, und Weed brachte seine Axt nicht herum. Saura erstarrte und krampfte ihre Finger in ihre Hüfte, als das Messer bis zum Griff in Weeds Flanke drang. Sie spürte den schneidenden Stahl, als hätten sich ein paar Tropfen Regenwasser einen Weg unter seinen Mantel gebahnt, und sie sah, wie er ausglitt und zu Boden ging. Und mit diesem Niedergang schien auch sie alle Kraft zu verlassen. Weed schrie kurz auf, als Knifeson rücksichtslos einen zweiten Stich anbrachte. Als er ein zweites Mal schrie, schlug ihm Jay mit der Keule den Kopf ein. Nachdem ihre Arbeit getan war, nahmen die Männer ihrem Opfer die Kleidung ab und kamen wieder ins Haus.
    Saura blickte zu dem Körper unter dem Apfelbaum hinüber und wandte der Tür den Rücken. »Sehen wir nach dem Schwein«, sagte sie zu Verie. Sie wendeten es gerade im Herd, als die Bande wieder hereinpolterte.
    »… heimzahlen, daß sie uns nicht gewarnt hat«, sagte Knifeson.
    »Später«, befahl King.
    »Der macht dir keinen Kummer mehr«, sagte Knifeson zu Saura, und der andere lachte. Als Alice das La chen hörte, lachte er mit, doch die anderen hatten schon wieder aufgehört.
    Als es wieder ruhig war, konnte Saura hören, wie der Regen auf das Dach plätscherte und herablief. Das Geräusch erinnerte sie an das Wasser auf dem Herd, das eben zu kochen begonnen hatte. »Das Schwein ist halb gar«, sagte sie, um das Schweigen zu brechen.
    »Dann wollen wir essen«, sagte King. Jay nahm Alices Leine und folgte den anderen an den Tisch. Ali ce setzte sich auf den Boden hinter Jay.
    Saura nahm ein Holzbrett, das Weed gemacht hatte, legte das Schwein darauf und stellte es vor die Männer hin. Sie ließ die Kartoffeln im Herd – in der Hoffnung, daß sich die Männer am Schwein sattessen würden, so daß auch für sie und Verie noch etwas übrigblieb.
    Saura zündete zwei Talglampen an, während sie den Männern beim Anschneiden zusah. Die Lampen stanken nach Fett, gaben jedoch ein Licht, bei dem man essen konnte. Zuletzt schloß sie die Lüftungsklappe, damit sich der Herd etwas abkühlte und das Holz nicht so schnell verbrannte. Sie setzte sich vor den Herd auf den Boden und beobachtete die Männer beim Essen und horchte auf das Knurren ihres Magens. King schnitt sich die eine Keule ab, Knifeson die andere. Nachdem somit jeder sein Stück hatte, reichten sie ihre Messer an Longpole und Jay weiter, die sich die Vorderstücke nahmen. Als Longpole fertig war, ließ er das Messer im Brustkorb des Schweins stecken und begann an seiner halbgaren Portion zu nagen.
    Jay dagegen behielt das Messer in der Hand und schnitt Stücke vom Rücken des Schweins ab, die er Alice hinwarf. Sobald Alice den Aufprall spürte, tastete er mit den Füßen umher, bis er das Fleischstück gefunden hatte. Dann hielt er es zwischen den Füßen, beugte sich nach vorn und riß mit den Zähnen kleine Bissen heraus.
    Saura war angewidert und fasziniert zugleich. Die Männer aßen ausnahmslos sehr geräuschvoll; sie kauten mit offenem Mund und schoben sich das Gekaute, wenn es einmal herausfiel, mit der Hand wieder zwischen die Zähne.
    Als King mit seinem ersten Knochen fertig war, warf er ihn Saura zu. »Das kannst du haben«, sagte er.
    Auch Jay und Longpole warfen ihr die Knochen hin; nur Knifeson ließ seinen zu Boden fallen und rollte ihn mit dem Fuß hin und her. Er machte sich nicht die Mü he festzustellen, ob
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