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Das Kind, das deinen Namen traegt

Das Kind, das deinen Namen traegt

Titel: Das Kind, das deinen Namen traegt
Autoren: Michelle Reid
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Traurigkeit aus ihren blauen Augen vertreiben wollte. Manchmal, ja manchmal war er so zärtlich, so liebevoll, dass Claudia fast sicher war, dass er viel mehr für sie empfand, als er zugeben mochte.
    Nochmals küsste sie ihn sanft auf den Mund und lächelte ihn an, während sie mit den Fingerspitzen durch sein weiches Haar strich. Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht. Michael nahm Claudias Hand, drückte einen zarten Kuss auf die Innenfläche und sah ihr schweigend in die Augen. Dann drehte er sie in seinen Armen um und führte sie zurück ins Schlafzimmer.
    Nachdem er ihr behutsam aus dem Bademantel geholfen hatte, schob er sie aufs Bett und deckte sie zu.
    "Arme Claudia", sagte er leise und streichelte ihre Wange. "Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass dir diese 'Tage' früher schon so zu schaffen gemacht haben."
    "Das liegt nur an diesen blöden Hormonen", versuchte sie zu scherzen und lächelte Michael an.
    "Hhmm." Nachdenklich saß er an ihrem Bett, hielt ihre Hand und strich ihr sanft durchs Haar. "Sollen wir es morgen abend lieber lassen?"
    Claudia verstand sofort, was er meinte. "Ja", antwortete sie matt. "Lassen wir es bleiben."
    Sie hatte die einzige Ausrede benutzt, die ihr für ihr seltsames Verhalten eingefallen war, und hatte sich damit das letzte Wochenende mit ihm verpatzt. Wie weh das tat!
    Michael begehrte sie nur wegen ihres schönen Körpers. Doch das hatte sie schon von Anfang an gewusst. Warum also tat es dann nur so weh, wenn er diese Tatsache mit seinem Verhalten bestätigte? Um sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, wechselte Claudia schnell das Thema. "Warum hat es denn mit deinem Geschäftsessen nicht geklappt?"
    Michael richtete sich auf, und seine Miene verfinsterte sich. "Die ... die wussten anscheinend nicht, was sie wollten", antwortete er steif. Dann lächelte er wieder. Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen flüchtigen Kuss. "Verschlaf das ganze Wochenende, wenn du möchtest. Ich glaube, ein paar ruhige Tage werden uns beiden guttun. Nächste Woche will ich meine Mutter besuchen und für kurze Zeit dort bleiben. Wenn ich dann fix und fertig dort ankomme, mäkelt sie nur die ganze Zeit an mir herum", scherzte er.
    "Und was ist mit den Theaterkarten?"
    Michael stand auf, zuckte die Schultern und ging auf die Tür zu. "Ich finde bestimmt jemanden, der sie gebrauchen kann." Anscheinend war ihm der Theaterbesuch nicht so wichtig. "Schlaf gut, Claudia, gute Nacht."
    Er warf ihr noch ein kurzes strahlendes Lächeln zu, ging hinaus und schloss leise die Tür hinter sich. Claudia hörte noch, wie die Wohnungstür ins Schloss fiel, dann war sie allein.
    Am Montagmorgen, als Michael gerade in einer Sitzung war, klingelte das Telefon auf Claudias Schreibtisch, und eine Frau mit rauer Stimme wünschte Michael zu sprechen. "Es tut mir leid, Mr. Latham ist bei einer Besprechung und möchte nicht gestört werden", antwortete Claudia kühl. "Kann ich ihm etwas ausrichten, oder soll er Sie später zurückrufen?"
    Die Frau am anderen Ende der Leitung seufzte. "Könnten Sie ihm bitte sagen, Dianne Stone sei am Apparat. Dann hat er sicher einen Moment Zeit für mich."
    Verwundert runzelte Claudia die Stirn. An eine Dianne konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern. "Ich könnte ihn anrufen und fragen, aber das wäre ihm bestimmt nicht recht."
    Instinktiv war Claudia misstrauisch gegen diese Frau.
    "Ach, vielleicht ist es auch nicht so wichtig..." sagte Dianne und kicherte albern. "Michael kann sehr resolut sein, nicht wahr? Und er hat mich ausdrücklich gebeten, ihn nicht im Büro anzurufen... aber ich... ich wusste nicht so recht... Am Samstagabend, als wir uns trafen..."
    Claudia war, als ob ihr die Kehle zugeschnürt wurde, während Dianne einen Moment schwieg.
    "Wissen Sie, wir wollen heute abend wieder zusammen essen gehen, aber ich bin verhindert..."
    Wie angewurzelt saß Claudia auf ihrem Stuhl und bekam mit einemmal keine Luft mehr.
    "Ich bin Fotomodell, wissen Sie, und muss ganz unerwartet nach Paris..."
    Diannes Zögern verriet ihre Unsicherheit. Sie war sich selbst im Zweifel, welche Rolle sie in Michaels Leben spielte. Trotz des Schocks über die Entdeckung, dass es noch eine Dianne für Michael gab, konnte Claudia ihr gut nachfühlen. Bei Michael wusste man selten, woran man war.
    "Wird er sich über meinen Anruf ärgern? Was glauben Sie?" fuhr Dianne fort.
    Er wäre außer sich vor Wut, würde ich eher sagen, dachte Claudia verbittert.
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