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Das Keltenkreuz

Das Keltenkreuz

Titel: Das Keltenkreuz
Autoren: Jason Dark
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ketteten Sie ihn an?«
    »Wir mußten es tun. Er hat getobt. Er hat geschrieen. Er wollte alles zertrümmern, und er wollte morden!« erklärte Cameron mit lauter Stimme. »Ja, killen!«
    »Sie?«
    »Wahrscheinlich auch. Zuvor hat er es bei anderen versucht.«
    »Hatte er Erfolg damit?«
    »Einer meiner Waldarbeiter wurde umgebracht. Durch seine eigene Motorsäge. Ich glaube nicht, daß ich noch deutlicher werden muß, Mr. Sinclair.«
    »Nein, das brauchen Sie nicht. Aber Sie hätten Brown der Polizei übergeben können.«
    Cameron winkte ab. »Unsinn! Hier ist er besser aufgehoben. Außerdem hätten mir die Dorfpolizisten nicht geglaubt oder hätten sich in die Hose gemacht. Der Tod meines Arbeiters wurde als Unglücksfall deklariert. Den Einfluß habe ich zum Glück noch, wenn man Cameron heißt und Clanchef ist. Aber ich vergaß den Tod nicht, und auch nicht die Veränderung in den Augen des Mörders.«
    »Die irgendwoher stammen müssen.«
    »Das weiß ich selbst.«
    »Haben Sie einen Verdacht?«
    Bisher waren Camerons Antworten auf meine Fragen stets prompt erfolgt. Das änderte sich nun, denn er schwieg ziemlich lange. Er senkte sogar den Blick, und seine Hände drehten sich um das Metallrohr, wobei sie ein Quietschen hinterließen.
    »Nun?«
    »Ja, den habe ich.«
    »Welchen?«
    Duncan Cameron schüttelte seinen mächtigen Schädel. »Nein, nicht jetzt, später, wenn wir allein sind.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Kümmern Sie sich jetzt um ihn. Sie kennen sich doch aus in diesen Fällen. Das hat sich schon bis zu uns hier oben herumgesprochen. Sehen Sie zu, daß Sie ihn ans Reden bekommen, aber geben Sie acht, denn er kann urplötzlich explodieren, da ihm die Ketten schon einen Spielraum lassen. Es würde mich nicht freuen, wenn er plötzlich seine Stirn in Ihr Gesicht rammt.«
    »Das paßt mir auch nicht.«
    »Gut.«
    Curly Brown hatte kein einziges Wort gesprochen. Er lag unbeweglich auf seinem Bett, wobei ich davon ausging, daß er uns sehr gut verstanden hatte. Ich versuchte es zunächst auf die normale Art und Weise. »Können Sie mich hören, Mr. Brown?«
    Er sagte nichts.
    »Wollen Sie mir keine Antwort geben?«
    Bei ihm trat eine Veränderung ein. Die Augendeckel senkten sich etwas.
    Das Gesicht bekam einen etwas lauernden Ausdruck. »Wer bist du?« hauchte er mir entgegen. »Was willst du hier?«
    »Mit Ihnen reden.«
    »Hau ab! Hau schnell ab! Ich kenne dich nicht. Ich will nicht mit dir sprechen.«
    Cameron nickte heftig. »Wie gehabt«, sagte er und fluchte. »Alles wie gehabt. Auch bei mir hat er sich angestellt. Aber geben Sie acht. Wenn er durchdreht, erleben wir hier so etwas wie eine Hölle. Er ist nicht so harmlos, wie er aussieht.«
    Das konnte ich mir vorstellen. Nur wurde ein Mensch nicht grundlos so gezeichnet. Die Kreuze in den Augen waren ein Zeichen, ein Makel und zugleich ein Hinweis darauf, zu wem er tatsächlich gehörte, und ich machte mich schon auf etwas gefaßt.
    »Ich werde nicht gehen, Curly. Im Gegenteil, wir beide werden uns unterhalten.«
    »Nein!«
    Ich tat so, als hätte ich seine Antwort nicht gehört. »Mich interessieren nun mal die Kreuze in Ihren Augen. Wieso? Weshalb haben Sie das Zeichen des Bösen bekommen?«
    Jetzt lächelte er nicht mehr, sondern zeigte ein scharfes Grinsen, als sollten die Mundwinkel die Ohren berühren. »Es ist kein Zeichen des Bösen. Es ist ein Zeichen der Macht. Der Dunklen Macht. Verstehst du?« Seine Stimme hatte zunächst grollend geklungen. Bei den letzten Worten aber war sie höher und schriller geworden und hinterließ in meinen Ohren ein unangenehmes Echo.
    »Ja, ich habe Sie gehört. Nur würde ich gern wissen, wer oder was sich hinter dieser Dunklen Macht verbirgt.«
    »Alles«, flüsterte er. »Alles, was uns Menschen glücklich macht. Und ich sage euch, daß sie nicht schläft. Ich habe sie erlebt, andere ebenfalls. Da könnt ihr mich noch so anketten und gefangenhalten. Irgendwann ist alles anders. Da schlage ich zurück. Und ich weiß auch, daß ihr Angst vor mir habt. Ich bin nicht so wie ihr. Ich bin anders, und ich bin stärker, denn mich beschützt die Dunkle Macht.«
    »Man sieht es in deinen Augen.«
    Sein Mund verzerrte sich noch stärker, als er sagte: »Richtig. In den Augen, nur in den Augen! Aber es ist auch in meinem Innern, war ihr nicht erkennen könnt, im Gegensatz zu mir. Ich weiß genau Bescheid, und ich spüre meine Stärke.« Zum erstenmal bewegte er seine Hände, und wir konnten das leise Klingeln der
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